Immer mehr deutsche Schafzüchter greifen beim Schutz ihrer Herden vor Wolfsrudeln auf ein ungewöhnliches, aber bewährtes Mittel zurück: auf Wachesel, die es mit jedem Wolf aufnehmen.

Es ist tatsächlich so: Der Wolf ist seit einigen Jahren wieder in Deutschland heimisch – und in manchen Regionen zusehends ein Problem. In mindestens fünf Bundesländern gibt es mittlerweile wieder Wölfe, Experten schätzen, dass derzeit ca. 25 Rudel mit insgesamt bis zu 200 Tieren existieren, in den letzten zwei Jahren hat sich die Zahl nahezu verdoppelt. Kein Wunder also, dass immer mehr Wolfsattacken und tödliche Angriffe auf Schafe, Ziegen und andere Nutztiere aktenkundig werden – und Bauern und Tierzüchter zusehends verunsichert sind und nach Schutzmöglichkeiten vor den Wölfen suchen.

Immer häufiger greifen sie auf eine Variante zurück, die bei manchen vielleicht Schmunzeln hervorruft, die aber – im wahrsten Sinn des Wortes – Hand und Huf hat: nämlich auf Esel. Esel gehören zwar wie Pferde zu den Equiden und haben sonst auch  manche Gemeinsamkeit mit ihnen, aber einen entscheidenden Unterschied: Der Fluchtinstinkt ist bei Eseln deutlich schwächer ausgeprägt – wohl deshalb, weil er aufgrund seines ,trippelnden' Ganges deutlich langsamer ist als seine flinken, hochbeinigen Verwandten und Flucht für ihn daher keine Rettung bedeutet.

Dafür sind Esel äußerst wehrhaft: Wer nicht schnell weglaufen kann, muss eben ein tüchtiger und furchteinflößender Kämpfer sein, um zu überleben. Und das sind Esel. In vielen Regionen der Welt werden sie zum Schutz von Viehherden eingesetzt – in Afrika verwendet man Esel sogar dazu, Ziegenherden vor Geparden und Leoparden zu schützen. Esel sind – mit ihrem markerschütternden, heiseren Geschrei – eine ausgezeichnete ,Alarmanlage', mit ihrem kräftigen Gebiss können sie erhebliche Verletzungen zufügen und mit ihren Hufen jeden Feind zentimetergenau treffen (was sich dieser spätestens nach der ersten Begegnung auch gut merkt).

In Niedersachsen sowie Sachsen-Anhalt greifen – nachdem die Wolfsattacken in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben – immer mehr Schafzüchter auf ,Wachesel' zurück, die sich in die Herden integrieren und auf ihre Kameraden Tag und Nacht aufpassen. „Die Schreie, die ein Esel bei Gefahr ausstößt, sind schon furchterregend", wird ein Züchter in einem Bericht der FAZ zitiert. Die Schafe scharen sich bei Wolfsattacken instinktiv um die Esel, die ihnen Schutz und Abwehr bieten. Außerdem haben die meisten Esel eine tiefe Abneigung gegen Wölfe – waren doch jahrtausendelang Wölfe der natürliche Feind des Esels. Das haben die Esel nicht vergessen (und sind daher häufig auch Hundehasser, leider...).