Die ReiterInnen im Wienerwald schlagen Alarm und bitten um Unterstützung: Durch die mangelhafte Pflege und Instandhaltung vorhandener Reitwege wird das Angebot immer mehr eingeschränkt – einige Streckenbereiche stellen zudem ein erhebliches Sicherheitsrisiko für Pferd und ReiterIn dar. Mit einer Online-Petition möchte man auf die Probleme aufmerksam machen.
Es ist ein Hilferuf und ein Alarmschrei – denn die NutzerInnen des Reitwegenetzes Wienerwald fühlen sich von der Politik, vor allem aber von den Österreichischen Bundesforsten, dem größten Grundbesitzer im Wienerwald, im Stich gelassen. Sie zahlen zwar für die Nutzung der Reitwege – doch deren pferdegerechte Instandhaltung und Betreuung lässt leider zu wünschen übrig, zudem sei an manchen Streckenabschnitte die Sicherheit von Pferden und Menschen nicht gewährleistet. Hier die Petition, die von der Wienerin Claudia Aschour veröffentlicht wurde, im Wortlaut:
„Pferdemenschen, Reiterinnen und Reiter im Großraum Wien wollen das Naherholungsgebiet Wienerwald mit dem Pferd nutzen können – so wie es Radfahrende, Wandernde oder auch Hundebesitzer:innen tun.
Während oben genannte Nutzergruppen den Wald kostenlos zur Erholungs- und Hobbyzwecken nutzen dürfen, sieht die aktuelle Regelung einen Kostenbeitrag für die Nutzungserlaubnis mit Pferd vor. Reiter:innen in der Reitregion Wienerwald zahlen einen Jahresbeitrag von derzeit 152,– € für die Nutzung mit Hufeisen markierter Wege. Selbst dann, wenn das Pferd ohne Sattel am Strick geführt wird, bestehen die ÖBF auf Zahlung dieser Gebühr und an die Bindung ausgewiesener Wege (entgegen dem Wortlaut im Forstgesetz).
Doch entgegen der Kommunikation der ÖBF ist das Angebot an pferdegerechten Reitwegen mangelhaft. Leider nehmen die ÖBF auch bei der Instandhaltung bestehender Reitwege (welche meist über Forststraßen laufen) keine Rücksicht auf pferdegerechte Ausführung:
– Forststraßen werden seit 2021 zu modernen „Forstautobahnen“ umgebaut: Sie werden mit Grobschotter „befestigt“ und in Stand gesetzt, auch dann, wenn sie als Reitwege zur Nutzung freigegeben sind. Grobe Schotterwege sind heute ein nahezu flächendeckendes Problem in der gesamten Reitregion und sind auch für Nutzergruppen wie Wandernde oder Radfahrende problematisch.
– Einige Strecken im Reitwegenetz führen direkt entlang von Landesstraßen und stellen ein großes Sicherheitsrisiko dar. Motorräder, LKW und Autos brettern mit 100 km/h dicht an den Pferden vorbei.
– Für das Reiten freigegeben Wege werden ohne Ankündigung ersatzlos gesperrt. Das passiert auch dann, wenn der zugrundeliegende Vertrag zwischen dem Verein Reitregion Wienerwald und ÖBF Ersatz vorsehen würde.
– Wichtige Anfragen bzgl. Wartung sowie Anregungen zur Verbesserung der Reitwege, werden von uns Reiter:innen an den Verein Reitregion Wienerwald mitgeteilt. Der Verein filtert und leitet an die zuständigen Ansprechpersonen bei den ÖBF weiter. Leider erfolgt seitens ÖBF, wenn überhaupt, eine stark verzögerte Rückmeldung (manche Antworten lassen wochenlang auf sich warten, andere erfolgen nie, trotz mehrfacher Nachfrage).
All das treibt mich als Einzelperson an, es öffentlich anzusprechen und um Unterstützung zu bitten. Im Gegensatz zu Spaziergängen mit Hund oder Radtouren bin ich als Freizeitreiterin an die Wege um den Stall gebunden. Diese Beschränkung betrifft auch viele andere Reiter:innen.
Das macht sichere Reitwege und ein gut funktionierendes Reitwegenetz aus:
1 Direkter Anschluss an das Reitwegenetz für jeden Reit- bzw. Einstellbetrieb innerhalb der Reitregion Wienerwald.
2 Damit verbunden mind. 2 Rundwege zu jeweils etwa 1 h sowie Alternativen durch Anbindung an das restliche Reitwegenetz.
3 Sichere Reitwege abseits von Freilandstraßen! Um das Gefahrenpotential durch motorisierten Individual- und Schwerverkehr zu reduzieren.
4 Reitwege frei von grobem Schotter, die in allen Gangarten sicher zu bereiten sind. Bei Neuanlage oder Sanierung von Forststraßen Verwendung von „bindigem“ Schotter und Ausführung einer feinkörnigen Deckschicht. Alternativ Ausführung & Instandhaltung eines gut reitbaren Seitenstreifens wie vertraglich vereinbart.
5 Fairplay seitens ÖBF: Bereitstellung von Ersatzwegen bei längerfristigen Wegesperren, wie vertraglich vereinbart.
6 Shared Trails: Freigabe von markierten Wanderwegen bei angemeldeten Wanderritten.
Die Forderungen repräsentieren mehr als meine persönliche Wünsche. Gespräche mit Pferdeliebhabern, Stallbetreibern und dem Verein Reitregion Wienerwald zeigen, dass diese Petition im Namen vieler steht. Die Unterschriftenaktion "Stoppt die Steinzeit" nach meinem offenen Brief 2021 wurde von über 500 Menschen unterstützt, was die Bedeutung sicherer und pferdefreundlicher Reitwege in der Reitregion Wienerwald unterstreicht.
Die Erweiterung der Reitwege in der Region bietet zahlreiche Vorteile. Durch ein erweitertes Netzwerk können Konflikte zwischen verschiedenen Nutzergruppen vermieden werden. Die Umwelt wird geschont, da weder Pflanzen noch Tiere Schaden nehmen. Als Fluchttiere werden Pferde von anderen Tieren nicht als Bedrohung angesehen. Bestehende Wege wie Forststraßen, Rückewege und Wanderwege werden durch Hufabdrücke nicht beeinträchtigt. Pferdemist trägt auf natürliche Weise zur organischen Düngung bei, verbessert den Boden und fördert die Bodenbiodiversität.
Gemeinsam können wir Veränderungen bewirken! Die Sicherheit und pferdefreundliche Instandsetzung der Reitwege in der Reitregion Wienerwald ist essentiell. Das Reitwegenetz bildet eine wichtige Grundlage für zahlreiche Betriebe in der Region. Ihre Unterstützung ist von großer Bedeutung, um diese Ziele zu erreichen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!"
Ein berechtigtes Anliegen, wie wir finden – deshalb bitte hier die Petition „Stopp der Steinzeit" unterstützen!!!
PS: Eine ebenfalls betroffene Reiterin hat auf ihrer Facebook-Seite ein eindrucksvolles Video dazu gepostet, das die Probleme mehr als deutlich aufzeigt: Nur weil ein wichtiges Wegstück des Reitnetzes nicht benutzbar ist (Reitverbot!), sind AusreiterInnen zu einem gefährlichen Umweg gezwungen, der nicht nur eine Unterführung beinhaltet, sondern bei dem auch eine Furt zu durchqueren ist, die direkt auf eine Landesstraße führt, wo Motorräder, Autos und LKWs mit 100 km/h vorbeibrettern – wirklich ziemlich gruselig anzuschauen und ein eklatantes Sicherheitsrisiko! Wir sind, offen gesagt, einigermaßen betroffen, dass die Bundesforste hier noch nicht tätig geworden sind, um eine Lösung zu finden – und werden an dem Thema dranbleiben!