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Judiths Blog: Was mit Pferden wirklich Freude macht, Teil 3
23.04.2024 / Blogs

Judith Oberngruber und Clarcoon im Parcours.
Judith Oberngruber und Clarcoon im Parcours. / Foto: privat

Judith Oberngruber ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.

 
In meinen letzten beiden Artikeln habe ich von konkreten Entwicklungen bei meinen Pferden berichtet, die mir wirklich Freude gemacht haben. Beide Male waren es Grundprobleme, die es zu lösen galt. Nun war ich am überlegen: Was macht mir Freude, nachdem wir diese Themen erfolgreich lösen konnten? Es sind keine neuen Lektionen, keine eindrucksvolle Trabverstärkung oder fliegende Wechsel, nein. Wirklich Freude macht all das, wenn es mit Leichtigkeit geschieht!

Damit meine ich nicht, dass das Pferd alles von selbst macht. Weil es weiß, dass auf der kurzen Diagonalen ein Wechsel kommt, braucht es kein Zutun von mir, damit mein Pferd umspringt. Oder, dass ich, ohne einen Tropfen Schweiß vergossen zu haben, nach der Einheit aus dem Sattel steige. Keineswegs, denn wie kann ich meinen Partner unter mir gut unterstützen, wenn ich mich nicht entsprechend anstrenge?

In Wirklichkeit ist es für mich als Amateur einfach schon herausfordernd, eine ganze Einheit hindurch die Körperspannung zu halten. Abgesehen von der Konzentration auf die Reaktionen meines Pferdes, braucht es auch Muskelkraft und Energie für die Stabilität mit gleichzeitiger Flexibilität. Zumindest für mich ist das so.

Wirklich Freude macht es mir, wenn mein Partner Pferd so aufmerksam zuhört, dass nur der kleinste Hinweis von mir dazu führt, dass es meine „Wünsche“ so gut wie es geht, auf dem Ausbildungsniveau, wo es sich gerade befindet, ohne Zögern umsetzt. Nicht mehr und nicht weniger.  Es nimmt nichts vorweg und es lässt sich nicht ein zweites Mal bitten. Auch, wenn gerade das nicht leicht ist, aber sich leicht anfühlt, dann bekomme ich eine Idee von Gleichklang, Harmonie und eben Leichtigkeit.

Ein gutes Beispiel dafür sind Übergänge, vor allem von einer höheren Gangart in eine niederere. Mein Pferd galoppiert raumgreifend, verkürzt die Galoppsprünge aufgrund meiner Gewichtshilfe, nimmt den treibenden Schenkel an, bringt die Hinterhand unter den Körper und gleitet bei meinem Ausatmen in den Trab. Ohne Stocken, schwungvoll mit schwingendem Rücken und gespitzten Ohren setzt es den Weg in der neuen Gangart fort und wartet darauf, was als nächstes kommt. Ach, ich liebe es, wenn unsere Kommunikation so „leicht“ funktioniert.

Allerdings ist genau das, nämlich, dass es leicht aussieht – bzw. man wenig bis gar nichts sieht – sehr schwer zu erarbeiten. Immer wieder sieht man heftigere Einwirkungen. Natürlich sollte der Weg immer von stärkerer zu feinerer Einwirkung sein. Aber manchmal sind Pferde abgelenkt oder de-sensibilisiert. Dann wird es nicht zuhören, wenn eine feine Hilfe kommt. Aber der Anspruch muss immer dahin sein, sich zu hinterfragen, was muss ich tun, damit mich mein Pferd versteht. Manchmal ist gerade bei Pferden, die verlernt haben, auf feine Hinweise überhaupt zu reagieren, wichtig die Waffen zu entschärfen. Ohne Trense oder auch mit ganz langen Zügeln zu reiten. Im leichten Sitz einfach mal vorwärts zu galoppieren, um die Freude an der Bewegung wiederzufinden. Es kann auch helfen, statt tagtäglich Lektionen zu üben, einfach mal spielerisch Pylonen zu umkurven. Balken, Cavaletti und vieles mehr können uns dabei unterstützen das Pferd wieder am Tun zu interessieren.

In jedem Fall, wenn etwas nicht klappt, so weiterzumachen wie bisher, bringt nur Kampf und Frustration beim Pferd ebenso wie beim Reiter.

Mein Tipp zu mehr Leichtigkeit:

Lasst euch doch einmal filmen und betrachtet das Gesamtbild. Wo sieht es krampfig aus und was könnte ich ändern, um zu feinerer Einwirkung und mehr Leichtigkeit zu kommen?

Ich hatte immer irgendwie verkrampfte Schultern und ich federte (wackelte) in der Mittelposition zu viel. Hier half mir die Vorstellung mit dem Oberkörper immer eine Nuance in Bewegungsrichtung zu federn, dabei die Schultern fallen zu lassen und die Hände mit abgewinkelten Ellenbogen vor mir tragen, bzw. ebenfalls leicht in Richtung Pferdemaul zu federn. Seitdem ist meine Hand stabiler und meine Schulterpartie nach dem Reiten deutlich entspannter.
 
Viel Freude mit euren Lieblingen beim Genießen der Leichigkeit
wünscht eure
Judy

www.emotion-works.at
www.freudepferd.at

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