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Paralympics 2024 in Paris: Thomas Haller will es wissen
09.07.2023 / News

Thomas Haller mit seinem Herzenspferd Diorella in der Salzburgarena.
Thomas Haller mit seinem Herzenspferd Diorella in der Salzburgarena. / Foto: Stefanie Nini Schädel
Thomas Haller und Trainer Ernst Mayr bei der Paradressur-EM 2013 in Herning (DEN).
Thomas Haller und Trainer Ernst Mayr bei der Paradressur-EM 2013 in Herning (DEN). / Foto: hallerpromotion

Er ist Unternehmer, Buchautor, Coach und Motivator und zählt zu den erfolgreichsten Para-Reitsportlern Österreichs: Thomas Haller hat bereits an fünf Paralympics teilgenommen – und möchte auch in Paris 2024 wieder dabeisein, wie er im ProPferd-Interview verrät.
 
ProPferd: Man kann sich kaum vorstellen, dass Sie als Kind große Angst vor Pferden hatten. Wie kam es zu dem Wandel und Ihrer Leidenschaft zu Pferden?

Thomas Haller: Über die Hippotherapie bin ich zum Reitsport gekommen. Das Pferd dieser Hippotherapie war ein Haflinger, zu dem ich großes Vertrauen hatte, da es Pferde mit einem sehr ruhigen Gemüt sind, und es waren natürlich auch immer Therapeuten und ein Pferdeführer mit dabei. Als ich meine erste richtige Reitstunde an der Longe hatte, bin ich gleich einmal runtergefallen. Der Reitlehrer hat das einzig Richtige gemacht und mich einfach gleich wieder draufgesetzt. Dadurch habe ich nach und nach immer mehr Vertrauen beim Reiten bekommen.

ProPferd: Wann sind Sie zu Ihrem ersten eigenen Pferd gekommen?

Thomas Haller: Mein allerstes Pferd war ein Haflinger mit dem ich im Jahr 1983 oft Wanderreiten gegangen bin. Mit diesem Pferd bin ich quer durch Österreich geritten und hatte dabei großen Spaß.
Mein erstes Dressurpferd war dann eine Lipizzaner Stute. Sie war das erste Dressurpferd, mit dem ich die Lizenz gemacht habe. Sie war ein holländisches Warmblut, mit dem ich Turniere gegen Menschen ohne Einschränkungen geritten bin.

ProPferd: Welche Voraussetzungen muss ein Pferd haben, das für den Para-Reitsport eingesetzt wird?

Thomas Haller: Im Grunde muss es nervenstark sein und die Möglichkeit haben, sich auf das jeweilige Handicap des Reiters einzustellen. Das ist individuell verschieden. Trotzdem muss das Pferd genug Ausstrahlung besitzen, um im Dressurviereck bei den Richtern auch genug Punkte zu bekommen.

ProPferd: Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Pferde aus?

Thomas Haller: Es sollte einen sehr guten Schritt, gute Bewegung im Trab, Nervenstark, nicht „elektrisch" am Schenkel, aber auch nicht zu faul sein. Neben diesen Kriterien spielt natürlich auch die Sympathie/Harmonie zwischen Pferd und Reiter eine große Rolle.

ProPferd: Sie haben fünf Mal an den Paralympics und jeweils vier Mal an Weltmeisterschaften und Europameisterschaften teilgenommen. Welches Ihrer eingesetzten Pferde war für Sie mit allem versehen, was ein Pferd für diesen anspruchsvollen Turnier-Reitsport braucht?

Thomas Haller: Diese Frage ist schwierig zu beantworten, denn ein 100%iges Pferd, mit dem ich wirklich um Medaillen mitreiten kann, habe ich bis jetzt eigentlich noch nicht gefunden. Das liegt natürlich nicht nur am Pferd. Es fließt natürlich mein Handicap bzw. meine Möglichkeiten zu trainieren mit ein. Ich hatte aber eine Stute mit dem Namen Diorella, die so nervenstark war, dass ich mit ihr sogar „Inklusions-pas de deux“ geritten bin, beispielsweise mit Hannes Mayr, am Wiener Rathausplatz bei der Global Champions Tour und in der Wiener Stadthalle beim Fest der Pferde. Mit ihr habe ich auch an Paralympics teilgenommen. Sie war sehr nervenstark und wirklich einzigartig, das hat sie ausgemacht. Dennoch war sie etwas schwieriger unter den Schwerpunkt zu reiten.

ProPferd: Wie wird ein Para-Pferd trainiert?

Thomas Haller: Im Grunde auch nicht anders als andere Pferde. Wobei das Wichtigste ist, dass Harmonie zwischen Pferd und Reiter herrscht. Natürlich zu dem auch, dass sich das Pferd gut auf das Handicap des Reiters einstellen kann.

ProPferd: Sie haben für die Paralympischen Sommerspielen 2024 in Paris eine klare Ansage gemacht. Wie sehen hierfür Ihre Vorbereitungen aus?

Thomas Haller: Das stimmt, ich habe erwähnt, dass ich gerne noch reiten würde – aber nur dann, wenn ich die Chance auf eine Medaille habe. Ich selbst glaube, dass ich von meinem Alter und meiner Gesamtkonstellation noch zweimal die Möglichkeit hätte anzutreten, nämlich in Paris und Los Angeles (2028) anzutreten.  Ob sich Paris ausgehen wird oder nicht hängt sehr von meiner Verfassung und die der Pferde ab. Fairerweise muss ich sagen, dass die Zeit für Paris etwas knapp ist. 

ProPferd: Woher nehmen Sie bei dem Zeitaufwand noch die Motivation, gemeinsam mit Johannes Mayrhofer und Ihren Teams das internationale Para-Turnier in Stadl-Paura zu organisieren?

Thomas Haller: Durch meine tolle Frau Samantha, meine hervorragenden MitarbeiterInnen und auch vielen freiwilligen Helfern, ist für mich der Zeitaufwand persönlich gar nicht so groß. Ich versuche, meine Ideen und Vorschläge einzubringen. Wie sich beim letzten Turnier gezeigt hat, sind diese wieder wunderbar umgesetzt worden. Es ist mir eine Herzensangelegenheit. Sehr dankbar bin ich auch, dass sich der ORF wieder bereiterklärt hatte, einen Bericht zu bringen. Die Sendung wurde am 08.06.2023 auf ORF Sport Plus ‚Ohne Grenzen‘ ausgestrahlt.
Ein internationales Para-Turnier zu veranstalten, das funktioniert selbstverständlich nur mit Unterstützern und Sponsoren. Umso trauriger finde ich es, dass der eigene Österreichische Pferdesportverband zwar die österreichischen Sportler für dieses Turnier unterstützt hat, jedoch keinerlei Interesse gezeigt hat, die Veranstaltung selbst zu unterstützen. Ohne eine Unterstützung von allen Beteiligten wäre so eine Veranstaltung und somit eine Teilnahme der Parareiter gar nicht erst möglich.

ProPferd: Abschließend natürlich die Frage nach Ihrem Paralympischen Pferd für Paris 2024 – wie sieht's damit konkret aus, was können Sie uns dazu verraten?

Thomas Haller: Hier sind wir noch am Sondieren, welche Möglichkeiten wir haben. Das Wichtigste bei der Vorbereitung eines Pferdes für solch ein Großereignis ist es,  ihm viele verschiedene, möglichst große Turnierplätze zu zeigen und es für ein derartiges Umfeld vorzubereiten und zu desensibilisieren. Es wird sich zeigen, bei welchem Pferd das am besten gelingt.

ProPferd: Herzlichen Dank für das Gespräch – wir wünschen alles Gute und viel Erfolg!
 
Das Interview mit Thomas Haller führte Britta Bruckmüller-Schweinhage.

Über Thomas Haller
Thomas Haller, geb. 1965, hat im Laufe seiner langen sportlichen Karriere an insgesamt fünf Paralympischen Sommerspielen teilgenommen – Sydney 2000 (AUS), Athen 2004 (GRE), Peking 2008 (CHN), London 2012 (GBR) und Rio de Janeiro 2016 (BRA). Seine beste Platzierung war dabei der 4. Platz in Sydney 2004 im ,Mixed-Dressur-Champ. Grade II'. Außerdem nahm Thomas Haller an vier Paradressur-Weltmeisterschaften (Aarhus 1999, Moorsele 2003, Hartpury 2007 und Lexington 2010) sowie an vier Paradressur-Europameisterschaften (Anadia 2002, Kristiansand 2009, Moorsele 2011 und Herning 2013) teil.

Doch nicht nur im Reitsport, sondern auch beruflich ist der Niederösterreicher überaus erfolgreich unterwegs: Er gründete 1986 mit dem ersten Taxi das Kranken- und Behinderten-Transport-Unternehmen ,hallermobil', das heute ein führender Spezialist für die Beförderung von Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist, mit mittlerweile 200 MitarbeiterInnen und 115 Fahrzeugen – eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte!

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