Ein japanisches Forscherteam konnte zeigen, dass eine speziell konzipierte Decke zur Kühlung von Pferden möglicherweise wirksamer ist als Wasser oder Ventilatoren – ganz besonders für Pferde im Stallbereich.
Die Kühldecke wurde nach dem Vorbild von Kühlwesten entwickelt, die beim Menschen bereits mit Erfolg verwendet werden. Fotos: Yuki Ojima et.al.
Hitzestress ist ein ernstes Problem für viele Nutztiere und auch für Pferde – das sich in Zukunft durch den Klimawandel und den weltweiten Temperaturanstieg noch weiter verschärfen dürfte. Viele Reit- und Rennpferde verbringen den Großteil ihrer Tage im Stall – dennoch gibt es nur wenige Berichte und Studien über wirksame Methoden zur Reduzierung von Hitzestress bei Pferden im Stallbereich.
Diese Forschungslücke wollte ein Team der Kitasato Universität in Japan rund um Yuki Ojima schließen – und führte eine Studie mit dem Ziel durch, die Wirksamkeit einer Eis- bzw. Kühldecke bei Pferden in heißer und feuchter Umgebung festzustellen.
Frühere Studien haben gezeigt, dass Wasservernebler (Sprühnebel-Anlagen) und kühles Wasser die Körpertemperatur von Pferden wirksam senken und Hitzestress bekämpfen können, so die Forscher einleitend. Diese sind jedoch nicht in allen Situationen ideal, insbesondere wenn Pferde im Stall stehen: „Wenn ein Pferd längere Zeit mit nassen Hufen im Stall verbringt, entwickeln sich Bakterien und Pilze“, so Yuri Ojima, was u.a. zu Strahlfäule führen kann. Und obwohl auch Ventilatoren häufig zum Kühlen von Pferden eingesetzt werden, hat sich gezeigt, dass Ventilatoren weitaus weniger wirksam sind als die Kühlung mit Wasser.
Dies brachte Ojima und seine Kollegen letztlich auf die Idee einer Eis- bzw. Kühldecke für Pferde: In den letzten Jahren haben Studien an Menschen gezeigt, dass Kühlwesten die Hauttemperatur, die Herzfrequenz und die wahrgenommene Belastung wirksam senken. Da diese Westen im Vergleich zur Anwendung von Wasser weitgehend trocken bleiben, wollte das japanische Forscherteam herausfinden, ob eine nach vergleichbarem Muster konzipierte Kühldecke eine effektive Option zur Bekämpfung von Hitzestress bei Pferden sein könnte.
Das Team befestigte insgesamt 8 Eispacks an einer leichten Baumwolldecke (mit Waffelmuster). Bei mehreren Vorab-Tests hatten die Forscher sichergestellt, dass die Eispacks an den Kontaktpunkten bei den Pferden zu keiner Verkühlung führen und sich über einen Zeitraum von fünf Stunden in der Sonne auch nicht zu stark erwärmen und so eine effektive Kühlwirkung beibehalten.
Die Kühldecke mit den Eispacks wurde so konzipiert, dass sie drei Bereiche des Pferdekörpers kühl halten sollte: die Vorderseite des Rückens, den hinteren Teil des Rückens und die Lenden. Für die Testreihe wurden insgesamt 20 gesunde Pferde, die entweder an der Veterinärschule der Kitasato-Universität oder in einem örtlichen Privatstall gehalten wurden, herangezogen. Im Rahmen der Tests wurden fünf wesentliche Gesundheits-Parameter (Hautoberflächentemperatur, Herzfrequenz, Atemfrequenz, Rektaltemperatur und Cortisolkonzentration im Plasma) überwacht.
Messdaten wurden dreimal täglich – um 10 Uhr, um 12.30 Uhr sowie um 15 Uhr – erhoben, wobei in einem Crossover-Design zunächst ohne Decke (Kontrollgruppe) und dann mit Decke – bzw. umgekehrt – gemessen wurde. Die Pferde wurden an Studientagen im Stall gehalten (Teil ihres normalen Tagesablaufs) und nicht trainiert. Die Forscher führten die Studie an Tagen durch, an denen die Umgebungstemperatur voraussichtlich 25 °C übersteigen würde.
Die Ergebnisse zeigten ein eindeutiges Bild: Die Hautoberflächentemperatur im Rückenbereich nahm bei aufgelegter Kühldecke mit fortschreitender Abkühlzeit ab, während sie sich bei den Pferden ohne Decke nicht veränderte. Ebenso sanken auch Herzfrequenz, Atemfrequenz und Plasma-Cortisolspiegel nur bei aufgelegter Kühldecke – nicht jedoch bei den Pferden ohne Decke. Mit anderen Worten: Die Kühldecke zeigte einen klaren, abkühlenden Effekt und führte bei den damit ausgestatteten Pferden zu einer deutlich geringeren gesundheitlichen Belastung.
Eindeutig: Die Plasma-Cortisol-Konzentration – ausgedrückt als Mittelwerte – als Indikator der Stressbelastung zeigt die deutliche Abnahme mit fortschreitender Kühldauer bei der Testgruppe (IB), die mit der Kühldecke ausgestattet war. Grafik: Yuki Ojima et.al.
Das Resümee der WissenschaftlerInnen fiel daher positiv aus: „Die in der vorliegenden Studie verwendete Decke hatte den Vorteil, dass sie eine sanfte Kühlung des Pferdekörpers ohne den Einsatz von Wasser oder Ventilatoren ermöglichte. Die Anwendung dieser Methode sollte eine wirksame Reduzierung des Hitzestresses nicht nur bei Pferden, sondern auch bei anderen im Stall gehaltenen Säugetieren ermöglichen.“ Weitere Untersuchungen seien erforderlich, um festzustellen, wie effektiv die Kühldecke bei Pferden unmittelbar nach dem Training wirke, so Yuki Ojima.
Die Studie „Effect of Cooling Blanket on the Heat Stress of Horses in Hot and Humid Environments" von Yuki Ojima, Suzuka Torii, Yosuke Maeda und Akihiro Matsuura ist am 20. Sep. 2022 in der Zeitschrift ,animals' erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.