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Risiko von Depressionen nach Gehirnerschütterung bei Frauen weitaus höher
24.10.2023 / News

Unfälle im Sport sind häufig Ursache von Gehirnerschütterungen – doch deren Folgen sind bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich, wie die aktuelle Untersuchung zeigt.
Unfälle im Sport sind häufig Ursache von Gehirnerschütterungen – doch deren Folgen sind bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich, wie die aktuelle Untersuchung zeigt. / Symbolfoto: Archiv/Julia Rau

Laut Forschern ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen nach einer Gehirnerschütterung oder einer anderen traumatischen Hirnverletzung eine Depression entwickeln, fast 50 % höher als bei Männern.

 

Die Ergebnisse basieren auf einer Analyse von neun Studien mit fast 700.000 Menschen und wurden kürzlich auf der Jahrestagung der „American Society of Anaesthesiologists“ vorgestellt. „Die meisten Studien, die den Zusammenhang zwischen traumatischen Hirnverletzungen und Depressionen belegen, konzentrieren sich auf Männer“, so Dr. Isaac Freedman, Hauptautor der Studie und Assistenzarzt für Anästhesiologie am Massachusetts General Hospital und der Harvard Medical School in Boston (USA). Und er fügt hinzu: „Unsere Studie stellt den bisher hochwertigsten wissenschaftlichen Beweis dafür dar, dass das Geschlecht eines Patienten das Risiko einer Depression nach einer traumatischen Hirnverletzung beeinflusst.“

Etwa 1,5 Millionen Amerikaner erleiden jedes Jahr eine traumatische Hirnverletzung, die zu langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen wie Gedächtnisverlust und Verhaltensänderungen führen kann. Häufige Ursachen bei Männern sind Schläge auf den Kopf durch einen Gegenstand, ein Autounfall, Selbstverletzung (z. B. durch eine Waffe) und Körperverletzung. Bei Frauen sind Stürze und Partnergewalt häufige Ursachen.

Weitere häufige Ursachen sind Traumata im Zusammenhang mit dem Militärdienst und Gehirnerschütterungen bei der Sportausübung. Frauenfußball hat von allen Kontaktsportarten die höchste Rate an Gehirnerschütterungen, wie kürzlich eine diesbezügliche Studie ergab. „Frauen, die häufiger an fußballbedingten, wiederholten Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen leiden, haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Depressionen“, wie Co-Autor Dr. Mani Sandhu, Assistenzarzt für Neurochirurgie an der University of Iowa, hervorhob.

Dr. Freedman betonte, dass Frauen sich des Risikos einer Depression nach einer Hirnverletzung bewusst sein sollten, auch wenn sie in der Vergangenheit keine psychischen Probleme hatten, und sie sollten wissen, auf welche Anzeichen und Symptome sie achten und wann sie Hilfe suchen müssen. Ärzte sollten sich des höheren Risikos bewusst sein und möglicherweise eine Untersuchung auf Depressionen bei Frauen in Betracht ziehen, wenn sie eine Gehirnerschütterung hatten.

Die Forscher analysierten neun Studien mit 691.364 Menschen, die ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatten. Davon waren 360.605 Frauen. Schätzungsweise 105.755 von ihnen (29,3 %) entwickelten eine Depression. Von den 330.759 Männern entwickelten in den Studien schätzungsweise 72.432 (21,9 %) eine Depression. Das bedeutete, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, bei Frauen um 48 % höher war als bei Männern.

Warum solche Hirnverletzungen bei Frauen eher zu Depressionen führen, ist noch nicht endgültig geklärt und sollte im Rahmen weiterer Forschungen untersucht werden. Es ist jedoch bekannt und auch wissenschaftlich bestätigt, dass Frauen insgesamt häufiger an Depressionen leiden als Männer, und man geht davon aus, dass dies mit hormonellen Schwankungen in Zusammenhang steht.

„Der daraus resultierende Unterschied in den Gehirnschaltkreisen zwischen Männern und Frauen in Kombination mit Faktoren wie mangelnder sozialer Unterstützung, sozioökonomischem Status und unzureichenden Behandlungsmöglichkeiten kann dazu führen, dass einige Frauen anfälliger für eine Depression infolge einer Gehirnerschütterung sind“, so Dr. Benjamin Gruenbaum, ein weiterer leitender Autor der Studie Studium und Assistenzprofessor für Anästhesiologie und perioperative Medizin an der Mayo Clinic in Jacksonville, Florida (USA).

Frauen sollten sich daher, so Dr. Freedman, der potenziellen Risiken einer Depression nach einer Kopfverletzung bewusst sein – auch wenn sie in der Vergangenheit keine psychischen Probleme hatten – und Anzeichen und Symptome kennen. Ärzte sollten unterdessen ernsthaft in Betracht ziehen, Frauen nach einem Schädel-Hirn-Trauma auf Depressionen zu untersuchen.

Der dringende Rat der Forscher: Um Hirnverletzungen vorzubeugen, sollte im Auto stets ein Sicherheitsgurt angelegt und beim Sport wenn möglich ein Helm getragen werden, ebenso beim beim Fahrrad- oder Scooter-Fahren. Wir dürfen ergänzen: Beim Reiten bzw. im Umgang mit Pferden sollte ein Helm immer eine Selbstverständlichkeit sein – hier hat sich in den letzten Jahren glücklicherweise viel im Bewusstsein von Pferdefreunden geändert.

Zur Veröffentlichung der „American Society of Anaesthesiologists“ geht’s hier!

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