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Früher Kontakt mit Allergenen stärkt Allergie-Resistenz

23.03.2015 / News

Untersuchungsergebnisse mit Islandpferden haben die Forscher auf die richtige Fährte gebracht.
Untersuchungsergebnisse mit Islandpferden haben die Forscher auf die richtige Fährte gebracht. / Foto: www.karinhaas.com

Der frühe Kontakt von Pferden mit Allergenen – in einem Alter, in dem sich ihr Immunsystem aufbaut – kann dabei helfen, widerstandsfähiger gegen Allergien zu werden, das legt eine neue Studie von Schweizer und britischen Forschern nahe.

 

In ihrer Untersuchung konnten Eman Hamza und ihre KollegInnen Jelena Mirkovitch, Falko Steinbach und Eliane Marti zeigen, dass der frühe Kontakt mit potentiellen Allergieauslösern die Toleranz gegenüber Allergenen in den regulatorischen T-Zellen erhöhen konnte. (Anmerkung: Regulatorische T-Zellen haben die Funktion, die Aktivierung des Immunsystems zu unterdrücken und tragen so dazu bei, die Selbsttoleranz des Immunsystems zu regulieren).

Säugetiere und damit auch Pferde haben ein sogenanntes adaptives Immunsystem, das ständigen Veränderungen während eines Lebens unterworfen ist. Der Kontakt des Immunsystems mit einer Vielzahl von Umweltreizen während des Erwachsenwerdens scheint dabei für die Entwicklung einer leistungsfähigen Immunabwehr essentiell zu sein.

Die Forscher stellten fest, dass lt. diverser Studien das Risiko, eine Allergie auszubilden, bei Menschen in ihrer frühen Kindheit entsteht. „Obwohl es immer noch Gegenstand von Diskussionen ist, ob ein intensiver Kontakt zu Allergenen in früher Kindheit  schützend wirkt oder für die Ausbildung einer Allergie sogar anfällig macht, weisen Experimente darauf hin, dass die Allergie-Resistenz durch den Kontakt mit Allergenen in der Umwelt gestärkt wird", so Eman Hamza und ihre KollegInnen. Diese Aussage haben sie im Rahmen ihrer Studie mit Pferden evaluiert.

Viele Pferde in Europa zeigen eine allergische Reaktion – ähnlich einer Neurodermitis – auf Insektenbisse, präzise gesagt auf den im Zuge der Blutaufnahme abgegebenen Speichel verschiedener Insektenarten. Diese allergische Reaktion tritt jedoch nicht in Island auf, da es dort die stechenden Mücken (Culicoides – Gnitzen bzw. Stechmücken) nicht gibt, die das Allergen übertragen könnten.

Doch mehr als die Hälfte aller Islandpferde, die als erwachsene Tiere von Island nach Europa exportiert werden, wo die Stechmücken vorkommen, bilden diese Allergie aus. Im Vergleich dazu weisen aber weniger als 10 % der in Europa geborenen Nachkommen dieser Pferde diese allergische Reaktion auf.

„Interessanterweise zeigt eine jüngere Studie, dass das Vorkommen dieser Überempfindlichkeit gegenüber Insektenbissen bei aus Island importierten Pferden offenkundig von ihrem Alter zum Zeitpunkt des Imports beeinflußt wird – also zum Zeitpunkt ihres ersten Kontakts mit dem Allergen", so die Forscher weiter. Pferde, die als Fohlen in einem Alter von 7 bis 10 Monaten nach Europa kamen, haben die Allergie nicht häufiger ausgebildet als Islandpferde, die in Europa geboren wurden. „Das weist darauf hin, dass der frühe Kontakt mit den allergieauslösenden Stoffen ein Schlüssel dazu ist, die Ausbildung einer Überempfindlichkeit gegenüber Insektenbissen zu verhindern."

Die Forscher haben Ihre Erkenntnisse im Rahmen eines breit angelegten Versuchsmodells gewonnen. Dabei analysierten sie im Labor Blutproben von insgesamt 44 klinisch gesunden Pferden verschiedener Rassen – Islandpferde, Schweizer Warmblüter, Freiberger – die alle in der Schweiz geboren und aufgezogen wurden. Die Gruppe schloss auch 19 Fohlen (Alter von 1 bis 5 Monaten), deren erwachsene Mütter sowie sechs Jährlinge ein. Sie suchten nach den für die Immunabwehr charakteristischen Zellen in den Fohlen und bewerteten deren Fähigkeit, die Immunabwehr zu unterdrücken. Die Ergebnisse waren schließlich eindeutig: Der Anteil an regulatorischen T-Zellen (FoxP3+) war bei Fohlen signifikant höher (47 %) als bei ihren Müttern (18 %) und den Jährlingen (25 %). Die T-Zellen der Fohlen zeigten auch eine deutlich höhere Fähigkeit, die Immunabwehr zu unterdrücken. Auch bei anderen T-Zellen (CD4+CD25high) bestätigte sich dies. Diese Erkenntnisse stützen die These, dass der Kontakt von Pferden zu allergieauslösenden Stoffen während des Erwachsenwerdens – also in der Lebensphase, in der sich ihr Immunsystem aufbaut – dabei geholfen hat, eine entsprechende Toleranz in den regulatorischen T-Zellen auszubilden.

Die Studie „Regulatory T Cells in Early Life: Comparative Study of CD4+CD25high T Cells from Foals and Adult Horses" ist in der Zeitschrift ,PLOS one' erschienen und kann hier im englischen Original nachgelesen werden.

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