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Stuten lieben Hengste mit tiefer Stimme
28.03.2015 / News

Stuten scheinen bei der Wahl des Hengstes wählerisch zu sein – und jene mit tiefem Wiehern zu bevorzugen.
Stuten scheinen bei der Wahl des Hengstes wählerisch zu sein – und jene mit tiefem Wiehern zu bevorzugen. / Foto: Simone Aumair

Forscher der Universität Rennes haben das Wiehern von Hengsten aufgenommen und seine Wirkung auf Stuten analysiert. Das Ergebnis: Die Pferde-Damen fühlten sich eher zu Hengsten mit tiefer Stimme hingezogen.

 

Wissenschaftler haben das Phänomen bereits beim Menschen nachgewiesen: Unsere Spezies bevorzugt – weitgehend unbewusst – Sexualpartner, die auf die eine oder andere Weise genetische Fitness ausstrahlen, sei es durch ihr Aussehen, ihre Kleidung, ihren sozialen Status etc. Und eines dieser ,Selektionskriterien' ist auch die Stimme. So konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden, dass Frauen tendenziell Männer mit tieferen Stimmlagen attraktiver und anziehender finden. Sogar bei Wahlentscheidungen sollen jene Kandidaten im Vorteil sein, die eine relativ tiefe Stimme aufweisen – wie etwa US-Präsident Barack Obama sowie die Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und Helmut Kohl.

Dass tiefe Stimmen als attraktiv empfunden werden, dürfte nach einer vor kurzem veröffentlichten Studie der Universität Rennes aber nicht auf Menschen allein zutreffen, sondern auch auf Pferde. In ihrer Untersuchung nahmen die Wissenschaftler das Wiehern von insgesamt 15 Hengsten auf und konnten nachweisen, dass unterschiedliche Stimmhöhen auch unterschiedliche Reaktionen bei den untersuchten Stuten auslösten.

Im Zentrum der Studie stand die Frage, nach welchen Mechanismen und mit welchen Techniken Stuten die Fruchtbarkeit von Hengsten eruieren, um einen optimalen Reproduktions-Partner für sich zu finden. Die Hypothese: Einer der möglichen ,Detektoren' für einen passenden Geschlechtspartner wäre dessen Stimme bzw. der Klang seiner Stimme (bzw. seines Gewiehers). Aus diesem Grund wurde neben der Tonaufzeichnung des Wieherns bei jedem der 15 Hengste die Herzschlagrate gemessen sowie eine Blut- und eine Spermaprobe entnommen und analysiert, um dessen tatsächliche Fruchtbarkeit festzustellen.

In der Versuchsanordnung wurde nun insgesamt 40 Stuten im Alter zwischen sieben und 27 Jahren die Tonaufnahme des Hengst-Gewiehers via Lautsprecher vorspielt. Ihre Reaktionen wurden mittels Videokamera dokumentiert und anschließend ausgewertet. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Stuten zeigten besonders deutliches Paarungsverhalten – z.B. Schweifschlagen – wenn sie Hengste mit tiefer Stimme zu hören bekamen. Und diese Hengste waren erstaunlicherweise auch größer, gelassener und deutlich fruchtbarer als ihre Geschlechtsgenossen mit höherer Stimmlage. Größere Stuten fanden die Stimmen von größeren Hengsten anregender.

„Unsere Daten bestätigen: Je tiefer die Stimme eines Hengstes, umso geringer ist auch seine Herzschlagrate – und umso größer ist seine Fruchtbarkeit. Sämtliche Versuchsanordnungen haben gezeigt, dass alle Stuten sehr genau zwischen hohen und tiefen Stimmlagen unterscheiden können – und dass sie tiefere Stimmen eindeutig anziehender finden. Interessanterweise bestätigen unsere Daten auch eine Verbindung zwischen dem Reproduktionserfolg – also einer gelungenen Fortpflanzung – und der Gelassenheit des Hengstes. Basierend auf dieser Studie können wir sagen, dass Stuten tatsächlich die Stimmen von größeren Hengsten mit niedriger Herzschlagrate und hoher Fruchtbarkeit bevorzugen."

Abschließend meinen die Forscher: „Unsere Untersuchung beweist, wie wichtig die stimmliche Kommunikation bei einer Spezies ist, die man bislang vor allem als visuell kommunizierende Wesen betrachtet hat. Die akustischen Signale von Hengsten könnten eine Rolle spielen, wenn eine neue Gruppe geformt wird und wenn sie um die Stuten werben – aber ebenso bei der sexuellen Stimulation oder der Aufrechterhaltung der Geschlechtsbeziehung in der Gruppe. So bevorzugen Stuten bei der Annäherung an fremde Hengste offensichtlich jene, die bei der ersten Kontaktaufnahme besonders viele akustische Signale von sich gegeben haben. Weiters lösen offenbar bestimmte Lautsignale der Hengste bei der Stute auch jene Verhaltensweisen aus, die dem Paarungsakt vorausgehen. Insgesamt bestätigen unsere Daten, dass nicht alle ,männlichen' Stimmlagen für Stuten gleich atraktiv sind – und das eröffnet weitere bioakustische Forschungsfelder bei der Reproduktion von Säugetieren."

Die Studie „Mares Prefer the Voices of Highly Fertile Stallions" ist im Journal PLOS one erschienen und hier nachzulesen. Am Ende des Artikels findet man auch eine Auswahl der verwendeten Stimmproben sowie Video-Aufzeichnungen des Stutenverhaltens.

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