Pferdedrama in Bad Sassendorf – alle Pferde versteigert 01.04.2015 / News
Über 900 Besucher waren am 31. März zur Zwangsversteigerung der insgesamt 79 Pferde und Ponys nach Bad Sassendorf gekommen. / Foto: Wilhelm Müschenborn Auktionator Volker Raulf war vom regen Interesse und den erzielten Erlösen positiv überrascht. / Foto: Wilhelm Müschenborn
Am 31. März fand auf dem Pferdegut in Bad Sassendorf-Elfsen, auf dem 87 Pferde beschlagnahmt worden waren, eine Zwangsversteigerung der beschlagnahmten Tiere statt. Das Interesse war enorm.
Rund 900 und damit etwa doppelt so viele Interessierte wie erwartet kamen auf das Gut in Bad Sassendorf-Elfsen, auf dem am Dienstag, 31. März 2015, 79 Pferde und Ponys aus einem Tierschutzfall verstigert wurden. Das enorme Interesse führte dazu, dass schließlich alle Tiere neue Besitzer fanden. Es handelte sich um den vorläufigen Schlusspunkt eines Verfahrens, in dem der Veterinärdienst des Kreises Soest den Eigentümern 87 vernachlässigte Pferde entzogen hatte.
Der Verlauf der öffentlichen Auktion zeigte, dass sich unter den Gästen viele ernsthafter Bieter fanden. Der beauftragte Auktionator Volker Raulf (MennrathS - Auktionen für Pferde und Landwirtschaft, Mönchengladbach) zeigte sich überrascht über die erzielten Erlöse. Die Kaufpreise lagen zwischen 350 und fast 5.000 Euro. Selbst die angebotenen Shetland-Ponys, aufgerufen für jeweils 50 Euro, gingen durchweg für rund 300 Euro an neue Besitzer. Insgesamt wurde ein Erlös von 118.000 Euro erzielt. Beim Kreis Soest sind bisher rund 45.000 Euro an Kosten und Gebühren angefallen. Der weitaus größte Teil davon diente zur Versorgung der Tiere. Das darüber hinaus eingenommene Geld steht eigentlich den Eigentümern zu. Doch mittlerweile haben auch Gläubiger der Halterfamilie ihre Ansprüche geltend gemacht.
Für den Erfolg machte Auktionator Volker Raulf auch den mittlerweile stark verbesserten Zustand der Pferde verantwortlich. „Die Veterinärbehörde und das beauftragte Team haben sehr gute Arbeit geleistet", lobte der Experte am Mikrofon in der zum Hof in Elfsen gehörenden Reithalle, in der die Versteigerung über die Bühne ging. Eine weitere Ursache begründete er am Rande der Veranstaltung: "Natürlich wären geringere Preise erzielt worden, wenn sich nicht interessierte Gäste in so großer Anzahl eingefunden hätten und die Profis unter sich geblieben wären. Auch das Mitgefühl für das Schicksal der Tiere spielte sicher eine Rolle."
Schon deutlich vor dem Besichtigungstermin ab 12 Uhr füllte sich das Gut in Elfsen mit Pferdetransportern und Fahrzeuggespannen mit Anhänger, so dass der Platz knapp wurde. Rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Veterinärdienstes sowie Polizei und Bad Sassendorfer Ordnungsamt hatten alle Hände voll zu tun, eine geordnete Anreise sicherzustellen. Eine große Herausforderung stellte auch das Verladen der Tiere dar, nachdem die Auktion gegen 18 Uhr nach dreieinhalb Stunden beendet worden war. Der Abtransport zog sich bis in die Abendstunden hin. An den vier Ställen sorgte jeweils ein verantwortlicher Tierarzt des Veterinärdienstes für einen reibungslosen Ablauf. Da es schon dunkel wurde, musste das um Amtshilfe gebetene Technische Hilfswerk mit Notstromaggregaten für Licht sorgen. Denn auf dem Gut stand Strom nur eingeschränkt zur Verfügung.
Quelle: Pressemitteilung Kreis Soest/Wilhelm Müschenborn
Dieses Video des Soester Anzeigers gibt einen Einblick in den Ablauf der Versteigerung und zeigt das riesige Besucherinteresse...
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87 Pferde wegen schwerer Vernachlässigung beschlagnahmt 12.03.2015 / News
Mehr als 60 % der beschlagnahmten Tiere befanden sich in einem unzureichenden Ernährungszustand (Symbolfoto). / Foto: Österreichischer Pferdeschutzverband
In einem Gestüt im deutschen Bad Sassendorf (Nordrhein-Westfalen) wurden 87 Pferde in die Obhut des zuständigen Veterinärdienstes gegeben. Die Tiere bleiben zwar weiterhin am Hof, Versorgung und Pflege stellen nun die Behörden sicher.
Es ist zweifellos einer der größten und spektakulärsten Fälle von Vernachlässigung, der in den letzten Jahren publik wurde – immerhin geht es um fast 90 Pferde, die ihren Besitzern entzogen und unter behördliche Aufsicht und Pflege gestellt wurden.
Der Veterinärdienst hatte den Hof schon seit mehr als zwei Jahren im Visier. Wegen Beanstandungen der Pferdehaltung war bereits im September 2013 eine Ordnungsverfügung mit Auflagen zur Versorgung der Pferde ergangen. Auslöser für das jüngste Einschreiten war der Tod einer älteren Schimmelstute am 6. März 2015, der die Behörden erneut auf den Plan rief. Der Leiter des Veterinärdienstes, Professor Dr. Wilfried Hopp, wurde hinzugezogen und diagnostizierte einen vollkommen unzureichenden Ernährungszustand des Tieres.
Darauf kontrollierten zwei Tierärzte und eine weitere Mitarbeiterin am 9. März das Gestüt. Viele der vorgefundenen Pferde waren abgemagert und befanden sich in einem schlechten Pflegezustand, standen auf einer Kotschicht. Die meisten Boxen wiesen kein Stroh auf. Die Stroh- sowie Futter- und Heuvorräte waren nach Eindruck der Kreis-Veterinäre vollkommen unzureichend. Da die Halter nicht angetroffen wurden, erfolgte nachmittags ein zweiter Besuch des Veterinärdienstes. Dabei wurde angeordnet, Vorräte für acht Tage vorzulegen sowie die Tiere auszumisten, sauber einzustreuen und zu füttern. Weil diese Auflagen bis zu einer Nachkontrolle am 10. März nicht erfüllt wurden, wurde die Ordnungsverfügung zur Wegnahme der Tiere erlassen. Die 87 Pferde, darunter auch 15 Shetlandponys, wurden den Haltern wegen erheblicher Vernachlässigung entzogen und in die Obhut des Veterinärdienstes des Kreises Soest gegeben. Die Tiere bleiben zwar weiterhin am Hof, die Versorgung haben die Kreisbehörden aber fachkundigen Personen übertragen und auf diese Weise sichergestellt.
Insgesamt fanden die Kreisveterinäre 52 von 87 Tieren, das sind über 60 Prozent, in einem unzureichenden Ernährungszustand vor. Wie der Pressedienst des Kreises Soest meldete, haben die Halter haben jetzt die Möglichkeit, Widerspruch gegen die getroffenen Maßnahmen einzulegen oder sich an das Verwaltungsgericht zu wenden.
Quelle: Pressestelle Kreis Soest
15.03.2015 - Pferde-Drama in Bad Sassendorf – viertes Pferd verstorben
Pferde-Drama in Bad Sassendorf – viertes Pferd verstorben 15.03.2015 / News
Ein großer Teil der beschlagnahmten Pferde befand sich in einem äußerst schlechten Ernährungszustand (Symbolfoto). / Foto: Österreichischer Pferdeschutzverband
Im Fall des Bad Sassendorfer Gestüts, auf dem 87 vernachlässigte Pferde den Haltern entzogen wurden, ist der Tod eines weiteren Tieres zu beklagen, das teilte der Kreis-Veterinärdienst in einer Aussendung mit.
Das Pferde-Drama auf einem Gestüt in Bad Sassendorf im Landkreis Soest in Nordrhein-Westfalen – ProPferd hatte darüber berichtet – geht weiter. Eine 20-jährige Stute, die sich am Donnerstag, den 12. März völlig entkräftet in ihrer Box hingelegt hatte und nicht mehr auf die Beine kam, musste eingeschläfert werden, um ihr weitere Leiden zu ersparen. „Leider haben wir diesen Kampf verloren. Das hat mir und meinen Kollegen sehr zugesetzt", so Professor Dr. Wilfried Hopp, Abteilungsleiter Veterinärdienst. Die genauen Ursachen für den schlechten Zustand sollen unter anderem mit pathologischen Untersuchungen im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Westfalen in Arnsberg ermittelt werden. „Die anderen Tiere sind aber, soweit zurzeit erkennbar, mittlerweile in einem stabilen Zustand", berichtet der Leitende Kreisveterinärdirektor, nachdem er sich am Freitagmorgen, 13. März 2015, die Pferde noch einmal angesehen hat.
Insgesamt vier Tiere sind es mittlerweile, denen nicht mehr zu helfen war und die vermutlich Opfer einer unzureichenden Ernährung wurden. Der erste Todesfall einer älteren Schimmelstute am 6. März hatte das Einschreiten des Veterinärdienstes ausgelöst – nach einer entsprechenden Kontrolle und nochmaliger Nachkontrolle wurde schließlich am 10. März die Beschlagnahmung sämtlicher 87 Pferde des Reiterhofes angeordnet. Einen Tag später – am 11. März – mussten zwei weitere etwa 20 Jahre alte Pferde eingeschläfert werden, auch sie waren so schwach und entkräftet, dass sie sich hingelegt haben und nicht wieder aufstehen konnten. Beide Pferde wurden zur pathologischen Untersuchung zum Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Westfalen in Arnsberg gebracht, um ihren Zustand beweissicher und gerichtsfest zu dokumentieren. Die behandelnden Tierärzte stoßen aufgrund der katastrophalen Ausmaße dieses Falls an ihre Grenzen: „Die Eindrücke, die auf mich und meine Kolleginnen und Kollegen im Zuge dieses Falles einwirken, sind nur schwer zu verkraften. Wir sind alle sehr betroffen", berichtet der Leitende Kreisveterinärdirektor Prof. Dr. Wilfried Hopp.
Unterdessen hat der Veterinärdienst mit Hilfe einer weiteren Ordnungsverfügung für die Halterfamilie ein Stallverbot ausgesprochen. So soll verhindert werden, dass die Besitzer sich unsachgemäß in die Versorgung der Tiere einmischen. Für die Überwachung des Stallverbots wurde ein Wachdienst engagiert. Die Pferde stehen ja nach wie vor auf dem Hof, werden aber durch sachkundiges Personal, das der Kreis Soest engagiert hat, betreut und gefüttert. „Wir müssen die Tiere sehr vorsichtig wieder aufpäppeln", so Professor Dr. Hopp. „Kraftfutter zum jetzigen Zeitpunkt wäre sogar schädlich." Neben Heu werden den Pferden Mineralfuttergaben sowie Elektrolyte verabreicht, um den Kreislauf zu stabilisieren.
Gegen die Besitzer des Gestüts wurde mittlerweile Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet, der Veterinärdienst strebt zudem in einem zweiten Verfahren an, ihnen die Tierhaltung grundsätzlich zu untersagen.
Viele fragen sich, wie es soweit kommen konnte. Nach Recherchen des Soester Anzeigers hat sich die Lage auf dem Gestüt in Folge eines Insolvenzverfahrens 2011/2012 verschärft. Damals mussten große Grundflächen im Ausmaß von 80 bis 90 Hektar verkauft werden, neben den Stallgebäuden sowie den Reitplätzen blieben lediglich ein paar Koppeln übrig, um den Tieren Auslauf zu bieten. Ab diesem Zeitpunkt musste das Futter fast komplett zugekauft werden – bei 90 Pferden entstehen dabei leicht Kosten von 10.000 bis 12.000 Euro pro Monat, die offenbar nicht mehr aufgebraucht werden konnten. Die Behörden beteuern, dass bei einem Ortstermin im September 2014 noch alle Pferde in einem guten Zustand waren, die letzte Strohlieferung wäre für Jänner 2015 dokumentiert. Doch diese war – wie Aussagen eines früheren Mitarbeiters andeuten – möglicherweise nur fingiert und kam den Pferden nicht mehr zugute. Wie auch immer – es wird wohl Monate dauern, bis alle Pferde wieder aufgepäppelt und bei Kräften sind. Das Ziel des Kreises Soest ist eine Zwangsversteigerung der Tiere.
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