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Studie bestätigt Behandlungserfolg: So kommt der Sand aus dem Pferdedarm
19.12.2018 / News

Fast unvermeidlich: Mit dem Gras nehmen Pferde auch immer wieder kleine Mengen Sand auf, die sich im Darm ablagern können.
Fast unvermeidlich: Mit dem Gras nehmen Pferde auch immer wieder kleine Mengen Sand auf, die sich im Darm ablagern können. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Finnische Wissenschaftler konnten in einer Studie zeigen, dass eine Kombination aus Flohsamenschalen und Magnesiumsulfat in der Lage ist, Sandablagerungen im Pferdedarm effektiv zu entfernen bzw. zu verringern.

 

Es ist kaum zu vermeiden: Wenn Pferde viel Zeit auf der Koppel verbringen oder ihr Heu vom Boden aus fressen, dann nehmen sie immer wieder auch kleine Mengen von Sand auf, die sich im Darm ablagern können. Für die allermeisten Pferde ist das kein Problem – denn sie sind in der Lage, diese Rückstände auf natürlichem Weg abzubauen und auszuscheiden. Doch in einigen Fällen kann der Sand irgendwann zuviel werden – es bilden sich größere Ansammlungen auf der Darmschleimhaut, die zu Entzündungen und Verdauungsproblemen führen können: Die Pferde können an Kotwasser sowie an Durchfällen leiden – und im schlimmsten Fall kommt es zu einer Sandkolik, die mitunter lebensbedrohend sein kann. Um dieser Gefahr vorzubeugen, schwören viele Pferdebesitzer auf Flohsamen bzw. Flohsamenschalen, die meist in Form einer Kur verabreicht werden und den Pferdedarm von Sandrückständen reinigen sollen. Die Samen quellen im feuchten Klima des Pferdedarms auf und bilden einen zähen, dicken Schleim, der in der Lage ist, die Sandkörner aufzunehmen und abzutransportieren.

Die Behandlung mit Flohsamenschalen wird in unterschiedlichen Formen auch in der Veterinärmedizin eingesetzt und hat sich dabei durchaus bewährt: Eine retrospektive Studie aus Finnland, die 2016 veröffentlicht wurde, hat drei unterschiedliche Behandlungs-Varianten bei insgesamt 1.097 Pferden und Ponys hinsichtlich ihrer Effektivität überprüft und ist dabei zum Ergebnis gekommen, dass eine stationäre Behandlung, bei der die Pferde über einen Zeitraum von 3 bis 7 Tagen hinweg einmal pro Tag eine Flohsamen-  bzw. Magnesiumsulfat-Lösung über eine Nasenschlundsonde erhielten, am erfolgreichsten war: Mehr als die Hälfte der so behandelten Pferde konnten nach acht Tagen als geheilt eingestuft und entlassen werden – bei anderen Behandlungsmethoden war es weniger als ein Drittel (siehe unseren ausführlichen Bericht dazu).

Nun haben finnische Wissenschaftler diese Form der Behandlung weiter verfeinert und die Effektivität dieser Therapie in einer weiteren klinischen Studie überprüft. Insgesamt wurden 40 Pferde dabei erfasst – es waren Pferde, die mit Verdacht auf Verdauungsprobleme, die durch Sandablagerungen im Darm verursacht wurden, in eine Pferdeklinik eingeliefert worden waren und bei denen durch Röntgenaufnahmen Sandansammlungen von 100 cm2 oder mehr nachgewiesen werden konnten. Die Hälfte der Pferde – also 20 – diente als Kontrollgruppe und blieb unbehandelt, die anderen 20 erhielten – zusätzlich zu Wasser und Heu – eine Lösung aus Flohsamenschalen bzw. Magnesiumsulfat, und zwar jeweils 1 g pro Kilogramm Körpergewicht, verabreicht einmal täglich über eine Nasenschlundsonde über einen Zeitraum von vier Tagen hinweg.

Der Behandlungserfolg war überzeugend: Während der viertägigen Therapie verloren 15 der 20 behandelten Pferde – also 75 %  – ihre Sandansammlung. Ein Pferd konnte seine Sandablagerung zwar nicht vollständig abbauen, aber seine Größe deutlich verringern – es wurde mit der Empfehlung nach Hause entlassen, mehr Flohsamenschalen über sein Futter zu erhalten. Bei den verbleibenden vier Pferden, die ihren Sand nicht vollständig abbauen konnten, wurde die Behandlung weitere drei Tage fortgesetzt. Die Sandmenge verringerte sich bei allen vier Pferden um mindestens 50 %, die Ansammlungen zerfielen in mehrere kleine Teile, konnten aber nicht vollständig abgebaut werden. Alle Pferde vertrugen die Behandlung gut, es gab nur geringfügige Komplikationen. Einige Pferde hatten einen etwas weicheren Kot, vier Pferde benötigten während der Behandlung eine Dosis Flunixin-Meglumin, ein nicht-steroidales, entzündungshemmendes Schmerzmittel, das verabreicht wurde, um leichte Bauchschmerzen zu lindern.

Auch bei der Kontrollgruppe der unbehandelten Pferde konnten die Forscher eine durchaus interessante Beobachtung machen: Bei 4 der 20 Pferde – also 20 % – konnte die Sandansammlung im Darm selbstständig abgebaut werden, die Ablagerungen lösten sich also von selbst auf.

Die Wissenschaftler abschließend: „Die behandelten Pferde konnten ihre Sandansammlungen deutlich besser abbauen als die Pferde der Kontrollgruppe. Dies zeigte sich in der Verringerung der relativen Größe der Sandfläche, basierend auf den Röntgenaufnahmen, sowie in der Anzahl der Pferden mit aufgelösten Sandablagerungen.“ Zum bemerkenswerten Umstand, dass 20 % der Kontrollpferde ohne spezifische Therapie ihre Sandansammlung abbauen konnten, meinte das Forscherteam, dass die Fähigkeit eines Pferdes dazu in hohem Maße individuell geprägt sei und nicht aus den Röntgenaufnahmen vorhergesagt werden könne.

Die Studie „Investigation of the treatment of sand accumulations in the equine large colon with psyllium and magnesium sulphate" von K.E.Niinistö, M.O.Ruohoniemi, F.Freccero und M.R.Raekallio ist im August 2018 in der Zeitschrift ,The Veterinary Journal' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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