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Wie kam das Pferd auf den Dachboden (und wie wieder herunter)?
16.08.2023 / News

In Waiern in Feldkirchen (Kärnten) hat es eine pfiffige Tinkerstute geschafft, über eine schmale Treppe auf den Dachboden des Heuschobers zu gelangen – herunter konnte es allerdings nicht mehr. Ein Fall für die Feuerwehr Waiern und die Pferdedocs.

Tinkerstute Golden Berry konnte unter der steilen Dachschräge auf dem engen Heuboden gerade noch stehen, ließ sich aber das duftende Heu nach Herzenslust schmecken. Foto: Pferdedocs


Manche Pferde sind bekanntlich besonders innovativ – im Falle der Tinkerstute Golden Berry kommen aber mindestens noch zwei andere Eigenschaften hinzu: Sie ist ohne Zweifel ungewöhnlich schlau – und auch außerordentlich geschickt, denn ansonsten hätte sie Anfang August das seltene Kunststück, das sie in die Schlagzeilen vieler Medien gebracht hat, niemals zustandegebracht.

An jenem Tag war die Tinkerstute plötzlich wie vom Erdboden verschluckt (dabei war es doch der Dachboden, aber das wusste man im ersten Moment natürlich nicht). Golden Berrys Besitzer suchten mit wachsender Besorgnis den ganzen Hof ab – und staunten nicht schlecht, als sie das Pferd schließlich an einem Ort entdeckten, wo es gewiss niemand vermutet hätte: Von außen erblickten sie – durch die Dachschräge unterm Stall – Golden Berry am Dachboden des Heuschobers stehend und seelenruhig Heu fressend.

Für die sofort auftauchende Frage „Wie um Himmels willen kommt das Pferd auf den Heuboden?“ gab es nur eine Antwort: Die Stute konnte nur über die sehr schmale Treppe hinauf auf den engen Dachboden gelangt sein, wo sie unter der Dachschräge gerade noch stehen konnte.

Im gleichen Augenblick war den Besitzern aber auch klar: Von allein kriegt man sie dort nicht wieder herunter, denn an einen Abstieg durch das enge Loch und die steile Stiege war nicht zu denken. Kurz und gut: Es mussten die Feuerwehr Waiern und die Tierärzte der Pferdedocs, Mag. Georg Ratschitsch und Dr. Sabine Heckenbichler, alarmiert werden.

Mit Brettern und Teppichen wurde die steile Treppe zur Rampe bzw. Rutsche umgebaut, auf der man die sedierte Stute mit einer Seilwinde behutsam nach unten gleiten ließ. Foto: Pferdedocs

Als ersten Schritt sedierte Dr. Sabine Heckenbichler die Stute, um alles weitere ohne Gefährdung des Pferdes und der Einsatzkräfte durchführen zu können. Danach wurde – mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Waiern – Golden Berry ein Transportgeschirr angelegt und das Pferd auf dem engem Radius narkotisiert. Mit Brettern und Teppichen wurde die Treppe anschließend zur Rampe bzw. Rutsche umgebaut, auf der man mit Hilfe einer Seilwinde die Stute behutsam und vorsichtig nach unten gleiten ließ.

Wieder auf festem Boden angekommen wurde Golden Berry in eine Box gelegt, wo sie in Ruhe aufwachen durfte. Sie hat ihren Ausflug ohne jegliche Verletzung überstanden, wie Mag. Georg Ratschitsch bestätigt: „Golden Berry erfreut sich bester Gesundheit!“

Die Tür zur Tenne wurde nach Auskunft der Besitzer jetzt pferdesicher verriegelt. Mal sehen, was Golden Berry dazu einfällt ...

Ende gut, alles gut: Stute Golden Berry hat den Rettungseinsatz ohne Verletzung überstanden, den tüchtigen Helferinnen und Helfern sei Dank! Foto: Pferdedocs
 
Mag. Georg Ratschitsch, Gründer der Pferdedocs und Pfotendocs, hat gegenüber ProPferd die besonderen Herausforderungen solcher Notfallsituationen zusammengefasst:

„Als Tierarzt muss man bei Rettungseinsätzen immer den Gesamtüberblick bewahren, da man Verantwortung für Tier und Mensch trägt. Pferde sind Fluchttiere und können sehr leicht in Panik geraten. Als Tierarzt muss man die Situation richtig einschätzen können und ggf. das Tier mit Sedativa beruhigen.

Wenn ein Pferd auf so einem engen Dachboden in Panik gerät, kann es sich und Helfer in seinem Umkreis schwer verletzen. Beim Ablegen des Pferdes in Narkose muss die Dosis und das Timing der verabreichten Medikamente genau zusammenpassen, damit das Tier auf einem sehr kleinen Radius zu Liegen kommt und sich nicht an Kanten, Löchern und anderen Gegenständen verletzt.

Bei einem solchen Rettungseinsatz muss man als Tierarzt genau die Dosis der Beruhigung oder Narkose der Dauer des Rettungseinsatzes anpassen. Würde das Tier während des Einsatzes aufwachen und in Panik geraten, könnten die Folgen verheerend sein.

Besonders wichtig: Um solche Rettungseinsätze als Tierarzt mit Übersicht zu begleiten, braucht man viel Erfahrung und sollte regelmäßig sein Wissen durch Aus-, und Fortbildungen erneuern."
 
Mag. Georg Ratschitsch, Gründer ,Pferdedocs' und ,Pfotendocs', und Dr. Sabine Heckenbichler, ausgebildeter „Fire and Emergency Vet“, sind in ganz Südösterreich im Einsatz (www.pferdedocs.at).

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