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Auf OEPS-Mitglieder rollt die nächste Belastungswelle zu
03.11.2015

Mag. Leopold Pingitzer schreibt für ProPferd.
Mag. Leopold Pingitzer schreibt für ProPferd. / Foto: Petr Blaha

Der Österreichische Pferdesportverband stilisiert sich in jüngster Zeit gern zum wackeren Ritter, der gegen den Teuerungs-Drachen kämpft. Schon im Jänner dieses Jahres lancierte man eine Umfrage zum Thema „Teuerung in der Pferdehaltung", um – wie es hieß – „eine wichtige Argumentationsbasis für Verhandlungen mit den Zuständigen zu schaffen". Auf die Ergebnisse mussten die OEPS-Mitglieder lange warten, immerhin aber kommunizierte NOEPS-Präsident Gerold Dautzenberg im Oktober: „Die Ergebnisse untermauern die Vermutung, die schon viele hatten: Pferdesport wird zunehmend unerschwinglich." Um das zu erkennen, hätte es wohl keine Umfrage gebraucht – aber der wahre Sinn der Mitgliederbefragung war wohl ohnehin ein anderer: nämlich zu suggerieren, daß man eh total gegen die Teuerung ist und eh ganz entschieden dagegen kämpfen möchte.

Auch ein jüngster PR-Coup dient offenkundig diesem Zweck: Man ließ sich mit Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter ablichten und überreichte diesem eine Petition, um weitere drohende Belastungen von der heimischen Pferdewirtschaft abzuwenden und sicherzustellen, daß der Pferdesport auch in Zukunft leistbar bleibt. Das Ergebnis blieb auch hier mehr als vage: Der Minister zeigte großes Verständnis für diese Anliegen und sicherte Unterstützung für die weiteren Verhandlungen zu. Ganz toll. Vielleicht wäre ein richtiger Verhandlungs- anstelle eines Foto-Termins sinnvoller gewesen – aber offenbar ging es wirklich nur ums Foto. Bezeichnend war auch das Fehlen der zweiten wichtigen Säule der österreichischen Pferdewirtschaft bei diesem Termin, nämlich der heimischen Pferdezucht: Weder die Zentrale Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Pferdezüchter (ZAP) noch die Landwirtschaftskammer Österreich waren über den Termin informiert oder in die Petition eingebunden worden – man wollte sie ganz offensichtlich nicht dabei haben, das hätte vermutlich den PR-Effekt geschmälert. Dabei hatte doch der Titel der Mitglieder-Umfrage gelautet: „Zusammen gegen die Teuerung in der Pferdehaltung". Das war aber offensichtlich nicht so gemeint.

Überhaupt darf man solche OEPS-Verlautbarungen niemals für bare Münze nehmen – ja, man ist geradezu darauf spezialisiert, das eine zu sagen, aber etwas ganz Anderes zu tun. Denn wenn man ernsthaft die Teuerung im Pferdesport bekämpfen möchte, muss man sich in erster Linie an der eigenen Nase nehmen: Für die ständig steigenden Kosten im Pferdesport, insbesondere für Turnierteilnahmen, ist niemand sonst so sehr verantwortlich zu machen wie der OEPS selbst, der – mit der einzigen Ausnahme 2015 – Jahr für Jahr munter an der Gebührenschraube gedreht hat, während immer mehr Turnierreitern buchstäblich die finanzielle Puste ausging. Viele haben in den letzten Jahren ihre Turnierteilnahmen deutlich reduziert – oder gar die Lizenz gekündigt, weil es einfach nicht mehr ging. Die Lebensrealität vieler Pferdefreunde ist zunehmend von Frust, Resignation und dem Kampf ums finanzielle Überleben geprägt – das ist die traurige Wahrheit.
Dem OEPS fallen dazu leider nur PR-Gags ein. Entschiedene Maßnahmen oder gar eine Strategie, den Turniersport wieder attraktiver und vielleicht auch etwas günstiger zu machen, sind nicht in Sicht – dazu müsste man wohl manche „heilige Kuh" schlachten und Einspar-Potentiale in der Verwaltung und in der gesamten Turnierorganisation heben. Das ist natürlich mühsam und bei den direkt Betroffenen wenig populär – darum lässt man es lieber bleiben.

Wie wenig ernst es dem OEPS mit einem echten Belastungs-Stopp für seine Mitglieder ist, beweist eine aktuelle Episode, die bislang – wohl aus gutem Grund – mit äußerster Diskretion behandelt wurde und von der noch kaum ein Mitglied wissen dürfte: Wie gut informierte Kreise berichten, werden die Preise für das OEPS-Verbandsorgan Pferderevue per 1. 1. 2016 saftig erhöht, nämlich um rund 25 %. Zahlten die Landes-Pferdesportverbände bislang weniger als 1,– Euro pro Heft (inkl. MWSt.) an den Agrarverlag, so sollen es künftig mehr als 1,20 Euro inkl. MWSt. sein, was einem Jahres-Abopreis von mehr als 14,– Euro entspricht. Für die Landes-Pferdesportverbände ist dies eine erhebliche Mehrbelastung – für größere Verbände im fünfstelligen Euro-Bereich pro Jahr – die sie nur durch eine Erhöhung von Gebühren oder durch Kürzungen bei anderen Budgets (z. B. für die Sport-Referate) finanzieren können. Mit anderen Worten: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Mehraufwand an den ,Endverbraucher' in der einen oder anderen Form weitergegeben wird – zahlen müssen's letztendlich die Mitglieder, die Vereine und die Veranstalter.

Wieso sich der OEPS und die Landesverbände ein derartiges Vorgehen gefallen lassen, ist vielen unverständlich – aber für Insider nicht wirklich überraschend: Die Pferderevue, das OEPS-Verbandsorgan, ist eine der oben erwähnten ,heiligen Kühe', ihre Monopolstellung muss um buchstäblich jeden Preis aufrechterhalten werden – koste es, was es wolle. Daß dadurch der Förderung des Pferdesports – der eigentlichen Kernaufgabe des OEPS und der Landesverbände – immer mehr Mittel entzogen werden, nimmt man locker in Kauf: Im Jahr 2015 haben, wenn unsere Berechnungen stimmen (wir lassen uns gern eines Besseren belehren), der OEPS und die neun Landes-Pferdesportverbände bereits ca. 500.000,– Euro an den Agrarverlag für die Abnahme der Pferderevue überwiesen. Ein enormer Betrag, der aber offenbar noch immer nicht reicht: Nach der geplanten Erhöhung werden es ab 2016 hochgerechnet nahezu 600.000,– Euro jährlich sein, die für das Mitgliedermagazin aufgewendet werden müssen – Geld, mit dem man viele positive Dinge für den Pferdesport tun könnte, beispielsweise Veranstalter mehr unterstützen und Mitglieder entlasten.

Immerhin – und bemerkenswerterweise – hatte ein Landesverband soviel Mut und Verstand, zu dieser dreisten Erhöhung ,Nein' zu sagen, nämlich der Steirische Pferdesportverband unter seinem neuen Präsidenten Ludwig Hoffmann. Durch die erhöhten Abnahmepreise wäre das Verbandsbudget mit einem fünfstelligen Mehrbetrag jährlich belastet worden – ein vernünftiges Kosten-Nutzen-Verhältnis sei damit nicht mehr gegeben, das war auch die Meinung eines beigezogenen Medienexperten. Der Verband wird daher künftig auf die Pferderevue-Berieselung verzichten und seine Mitglieder auf anderen Wegen informieren. Man wird sehen, ob diesem Beispiel noch andere Verbände folgen.

Ein Pferdesportverband soll zweifellos seine Mitglieder über aktuelle Geschehnisse informieren – aber das kann auf vielerei Weise passieren (Newsletter, Internet, e-paper etc. – die Möglichkeiten sind heutzutage vielfältiger denn je), und jedenfalls erheblich günstiger als durch die flächendeckende Zwangsbeglückung mit einer adipösen Verbandszeitschrift (auf die etliche gern verzichten würden, wenn man div. Kommentaren in sozialen Medien glauben darf). In keinem Fall ist es die Aufgabe eines Sportverbandes, die Gewinne eines privaten Medienunternehmens zu finanzieren – auf dem Rücken der Verbandsmitglieder und ohne diese auch nur zu fragen. Das ist nicht in Ordnung, meint
Ihr
Leopold Pingitzer

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Kommentare

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6) schweinhage: Lieber IsmaelZank, was glauben Sie aus welchen Gründen Herr Pingitzer einst die PferdeRevue verlassen hat? Wo hat Herr Pingitzer, was verschwiegen? Muss er Ihrer Ansicht nach in jedem, seiner Kommentare erwähnen, bei wem er bis dato gearbeitet hat? Ad Sponsoren - als Medienfachfrau und politische Beraterin sage ich Ihnen, dass nachweislich Anzeigen in Zeitungen/Zeitschriften bei weitem nicht an die Nachhaltigkeit von Online Medien herankommen. Zu ihrem weiteren Vorwurf der Kritik an der Lobbying Arbeit des OEPS. Als pol. Beraterin weiß ich, dass sinnvolles Lobbying weiß Gott anders ausschaut. Mit besten Grüßen
Mittwoch, 25. November 2015
5) conversanotimbro: lieber verwirrter poster ; das eine schliesst das andere ja nicht aus - ich meinte für die zukunft voll internet service und druckmagazin eventuell quartalsmässig (wer das kaufen will kann das tun - ist jedoch keine pflicht) - das machen unsere nachbarländer sehr erfolgreich -
Samstag, 14. November 2015
4) ismaelzank: Sehr geehrte/r conversanotimbro, was haben die Gelben Seiten mit meiner inhaltlichen Kritik am ehemaligen Pferderevue-Chef Pingitzer zu tun? Und wofür sind Sie jetzt: Online-Service nein, Online-Magazin ja? Und wenn Sie das eine ablehnen, warum wollen sie dann das andere, zumal es beides gibt und beides erfolgreich läuft und von den Reiterinnen und Reitern gut angenommen wird? Ich bin verwirrt und freue mich auf Ihre Erklärung!
Mittwoch, 11. November 2015
3) conversanotimbro: ismaelzank hat bei seiner kritik bewusst oder unbewusst vergessen dass seinerzeit in der pferderevue die gelben seiten als wertvolle hilfe für alle turnierteilnehmer aller sparten und klassen mitgeliefert wurden. dieses gedruckte service gibt es seit einiger zeit nicht mehr und die pferdesportler sind gezwungen sich mühsamm auf der nicht immer voll funktionierenden oeps-hp die informationen zu suchen, wäre es da nicht gleich ein mutiger und kostengünstiger schachzug gewesen sofort auf vollinternet-service umzusteigen. die meisten pferdesportverbände machen dies bereits weltweit. ich kenne die österreichszene seit jahrzehnten und kann nur herrn pingitzer zu seinen mutigen und richtigen kommentaren beipflichten. ausserdem ist die ganze pr-aktion mit minister und politikernfotos auf grund der österreichischen budgetsituation fast schon peinlich und lachhaft. danke herr pingitzer - bleiben sie weiterhin so aufmerksam.
Samstag, 7. November 2015
2) ismaelzank: Sehr geehrter Herr Pingitzer, Sie sind normalerweise bekannt für Ihre differenzierten, unabhängigen Betrachtungen in Sachen Pferdesport. Bei diesem Kommentar sind ihnen mindestens zwei schwere Schnitzer unterlaufen. Punkt 1: Sie haben den Lesern Ihre Befangenheit in Sachen Pferderevue, bei der Sie einst viele Jahre als Chefredakteur arbeiteten, verschwiegen. War Ihre Arbeit dort auch nur Berieselung ? Sind Sie tatsächlich der Meinung, dass Österreich keine Fachzeitschrift braucht? Gerade Sie als Medienfachmann müssten wissen, wie wichtig Medien für Sponsoren und damit für unsere erfolgreichen Veranstalter sind. Punkt 2: Ich entsinne mich an Kolumnen in der leider bereits eingestellten Fachzeitschrift Pferd Plus, in der Sie als Chefredakteur den Bundesfachverband wegen angeblicher Untätigkeit in Zusammenhang mit der damals neuen Umsatzsteuerregelung kritisierten. Jetzt soll plötzlich wichtige Lobbying-Arbeit nur ein PR-Gag sein? Unabhängige Kommentare sehen anders aus...
Donnerstag, 5. November 2015
1) balubalu: Das war schon so als die Pferd Plus der Heiligen Kuh Pferderevue geopfert wurde. Gut dass die Steirer nun mal einen Aufstand proben und sich gegen diese Zwangsbeglückung wenden. Gut auch dass es pro Pferd gibt, da ihr zeigt wie es auch anders gehen kann. Entlohnung muss und soll gerecht sein. aber den Druck von abertausenden Exemplaren kann man sich in der heutigen Zeit wirklich schon ersparen. Lieber den Preis sneken oder wenigstens beibehalten und wer ein Abo will soll es als Mitglied gerne kostengünstiger bekommen oder eben auch ganz darauf verzichten. Dann wird man schon sehen wer sich wie lange am Markt halten kann.
Dienstag, 3. November 2015
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