Der Österreichische Pferdesportverband stilisiert sich in jüngster Zeit gern zum wackeren Ritter, der gegen den Teuerungs-Drachen kämpft. Schon im Jänner dieses Jahres lancierte man eine Umfrage zum Thema „Teuerung in der Pferdehaltung", um – wie es hieß – „eine wichtige Argumentationsbasis für Verhandlungen mit den Zuständigen zu schaffen". Auf die Ergebnisse mussten die OEPS-Mitglieder lange warten, immerhin aber kommunizierte NOEPS-Präsident Gerold Dautzenberg im Oktober: „Die Ergebnisse untermauern die Vermutung, die schon viele hatten: Pferdesport wird zunehmend unerschwinglich." Um das zu erkennen, hätte es wohl keine Umfrage gebraucht – aber der wahre Sinn der Mitgliederbefragung war wohl ohnehin ein anderer: nämlich zu suggerieren, daß man eh total gegen die Teuerung ist und eh ganz entschieden dagegen kämpfen möchte.
Auch ein jüngster PR-Coup dient offenkundig diesem Zweck: Man ließ sich mit Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter ablichten und überreichte diesem eine Petition, um weitere drohende Belastungen von der heimischen Pferdewirtschaft abzuwenden und sicherzustellen, daß der Pferdesport auch in Zukunft leistbar bleibt. Das Ergebnis blieb auch hier mehr als vage: Der Minister zeigte großes Verständnis für diese Anliegen und sicherte Unterstützung für die weiteren Verhandlungen zu. Ganz toll. Vielleicht wäre ein richtiger Verhandlungs- anstelle eines Foto-Termins sinnvoller gewesen – aber offenbar ging es wirklich nur ums Foto. Bezeichnend war auch das Fehlen der zweiten wichtigen Säule der österreichischen Pferdewirtschaft bei diesem Termin, nämlich der heimischen Pferdezucht: Weder die Zentrale Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Pferdezüchter (ZAP) noch die Landwirtschaftskammer Österreich waren über den Termin informiert oder in die Petition eingebunden worden – man wollte sie ganz offensichtlich nicht dabei haben, das hätte vermutlich den PR-Effekt geschmälert. Dabei hatte doch der Titel der Mitglieder-Umfrage gelautet: „Zusammen gegen die Teuerung in der Pferdehaltung". Das war aber offensichtlich nicht so gemeint.
Überhaupt darf man solche OEPS-Verlautbarungen niemals für bare Münze nehmen – ja, man ist geradezu darauf spezialisiert, das eine zu sagen, aber etwas ganz Anderes zu tun. Denn wenn man ernsthaft die Teuerung im Pferdesport bekämpfen möchte, muss man sich in erster Linie an der eigenen Nase nehmen: Für die ständig steigenden Kosten im Pferdesport, insbesondere für Turnierteilnahmen, ist niemand sonst so sehr verantwortlich zu machen wie der OEPS selbst, der – mit der einzigen Ausnahme 2015 – Jahr für Jahr munter an der Gebührenschraube gedreht hat, während immer mehr Turnierreitern buchstäblich die finanzielle Puste ausging. Viele haben in den letzten Jahren ihre Turnierteilnahmen deutlich reduziert – oder gar die Lizenz gekündigt, weil es einfach nicht mehr ging. Die Lebensrealität vieler Pferdefreunde ist zunehmend von Frust, Resignation und dem Kampf ums finanzielle Überleben geprägt – das ist die traurige Wahrheit.
Dem OEPS fallen dazu leider nur PR-Gags ein. Entschiedene Maßnahmen oder gar eine Strategie, den Turniersport wieder attraktiver und vielleicht auch etwas günstiger zu machen, sind nicht in Sicht – dazu müsste man wohl manche „heilige Kuh" schlachten und Einspar-Potentiale in der Verwaltung und in der gesamten Turnierorganisation heben. Das ist natürlich mühsam und bei den direkt Betroffenen wenig populär – darum lässt man es lieber bleiben.
Wie wenig ernst es dem OEPS mit einem echten Belastungs-Stopp für seine Mitglieder ist, beweist eine aktuelle Episode, die bislang – wohl aus gutem Grund – mit äußerster Diskretion behandelt wurde und von der noch kaum ein Mitglied wissen dürfte: Wie gut informierte Kreise berichten, werden die Preise für das OEPS-Verbandsorgan Pferderevue per 1. 1. 2016 saftig erhöht, nämlich um rund 25 %. Zahlten die Landes-Pferdesportverbände bislang weniger als 1,– Euro pro Heft (inkl. MWSt.) an den Agrarverlag, so sollen es künftig mehr als 1,20 Euro inkl. MWSt. sein, was einem Jahres-Abopreis von mehr als 14,– Euro entspricht. Für die Landes-Pferdesportverbände ist dies eine erhebliche Mehrbelastung – für größere Verbände im fünfstelligen Euro-Bereich pro Jahr – die sie nur durch eine Erhöhung von Gebühren oder durch Kürzungen bei anderen Budgets (z. B. für die Sport-Referate) finanzieren können. Mit anderen Worten: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Mehraufwand an den ,Endverbraucher' in der einen oder anderen Form weitergegeben wird – zahlen müssen's letztendlich die Mitglieder, die Vereine und die Veranstalter.
Wieso sich der OEPS und die Landesverbände ein derartiges Vorgehen gefallen lassen, ist vielen unverständlich – aber für Insider nicht wirklich überraschend: Die Pferderevue, das OEPS-Verbandsorgan, ist eine der oben erwähnten ,heiligen Kühe', ihre Monopolstellung muss um buchstäblich jeden Preis aufrechterhalten werden – koste es, was es wolle. Daß dadurch der Förderung des Pferdesports – der eigentlichen Kernaufgabe des OEPS und der Landesverbände – immer mehr Mittel entzogen werden, nimmt man locker in Kauf: Im Jahr 2015 haben, wenn unsere Berechnungen stimmen (wir lassen uns gern eines Besseren belehren), der OEPS und die neun Landes-Pferdesportverbände bereits ca. 500.000,– Euro an den Agrarverlag für die Abnahme der Pferderevue überwiesen. Ein enormer Betrag, der aber offenbar noch immer nicht reicht: Nach der geplanten Erhöhung werden es ab 2016 hochgerechnet nahezu 600.000,– Euro jährlich sein, die für das Mitgliedermagazin aufgewendet werden müssen – Geld, mit dem man viele positive Dinge für den Pferdesport tun könnte, beispielsweise Veranstalter mehr unterstützen und Mitglieder entlasten.
Immerhin – und bemerkenswerterweise – hatte ein Landesverband soviel Mut und Verstand, zu dieser dreisten Erhöhung ,Nein' zu sagen, nämlich der Steirische Pferdesportverband unter seinem neuen Präsidenten Ludwig Hoffmann. Durch die erhöhten Abnahmepreise wäre das Verbandsbudget mit einem fünfstelligen Mehrbetrag jährlich belastet worden – ein vernünftiges Kosten-Nutzen-Verhältnis sei damit nicht mehr gegeben, das war auch die Meinung eines beigezogenen Medienexperten. Der Verband wird daher künftig auf die Pferderevue-Berieselung verzichten und seine Mitglieder auf anderen Wegen informieren. Man wird sehen, ob diesem Beispiel noch andere Verbände folgen.
Ein Pferdesportverband soll zweifellos seine Mitglieder über aktuelle Geschehnisse informieren – aber das kann auf vielerei Weise passieren (Newsletter, Internet, e-paper etc. – die Möglichkeiten sind heutzutage vielfältiger denn je), und jedenfalls erheblich günstiger als durch die flächendeckende Zwangsbeglückung mit einer adipösen Verbandszeitschrift (auf die etliche gern verzichten würden, wenn man div. Kommentaren in sozialen Medien glauben darf). In keinem Fall ist es die Aufgabe eines Sportverbandes, die Gewinne eines privaten Medienunternehmens zu finanzieren – auf dem Rücken der Verbandsmitglieder und ohne diese auch nur zu fragen. Das ist nicht in Ordnung, meint
Ihr
Leopold Pingitzer
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