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Dass PETA den Pferdesport verbieten möchte, ist haarsträubender Unsinn – aber einer, der nicht unwidersprochen bleiben darf!
30.03.2015 / News

Leopold Pingitzer schreibt für ProPferd.
Leopold Pingitzer schreibt für ProPferd. / Foto: Petr Blaha

Der WDR – an sich ein überaus honoriger und seriöser Sender – nahm sich der zweifellos interessanten Frage an, wie pferdefreundlich der Pferdesport denn ist bzw. heutzutage noch sein kann (siehe unseren Kurzbericht dazu). Dabei konnten die Sendungs-Macher jedoch nicht widerstehen, ausgerechnet die Tierrechtsorganisation PETA zu befragen. Ein folgenschwerer Fehler – denn der interviewte Dr. Edmund Haferbeck forderte sogleich ein „striktes Verbot der gesamten Reitsportarten" und resümierte: „Es ist eigentlich nicht mehr gegeben nach dem Tierschutzgesetz, dass solche Sportarten als Unterhaltungssport hier in Deutschland noch zulässig sind." Demnach wäre jegliche pferdesportliche Betätigung einschließlich der Freizeitreiterei als solche Tierquälerei und daher gesetzlich zu verbieten.

Man könnte nun lapidar dazu meinen: Nicht einmal ignorieren, Schwamm drüber! PETA ist ja bekannt für seine Provokationen, mit denen es die Organisation immer wieder in die Schlagzeilen schafft – und das ist ihnen wieder mal gelungen. Dennoch: Die Äußerungen von Dr. Haferbeck dürfen nicht unwidersprochen bleiben, weil sie einen gefährlichen Nebeneffekt haben: Sie bauen darauf, dass die meisten Menschen, die nichts mit Pferden am Hut haben, nicht oder kaum zwischen durchaus kritikwürdigen Zuständen im Bereich des Leistungssports (Doping, Rollkur, Hindernisrennen, Unfällen in der Vielseitigkeit etc.) und der breiten Basis der sogenannten Freizeitsportler unterscheiden, denen es ganz und gar nicht um Leistung, sondern um Partnerschaft und ein schönes Hobby geht.

Dr. Haferbecks abstruse Forderung suggeriert, dass es einen großen grauen Brei namens ,Pferdesport' gibt, der alle erdenklichen grausigen Zutaten hat – Doping, Rollkur, tote Pferde in vielen Disziplinen etc. – und der eigentlich insgesamt verboten werden müsste. Dr. Haferbeck konstruiert ein amorphes Feindbild – und schürt fleißig Vorurteile dagegen. In der Politik könnte er sich dergleichen wohl nicht erlauben, er würde sofort am medialen Pranger landen. Doch unter dem Deckmäntelchen des Tierschutzes ist scheinbar vieles möglich. Alle in einen Topf zu werfen und letztlich eine ganze Bevölkerungsgruppe – nämlich die Reiterinnen und Reiter – dem Generalverdacht der Tierquälerei auszusetzen, das kann und darf die Pferdeszene nicht zulassen.

Die Aussagen von Dr. Haferbeck sind in hohem Maße verantwortungslos – und eine Verhöhnung der unzähligen Pferdefreunde, die buchstäblich alles für ihre vierbeinige Partner tun und auf vieles verzichten, nur um ihren Pferden und Ponys ein artgerechtes, gutes Leben zu ermöglichen. Für jeden Pferdefreund, der diese Bezeichnung verdient, gilt: Nur wenn es meinem Pferd gut geht, geht es auch mir gut – aber vielleicht kennt Dr. Haferbeck einfach zu wenig Pferdefreunde. Für welche andere Tierart wird ein solcher Aufwand hinsichtlich medizinischer Betreuung, Pflege, Ernährung, Training und Haltung getrieben – wie für Pferde? Für welche andere Tierart wird soviel wissenschaftlicher Aufwand betrieben, werden soviele Studien und Untersuchungen durchgeführt, um mehr über ihr Wesen, ihre Eigenarten und ihre Bedürfnisse zu erfahren? Wozu all das? Um diese wunderbaren, einzigartigen Geschöpfe besser kennen zu lernen und ihnen mehr gerecht werden zu können. Ja, darum tun wir das alles.

Das heißt freilich nicht, dass es keine Missstände gäbe – ganz im Gegenteil. Wie vor kurzem die Todesfälle und Manipulationen im Distanzreitsport gezeigt haben, gibt es nach wie vor viel zu tun. Für fairen, pferdegerechten Sport einzutreten, das Lebewesen über die Leistung zu stellen und dem Druck des Geldes und des Ehrgeizes zu widerstehen – das bleibt eine ständige Herausforderung. Aber die Pferde-Community auf der ganzen Welt ist längst wach und stark genug, diese anzunehmen und auch erfolgreich zu bestehen – ohne Zurufe von PETA. Dass die Rollkur heute in manchen Ländern explizit verboten und in den meisten anderen geächtet ist – das hat die Pferdeszene selbst erreicht. Dass nicht mehr nach Herzenslust gebarrt und geblistert werden kann und selbst das kleinste Bluttröpfchen im Dressurviereck nicht mehr toleriert wird – das hat die Pferdeszene selbst erreicht, und es war nicht leicht und es war auch nicht selbstverständlich.

Niemand kämpft entschlossener und hingebungsvoller für pferdegerechten Umgang mit dem Pferd – als all die, die sich dem Pferd verbunden fühlen. Und in diesem Kampf sind die Provokationen und rhetorischen Winkelzüge des Herrn Dr. Haferbeck alles andere als hilfreich. Dem Wohl des Pferdes hat er – auch wenn er es vielleicht wollte – auf diese Weise nicht gedient, meint Ihr
Leopold Pingitzer

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