FEI suspendiert Reitsportverband der Vereinigten Arabischen Emirate 12.03.2015 / News
Die FEI macht ernst mit ,sauberem Sport' – und hat den nationalen Verband der Vereinigten Arabischen Emirate auf unbestimmte Zeit ausgeschlossen. / Foto: FEI
Mit dem Ausschluss des nationalen Reitsportverbandes der Vereinigten Arabischen Emirate auf unbestimmte Zeit hat die FEI heute für einen Paukenschlag gesorgt. Für die FEI war es nach einer endlosen Skandal-Reihe „die einzige mögliche Option".
Wie die FEI heute in einer Presseaussendung mitteilte, wurde der nationale Reitsportverband der Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) bis auf weiteres aus der FEI ausgeschlossen. Die Suspendierung – die für unbestimmte Zeit ausgesprochen wurde – ist eine Konsequenz aus den derzeit laufenden Untersuchungen bezüglich mehrerer Verstöße gegen das Pferdewohl sowie diverser Verstöße gegen FEI Reglements und Bestimmungen in der Disziplin Distanzreiten. Das FEI-Büro unter dem Vorsitz von Präsident Ingmar De Vos traf diese Entscheidung einstimmig, die Suspendierung wurde mit sofortiger Wirkung in Kraft gesetzt.
Die Folgen für den Reitsportverband der UAE sind gravierend: Der Verband darf ab sofort nicht mehr an FEI-Sitzungen und Meetings teilnehmen, darf keine internationalen Turniere durchführen – und ReiterInnen des Verbandes dürfen auch nicht mehr an internationalen Turnier-Veranstaltungen im Ausland teilnehmen. Diese Sperre gilt jedoch nur für die Disziplin Distanzreiten – ReiterInnen anderer Diszplinen können unter der Flagge der FEI weiter auf internationalen Turnieren außerhalb der Emirate starten.
Eine Aufhebung der Suspendierung kommt für die FEI nur dann in Frage, wenn der Reitsportverband der Emirate eine Übereinkunft mit der FEI unterzeichnet, in dem sich dieser verpflichtet, jede Maßnahme, welche die FEI für notwendig hält, umzusetzen, um das Wohl des Pferdes sicherzustellen und sämtliche FEI-Regeln und Bestimmungen einzuhalten.
„Die Entscheidung, einen nationalen Reitsportverband auszuschließen, ist niemals eine leichte Entscheidung – und wird nur dann ergriffen, wenn keine andere Lösung gefunden werden kann", meinte FEI-Präsident Ingmar De Vos in einem ersten Statement. „Traurigerweise ist uns keine andere Option geblieben, aber wir müssen unsere Verantwortung wahrnehmen und dürfen keine Angst davor haben, große Probleme direkt anzusprechen. Wo das Pferdewohl in Gefahr ist, muss die FEI klar Stellung beziehen und die Dinge an der Wurzel packen, ohne Kompromisse und ohne Zugeständnisse. Wir waren zuversichtlich, dass die strikte Durchsetzung der neuen Reglements, die am 1. August 2014 beschlossen wurden – basierend auf den Empfehlungen der strategischen Planungsgruppe Distanzreiten – die Zahl der furchtbaren Verletzungen und Todesfälle in den Vereinigten Arabischen Emiraten reduzieren würde, aber leider war das nicht der Fall. Zudem gab es weitere Fälle, in denen FEI-Bestimmungen nicht befolgt wurden – sodaß wir am Ende keine andere Wahl hatten, als diese drastische Maßnahme zu setzen, um dieser unakzeptablen Situation Herr zu werden."
Die FEI wies in ihrer Pressemitteilung außerdem daraufhin, dass Generalsekretärin Sabrina Zeender bereits vor zwei Wochen zwei Distanzritte in den Vereinigten Arabischen Emiraten abgesagt hatte – eine kurzfristige Notfallmaßnahme, um das Pferdewohl zu schützen und die Einhaltung der FEI-Regeln und Bestimmungen sicherzustellen. Für diesen Schritt hat die FEI breite Zustimmung und die Unterstützung zahlreicher nationaler Reitsportverbände und Tierschutzgruppen erhalten.
Der nationale Reitsportverband der Vereinigten Arabischen Emirate wurde über die Suspendierung durch Generalsekretärin Sabrina Zeender bereits informiert und hat nun 30 Tage Zeit, gegen diese Maßnahme Berufung beim FEI Tribunal einzulegen.
Weiters hat die FEI eine vollständige Untersuchung jener Vorwürfe in Auftrag gegeben, nach denen zwei internationale Distanzritte in den Emiraten gar nicht stattgefunden hätten und die Ergebnisse von anderen Events kopiert worden wären (siehe auch unseren Bericht dazu).
KommentareBevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...Weitere Artikel zu diesem Thema:10.03.2015 - Nächster Distanzreit-Skandal in den Arabischen Emiraten?
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Nach dem möglichen neuerlichen Skandal in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird der Ruf nach Konsequenzen wieder lauter. / Foto: privat/Archiv
Die Journalistin Pippa Cuckson hat möglicherweise den nächsten Skandal im Distanzreiten aufgedeckt: Zwei Qualifikationsrennen in den Vereinigten Arabischen Emiraten haben offenbar nie stattgefunden.
Pippa Cuckson, Pferdesport-Journalistin beim ,The Daily Telegraph', ist es zu verdanken, dass vor einem Monat die grauenhaften Vorfälle beim Al Reef Cup in Abu Dhabi ans Licht der Öffentlichkeit gebracht worden. Drei Pferde waren bei dieser Veranstlatung ums Leben gekommen – die FEI reagierte erst auf massiven Druck durch Medien, Öffentlichkeit und nationale Verbände.
Nun könnte Pippa Cuckson den nächsten Skandal aufgedeckt haben: Nach ihren Recherchen haben zwei Qualifikationen für den prestigeträchtigen President's Cup offenbar niemals stattgefunden. Die beiden Distanzritte hätten, so ist im Bericht des ,Telegraph' nachzulesen, am 23. Dezember in Abu Dhabi sowie am 21. Jänner in Dubai stattfinden sollen – und die Ergebnisse finden sich auch tatsächlich auf der FEI-Website. Doch genau diese Ergebnisse nähren bei näherer Betrachtung Vorwürfe der Manipulation, ja, der Fälschung: Beim Rennen vom 23. Dezember in Abu Dhabi haben angeblich 47 Teilnehmer den Ritt erfolgreich beendet – deren Ergebnisse stimmen jedoch in allen Details (Geschwindigkeit, Abschnittszeiten, Endzeit etc.) mit den Platzierungen 10 bis 56 eines Ritts überein, der am 21. und 22. November in Bou Thib stattgefunden hat. Und auch die Ergebnisse des Ritts vom 21. Jänner in Dubai sind offensichtlich von einem Ritt ,kopiert' worden, der am 19. Dezember in Dubai stattgefunden hat. Eine derartige Deckungsgleichheit der Ergebnisse sei unmöglich, so Cuckson – und mehr als ungewöhnlich ist auch der Umstand, dass angeblich 90 Prozent der Teilnehmer die Rennen beendet haben sollen. Außerdem gebe es von keinem der beiden Ritte irgendein Foto oder eine Videoaufzeichnung, beide Ritte sind erst äußerst spät in den FEI-Kalender aufgenommen worden, und bei beiden Ritten sollen ausschließlich Reiter aus den Emiraten sowie aus Indien teilgenommen haben, auch die Offiziellen waren bei beiden Events ident.
Soviele Zufälle und Merkwürdigkeiten könne es nicht geben, so das Resümee von Pippa Cuckson, die offen den Verdacht äußert, dass beide Rennen niemals stattgefunden haben. Die FEI – mittlerweile Kummer gewohnt – äußerte sich noch nicht zu diesem konkreten Vorwurf, bekräftigte jedoch, dass der FEI-Vorstand derzeit mit „Top Priorität" an seinen Empfehlungen über das weitere Vorgehen in der Causa ,Distanzreiten' in den Vereinigten Arabischen Emiraten arbeite. Diese Empfehlungen werden so rasch als möglich präsentiert – doch man könne und dürfe ihnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgreifen, so die FEI.
Ein Statement des Reitsportverbandes der Vereinigten Arabischen Emirate zu den geäußerten Manipulationsvorwürfen konnte der ,Telegraph' bis Redaktionsschluss nicht bekommen. Einem Leser des ,Telegraph' fiel dazu nur ein sarkastischer Kommentar ein: Solange die Emirate ihre Rennen fingieren, werden immerhin keine Pferde verletzt...
02.03.2015 - Distanzreiten: FEI reagiert, FN applaudiert
Distanzreiten: FEI reagiert, FN applaudiert 02.03.2015 / News
Die FEI hat sich den ,sauberen Sport' auf die Fahnen geschrieben – muss aber auch danach handeln. / Foto/Logo: FEI
Nach großem öffentlichen Druck reagiert die Internationale Reiterliche Vereinigung auf die Todesfälle beim Al Reef Cup in Abu Dhabi und hat zwei internationale Distanzritte in den Vereinigten Emiraten abgesagt. Die deutsche FN begrüßt die Maßnahme.
Spät, aber doch – so könnte man den am 26. Februar in einer Pressemitteilung verlautbarten Schritt der FEI in Sachen Distanzreiten kommentieren: Denn immerhin hat es fast drei Wochen gedauert, bis sich der Weltverband zu einer ersten klaren Stellungnahme und einer ersten klaren Maßnahme rund um die Vorkommnisse bei Distanzritten in den Vereinigten Arabischen Emiraten entschließen konnte. Begrüßenswert sind die Schritte, die das FEI Executive Board bei seiner ersten Arbeitssitzung beschlossen hat, dennoch: Zwei internationale Distanzritte, die Ende März in den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE) stattfinden sollten, wurden abgesagt – eine Notfallmaßnahme, die durch die FEI-Regularien gedeckt ist und eine Notfallmaßnahme darstellt, „um das Pferdewohl zu wahren und die Integrität der FEI Rechtsvorschriften und Regeln auf FEI-Events aufrechtzuerhalten", wie es in der Aussendung heißt. Der Beschluss folgt dem Auftrag des FEI-Präsidiums an den Vorstand, die tierschutzrelevanten Vorkommnisse und die Verstöße gegen FEI-Regeln und Rechtsbestimmungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten umgehend zu untersuchen. Diese Angelegenheit habe „höchste Priorität", wie FEI-Präsident Ingmar De Vos bestätigte. Man werde die Untersuchungen so rasch wie möglich durchführen und entsprechende Empfehlungen an das FEI-Büro zur weiteren Beschlussfassung weiterleiten.
Der Schritt der FEI fand die ausdrückliche Zustimmung der deutschen FN: Soenke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, erklärte in einer Pressemitteilung am 27. Februar: „Wir sind erleichtert, dass sich die FEI zu diesem Schritt entschieden hat, denn diese tierverachtenden Verhaltensweisen vor allem in den Emiraten können wir nicht akzeptieren. Das Wohl des Pferdes und der faire Umgang mit unserem Sportpartner müssen oberste Priorität haben.“ Und weiter heißt es: „Die FEI hatte mit weltweiter Beteiligung einen umfangreichen Maßnahmenkatalog erarbeitet, wie die Wettkampfbedingungen verbessert und die Einhaltung des internationalen Regelwerks gewährleistet werden müssen. Offenbar prallt dies alles an vielen Verantwortlichen in der arabischen Welt ab. Wir erwarten deshalb ein noch strikteres Vorgehen und werden die FEI mit allen Kräften unterstützen.“
Hintergrund
Beim Al Reef Cup am 31. Jänner waren insgesamt drei Pferde ums Leben gekommen. Für besonderes Entsetzen hatte unter Pferdefreunden ein grauenvolles Foto des Pferdes Splitters Creek Bundy gesorgt, der vor laufenden Kameras von Dubai Racing TV zu Sturz kam und mit zwei gebrochenen Vorderbeinen liegenblieb. Das Pferd musste noch vor Ort eingeschläfert werden. Die Blutuntersuchung von Splitters Creek Bundy wies gleich vier verbotene Substanzen nach, eine davon war als Dopingsubstanz eingestuft.
Für Verstörung sorgte ein weiterer Vorfall beim Al Reef Cup, bei dem ein Pferd – offenbar in der Sicht stark eingeschränkt – beim Einlauf ins Vet-Gate gegen die Begrenzung läuft und der Reiter dabei zu Sturz kommt (siehe Video unten). Fotos von zugeklebten Augenmasken waren schon zuvor in den sozialen Netzwerken zirkuliert – möglicherweise waren sie die Ursache dieses schlimmen Vorfalls...
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