Mit dem heutigen Beschluss der Steuerreform im Ministerrat ist es nun endgültig fix: Der bisher geltende ermäßigte Mehrwertsteuer-Satz für Tiernahrung bzw. Futtermittel wird mit 1. Jänner 2016 von 10 % auf 13 % angehoben – eine Verteuerung, die alle Tierbesitzer und damit auch die Besitzer von Pferden zusätzlich belasten wird. Die Einstellgebühren, die meist eine bestimmte Grundversorgung mit Futter beinhalten, werden weiter steigen – ebenso wie alles, was darüberhinaus noch an Leckerlis, Zusatz- und Spezialfutter etc. für seinen geliebten Vierbeiner angeschafft wird.
Was ein Pferd durchschnittlich an reinen Futterkosten verursacht, kann je nach Rasse, Gewicht, Trainingsintensität, Gesundheitszustand etc. stark variieren – grob geschätzt darf man aber mit ca. 100,– bis 120,– Euro Futtermittel-Kosten pro Pferd und Monat rechnen, beim einen mehr, beim anderen weniger. Die zusätzliche monatliche Mehrbelastung würde sich dann auf ca. vier bis fünf Euro belaufen bzw. auf rund 50,– bis 60,– Euro jährlich.
Ist doch alles halb so wild, werden sich jetzt wohl viele denken – zumal ja gleichzeitig eine deutliche Entlastung im Bereich der Einkommens- und Lohnsteuer gewährt wird. Auf die Kritik von Tierbesitzern reagierte die Regierung auch reichlich verständnislos. Gesundheitsministerin Oberhauser, in deren Ressort der Tierschutz fällt, meinte gegenüber der Kronen Zeitung: „Die Mehrkosten, die durch die Mehrwertsteuer-Erhöhung von drei Prozent entstehen, belaufen sich dementsprechend pro Jahr auf rund fünf Euro." Für Pferdebesitzer trifft das definitiv nicht zu. Und Vizekanzler Dr. Mittlerlehner meinte nach dem Ministerrat: „Es gibt für niemanden eine existentielle Bedrohung."
Auf den ersten Blick mag das durchaus so sein – es kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tierbesitzer zweifellos zu jener Bevölkerungsgruppe gehören, die von der Steuerreform nicht nur profitieren, sondern auch belastet werden. Zumal dann, wenn man vielleicht nicht nur ein, sondern eventuell noch ein zweites Pferd füttern muss – und vielleicht auch noch einen Hund oder die eine oder andere Katze hat. Dann ist man rasch bei einer jährlichen Mehrbelastung von 200,– Euro oder mehr – und von der willkommenen Lohnsteuer-Entlastung fehlt vom Start weg plötzlich ein hübsches Stück. Ganz zu schweigen davon, dass diese MWSt-Erhöhung die Bezieher niedriger Einkommen am härtesten trifft, also extrem unsozial ist.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass bereits erste Proteste laut werden. Der Verein ,Tierfreunde Österreich' hat die MWSt-Erhöhung scharf kritisiert und befürchtet u. a. einen Qualitätsverlust bei der Tiernahrung. Mit einer Online-Petition und Unterschriftenlisten möchte man öffentlichen Druck aufbauen, um die Regierung eventuell doch noch zum Umdenken zu bewegen – doch die Chancen dafür dürften nicht allzu hoch sein.
Auffallend ist jedoch, dass aus der Pferdeszene bislang kein Mucks zur Anhebung der Mehrwertsteuer zu hören war – mit der löblichen Ausnahme der Landwirtschaftskammern, die auf die negativen Folgen, vor allem bei den bäuerlichen Tierhaltern, hingewiesen haben. Auch in den sozialen Netzwerken rund ums Pferd scheint das Thema noch nicht ,angekommen' – eigentlich seltsam, wo man doch sonst so wach und hellhörig ist. Oder haben sich die heimischen Pferdefreunde bereits in ihr unvermeidliches Schicksal gefügt – nämlich Melkkuh der Nation zu sein?
Denn bei genauerer Betrachtung ist der heutige Ministerrats-Beschluss alles andere als harmlos: Österreichs Pferdebesitzer mussten in den letzten drei Jahren bereits empfindliche Mehrbelastungen hinnehmen, insbesondere durch die Einführung bzw. Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Einstellgebühren per 1.1.2012 bzw. 1.1.2014 infolge eines EuGH-Urteils aus dem Jahr 2011. Mit dieser gravierenden Mehrbelastung kämpfen noch immer viele – nun folgt der nächste Nadelstich. Steuerexperten weisen schon jetzt daraufhin, dass die Entlastung durch die Neugestaltung des Lohnsteuer-Tarifs in spätestens zwei Jahren durch die sogenannte ,kalte Progression', also das Vorrücken in höhere Steuerstufen durch die jährliche Inflationsanpassung, wieder verpufft sein wird. Die Belastung durch die Anhebung des ermäßigten MWSt-Satzes bleibt aber weiter bestehen – und wird in den Folgejahren immer mehr schmerzen.
Ein Grund mehr, sich zu Wort zu melden und zumindest öffentlich zu sagen, dass man nicht einverstanden ist – wir bieten hier und auf unserer Facebook-Seite gern ein Forum dafür. Zeigen wir Django, dass er ohne Pferd nicht weit kommen würde, das meint
Ihr Leopold Pingitzer
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