Extrem selten: Frau infizierte sich bei ihrem Pferd mit Druse-Erreger 10.08.2023 / News
Natürlich lieben wir es, unsere Pferde zu streicheln und zu küssen, doch bei kranken Pferden sollte man damit vorsichtig sein, so Experten – und vor allem den direkten Kontakt mit Sekreten vermeiden. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay
In einem medizinischen Fallbericht wird der extrem seltene Fall einer schweren Erkrankung bei einer 70-jährigen Frau beschrieben, nachdem sie sich offenbar bei ihrem Pferd mit dem Druse-Erreger angesteckt hatte. Die rechtzeitige Behandlung mit Penicillin rettete ihr vermutlich das Leben.
Die Frau habe sich die Infektion, die bei ihr zu einer frühen Sepsis und Lungenentzündung führte, offenbar von ihrem kranken Pferd zugezogen, so die Autoren Tristan Bohlman, Heith Waddell und Brant Schumaker in der Zeitschrift „Annals of Clinical Microbiology and Antimicrobials".
Die Forscher der medizinischen Fakultät der Universität von Washington wiesen einleitend darauf hin, dass die Übertragung von Krankheiten vom Tier auf den Menschen – sogenannten Zoonosen – in der Medizin bereits seit Jahrhunderten bekannt ist und eingehend beschrieben wurde. Die Übertragung von Streptococcus equi subspecies equi – also des Druse-Erregers – vom Pferd auf den Menschen sei jedoch äußerst selten, so die Autoren.
Druse ist bei Pferden aufgrund ihres potenziellen klinischen Schweregrads und seiner hohen Übertragbarkeit bei Tierkontakten von großer Bedeutung und bei Pferdebesitzern sehr gefürchtet. Die Übertragung auf den Menschen kann durch den Austausch von Schleimsekreten mit einem infizierten Tier oder durch jede andere Art des Kontakts mit Sekreten erfolgen, durch die das Individuum großen Mengen des Erregers ausgesetzt wird.
Der von den Forschern beschriebene Fall betraf eine 70-jährige Frau in Wyoming (USA), die mit Beschwerden über trockenes Würgen, Fieber, Schüttelfrost, Zittern und Übelkeit eine Notaufnahme in einer ländlichen Region aufsuchte. Zwei Tage zuvor hatte sie sich zur Routineuntersuchung einer Darmspiegelung unterzogen. Das trockene Würgen und die Übelkeit begannen einen Tag später. Trotz einer ereignislosen Koloskopie, wie vom Chirurgen beschrieben, waren die Patientin und ihr Ehemann besorgt über die Möglichkeit weiterer Komplikation. Die Frau hatte zwar keine Bauchschmerzen, Brustschmerzen oder Atemnot, allerdings hatte sie zu dem Zeitpunkt, als sie die Notaufnahme aufsuchte, starken Husten.
Sie hatte auch keine sonstigen dauernden Beschwerden oder kürzlich aufgetretene Krankheiten, die ihr Immunsystem beeinträchtigen würden, und sie nahm keine verschreibungspflichtigen Medikamente ein. Sie sah müde aus und im rechten Lungenansatz und in der Mitte der Lunge waren knisternde Geräusche zu hören. Ein CT-Scan ergab fleckige Trübungen im rechten mittleren Lungenlappen, die auf eine atypische Infektion oder einen teilweisen Lungenkollaps hinweisen könnten. Sie wurde ins Krankenhaus eingeliefert und wurde mit einer intravenösen Antibiotika-Gabe behandelt. Am Tag nach der Aufnahme hatten sich die Vitalfunktionen der Patientin wieder normalisiert, mit verringertem Blutdruck, verminderter Herzfrequenz, Atemfrequenz und Temperatur.
Blutkulturen, die am Vortag in der Notaufnahme entnommen wurden, waren laut PCR-Test positiv auf Streptokokken. Der Patientin wurde geraten, die Antibiotika-Behandlung fortzusetzen und im Krankenhaus zu bleiben. Zwei Tage nach der Aufnahme hatten sich ihre Blutwerte normalisiert und sie hatte während ihres gesamten Krankenhausaufenthalts keine Anzeichen von Schüttelfrost, Übelkeit oder trockenem Würgen.
Ihr Blutkultur-Isolat wurde anschließend mittels Massenspektrometrie als Streptococcus equi subspecies equi typisiert. „Dieses Ergebnis war rätselhaft, da S. equi kein üblicher Erreger ist, der beim Menschen eine Bakteriämie oder eine Lungenentzündung verursacht“, so die Forscher.
Nach diesem Befund wurde die Patientin befragt, ob sie irgendeinen Kontakt mit Druse gehabt haben könnte, da bei ihr der Druse-Erreger S. equi subsp. equi nachgewiesen worden war. Schon während des Besuchs in der Notaufnahme hatte die Patientin dem Arzt gegenüber den kürzlichen und unerwarteten Tod ihres Pferdes erwähnt. Dieser Hinweis stellte sich als entscheidend heraus: „Nachdem die Patientin die Ergebnisse der Blutkultur erhalten hatte, gab sie an, dass sie das Pferd geküsst und gestreichelt habe, während es im Sterben lag.“
Ihr Mann beschrieb zudem, dass das Pferd zunächst lethargisch war, eine Atemwegsveränderung mit erhöhter Atemfrequenz hatte, den Kopf gesenkt hielt und krank aussah. Das Pferd verstarb am nächsten Morgen mit erheblichem Schleim- und Blutausfluss aus Nase und Maul.
Die Forscher sagten, diese Beweise deuteten klar auf eine Übertragung des Erregers vom Pferd auf den Menschen hin: „In diesem Fall konnte von dem Pferd, von dem angenommen wurde, dass es die Infektionsquelle des Patienten war, kein Abstrich für die Kultur durchgeführt werden, da das Pferd sechs Tage vor der Vorstellung der Patientin in der Notaufnahme verstarb. Damit konnte die Druse-Diagnose beim Pferdes nicht bestätigt werden. Aufgrund der von der Patientin beschriebenen Symptome des Pferdes, ihres anschließenden engen Kontakts mit dem Pferd, der Blutkulturen der Patientin und eines Gesprächs mit dem örtlichen Tierarzt kann jedoch mit guten Gründen gefolgert werden, dass das Pferd die Quelle der Infektion mit S. Equi subsp. equi war.“
Tests zur Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika ergaben, dass der Organismus gegenüber allen Formen von Penicillin empfindlich war. Die Patientin wurde mit Amoxicillin (ein Breitbandantibiotikum aus der Gruppe der Aminopenicilline) entlassen und blieb bis zur Genesung beschwerdefrei.
Bei der Diskussion des Falles hoben die Forscher hervor, dass bei Menschen nur sehr selten Infektionen mit S. equi subsp. equi gemeldet werden, insbesondere in den Vereinigten Staaten. Viele Fälle menschlicher Infektionen mit S. equi gehen auf die Unterart zooepidemicus zurück, nicht jedoch auf die Unterart equi. Die begrenzte Anzahl bekannter Fälle weltweit weist darauf hin, dass die Infektion wahrscheinlich akut verläuft und ein erhöhtes Potenzial für eine hohe Sterblichkeit birgt, insbesondere wenn Personen immungeschwächt sind, neurologische Anfälligkeiten oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.
Die Autoren wiesen darauf hin, dass weltweit offenbar nur fünf Fälle von Infektionen mit S. equi subsp. equi beim Menschen bekannt seien: Allerdings gab es nur einen einzigen Fall einer Übertragung von S. equi subsp. vom Pferd auf den Menschen in den letzten 40 Jahren in den USA, über den in der Literatur berichtet wurde. Der aktuelle Fall würde diese Zahl auf zwei erhöhen.
„Es ist sowohl für Tierärzte als auch für Personen in Umgebungen mit höherem Risiko wichtig zu wissen", so die Forscher weiter, „dass Druse von einem infizierten Pferd auf einen Menschen übertragen werden kann, insbesondere wenn die Person immungeschwächt ist. In unserem Bericht ist es wahrscheinlich, dass der Erreger die Patientin ursprünglich als subklinische Lungenentzündung nach ihrem engen Kontakt mit einem Pferd infizierte, das sechs Tage vor ihrem Erscheinen in der Notaufnahme vermutlich an Druse litt."
Es gebe in der Literatur jedenfalls keine Hinweise darauf, so die Autoren, „dass S. equi subsp. equi natürlicherweise im menschlichen Magen-Darm-Trakt vorkommt. Dennoch entsprach ihr erstes Erscheinungsbild einer frühen Sepsis. Wäre es unbehandelt geblieben, hätte es tödlich enden können.“ In diesem Fall litt die Patientin an einer frühen Lungenentzündung, die auf einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs nicht erkennbar war.
Aus der Fachliteratur geht zudem hervor, dass sich in den meisten Fällen die Symptome und das Fortschreiten der Infektion weiterentwickeln. „Diese Patientin wies sicherlich Merkmale auf, die auf eine Krankheit hindeuteten. Die frühzeitige Vorstellung und Behandlung waren jedoch möglicherweise der Schlüssel zur Verhinderung einer weiteren hämatogenen Ausbreitung.“ Die Patientin wurde vor der Identifizierung von S. equi in der Blutkultur mit Piperacillin-Tazobactam behandelt, was sich bei der Behandlung der Bakteriämie als wirksam erwies.“
Basierend auf dem Blutbild der Patientin und der späteren Blutkultur scheine Penicillin die richtige Behandlung für S.-equi-Infektionen sowohl bei Pferden als auch bei Menschen zu sein, so die Forscher zusammenfassend: „Dieser Fall unterstreicht, wie wichtig es ist, mögliche Expositionen gegenüber S. equi in ländlichen Gebieten zu untersuchen, in denen Landwirtschaft und Viehzucht vorherrschen, insbesondere bei Personen, die mit Pferden arbeiten. Es ist besonders wichtig, Hochrisikogruppen wie immungeschwächte Personen mit Anzeichen und Symptomen einer Meningitis oder Bakteriämie zu berücksichtigen.“
Ohne medizinische Intervention könne eine Infektion mit S. equi erhebliche Probleme verursachen, so die Warnung der Autoren: „In den schwersten Formen sind S.-equi-Infektionen besorgniserregend und können zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung), Bakteriämie (Einschwemmung von Bakterien im Blutkreislauf) oder zum Tod führen. Die schnelle Identifizierung anfälliger Populationen und möglicher Expositionen beim Menschen ist für die erfolgreiche Behandlung einer S.-equi-Infektion von entscheidender Bedeutung.“
Die Studie „A case of bacteremia and pneumonia caused by Streptococcus equi subspecies equi infection in a 70-year-old female following horse exposure in rural Wyoming" von Tristan Bohlman, Heith Waddell und Brant Schumaker ist am 2. Aug. 2023 in der Zeitschrift ,Annals of Clinical Microbiology and Antimicrobials" erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
KommentareBevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...Weitere Artikel zu diesem Thema:27.07.2022 - Dramatische Bilder: Das macht Druse mit Pferden
Dramatische Bilder: Das macht Druse mit Pferden 27.07.2022 / News
Auf dem Hof von Florian Oberparleiter in Sierning/OÖ brach im April 2022 die Druse aus. In einem Bericht hat er den Verlauf der gefürchteten Erkrankung nachgezeichnet und in bedrückenden, dramatischen Fotos festgehalten. Sein dringender Appell an Pferdehalter und -besitzer: Druse niemals auf die leichte Schulter nehmen!
Anfang April 2022 ist auf unserer Anlage in Sierning, Oberösterreich die Druse ausgebrochen. In diesem Bericht möchten wir den Verlauf der Krankheit und die Folgen offenlegen.
Verlauf und Symptome
Zum Zeitpunkt des Ausbruchs befanden sich sechs Pferde auf unserer Anlage – drei eigene Pferde und drei Pferde die zur Ausbildung hier waren.
Zuerst brach die Krankheit bei drei Pferden aus, zwei weitere folgten zeitversetzt. Die Pferde waren 6 Wochen krank und es dauerte insgesamt dreieinhalb Monate, bis alle Pferde nicht mehr ansteckend waren.
Die ersten drei Pferde, Isa, Franz und Phoebe erkrankten schwer. Bei Phoebe führte die Krankheit schließlich zum Tod. Bei später erkrankten Pferden, Monty und Jupiter, hatten wir einen mittleren und einen leichten Verlauf. Der Wallach Cody erkrankte nicht oder hatte so einen milden Verlauf, dass wir keine Symptome feststellen konnten.
Die schwer erkrankten Pferde litten an eitrigem Nasenausfluss, hohem Fieber, Husten und geschwollenen und aufplatzenden Lymphknoten. Die Schwellungen kann man sich wie 3 bis 10 cm große Eiterpickel vorstellen, die 2-3 Wochen reifen und schließlich platzen. Bis dahin ist das Fieber hoch und es geht den Pferden schlecht.
Das Platzen der Lymphknoten ist zwar eine eklige Angelegenheit (noch mehr Eiter zusätzlich zu jenem aus der Nase …), es schenkt den Pferden aber große Erleichterung. Der Druck ist weg, das Fieber sinkt und die Pferde verhalten sich vitaler. Nach dem Platzen dauerte es jeweils über drei Wochen, bis kein Eiter mehr nachkam und sich die Wunden langsam schlossen.
Bei Isa und Phoebe war es mit dem Platzen der Lymphknoten auf der Unterseite des Kopfes leider nicht getan!
Schwerer Verlauf bei Isa
Als die aufgeplatzten Lymphknoten auf der Unterseite des Kopfes bei Isa schon zu verheilen begannen, füllte sich ein Lymphknoten zwischen Kopf und Hals. Dieser wurde faustgroß und drückte auf die Luftröhre. Isa wäre beinahe erstickt. (Notfall am Ostermontag mitten in der Nacht!)
Den Lymphknoten aufzuschneiden bevor er reif war, war nicht möglich, da auf der entsprechenden Stelle viele Blutgefäße verlaufen. Es dauerte zwei Wochen, bis der Knoten reifte und platzte. Danach dauerte es wiederum drei Wochen, bis kein Eiter mehr kam und sich die Wunde (das Loch!) zu schließen begann.
Tödlicher Verlauf bei Phoebe
Phoebe wurde im Verlauf der Krankheit augenscheinlich zweimal gesund. Sie war die erste, bei der die Lymphknoten auf der Unterseite des Kopfes platzen, die erste bei der das Fieber sank und die erste, der es augenscheinlich wieder gut ging.
Zwei Wochen später begann Phoebe wieder zu fiebern und eine Schwellung auf der Brust tat sich auf. Der Keim war in den dortigen Lymphknoten gewandert. Der Lymphknoten liegt weiter unter der Haut als jener am Kopf.
Nach einer Ultraschalluntersuchung wurde der Knoten aufgeschnitten. Es kam Eiter, als ob man eine Packung Milch ausgeschüttet hätte. Wiederum wurde Phoebe augenscheinlich gesund. Die Wunde wurde zweimal täglich gespült, begann zu verheilen und da Fieber war weg.
Eine Woche später hatte Phoebe jedoch plötzlich Probleme zu gehen. Sie stürzte und konnte nicht mehr aufstehen. Sie begann in Seitenlage die Augen zu verdrehen und im Liegen zu galoppieren. Kurz vor dem Eintreffen der Tierärztin schaffte sie es nochmal aufzuspringen. Es versagten jedoch alle Beine! Wir stützten sie. Es wurde diagnostiziert, dass die Druse neurologisch geworden war. Geschwollene Lymphknoten im inneren des Körpers drückten auf Nervenbahnen.
Eine rektale Untersuchung wurde vorgenommen. Da bäumte sich Phoebe unkontrolliert auf, überschlug sich rückwärts, landete auf dem Kopf und schlug um sich. Sie konnte ihren Körper nicht mehr kontrollieren! Wir entschieden uns, sie von Ihrem Leid zu erlösen und schläferten sie ein.
Übertragung
Druse ist eine Tröpfcheninfektion. Sie kann von Pferd zu Pferd durch Nasensekret und Eiter übertragen werden. Der Mensch kann zum Überträger werden, wenn sich Ausfluss des Pferdes auf seiner Kleidung oder auf sonstigen Ausrüstungsgegenständen befindet und ein anderes Pferd daran schleckt.
Daher ist es notwendig, dass sich der Mensch wäscht und umzieht, wenn er mit anderen, gesunden Pferden Kontakt hat!
Ansteckungsgefahr nach Genesung
Sind die Pferde symptomfrei, können sie trotzdem weiter ansteckend sein. Rückstände im Luftsack können dazu führen, dass Pferde bis zu 36 Monate ansteckend bleiben können!
Wir rufen daher dazu auf, genesene Pferde IMMER freizutesten bevor sie in andere Ställe fahren!
Hierzu werden in der Regel Nasen-Rachen Abstriche gemacht und per PCR-Test untersucht. Dabei kann es aber sein, dass man beim Nasen-Rachen-Abstrich keinen Keim „erwischt“, obwohl das Pferd noch positiv ist. Daher macht man diese Tests dreimal. Trotzdem gibt diese Vorgehensweise nur eine 80% Sicherheit.
Wir haben uns daher entschieden bei allen Pferden eine endoskopische Luftsackuntersuchung mit Spülung und Probennahme zu machen. Dies führt zwar zu erheblich höheren Kosten, aber es erhöht die Sicherheit den Keim bei Vorhandensein auch zu „erwischen“.
Und tatsächlich: Isa war 8 Wochen nach ihrer Genesung noch positiv! Sie wirkte vollkommen gesund, die Luftsäcke waren aber noch mit Eiter gefüllt! Ohne Test wäre Isa, die zum Training bei uns war, wohl nach Hause gefahren und hätte dort den ganzen Stall angesteckt!
Nach nochmaliger Untersuchung wieder 3 Wochen später, war Isa dann endlich negativ. Auch alle anderen Pferde wurden negativ getestet! Somit können alle Gastpferde zu ihren Besitzern nach Hause fahren. Unser Stall wird zusätzlich voll desinfiziert!
Arbeitsaufwand, persönliche Wahrnehmung und finanzieller Aufwand
Die Zeit, in der die Druse in unserem Stall wütete, war surreal. Der Arbeitsaufwand war – obwohl wir nicht viele Pferde haben – sehr groß: mehrmals täglich Fieber messen, Auswaschen der Wunden, Reinigung der Nasen, Medikamentengabe nach Bedarf, nach den Pferden in der Nacht sehen …
Vor allem war jedoch die Sorge um das Wohl der Pferde erdrückend. Die Rückschläge bei Isa und Phoebe bereiteten uns große Sorgen. Nach Phoebes Tod hatten wir lange Schwierigkeiten, auf die Nachhaltigkeit von Besserungen bei anderen Pferden zu vertrauen.
Auf Grund der schweren Verläufe und dem damit verbundenen Arbeitsaufwand stellte Florian seine Unterrichtstätigkeit für 6 Wochen komplett ein, was zu erheblichen finanziellen Einbußen führte. Außerdem konnten Pferde, die sich zur Ausbildung bei Florian befanden, nach Abschluss der Ausbildung nicht nach Hause fahren und dreieinhalb Monate keine neuen Pferde nachkommen. Auch dies schmerzte finanziell.
Hinzu kamen entsprechende Tierarztkosten, wobei jeder Pferdebesitzer für sein eigenes Pferd bezahlte.
Fazit
Liebe Leute, bitte nehmt die Druse nicht auf die leichte Schulter!
Viele Pferdeleute glauben, es wäre gut, wenn Jungpferde die Krankheit einmal gehabt hätten. Dies stimmt zwar im Nachhinein, da die Gefahr einer Ansteckung dann geringer ist bzw. bei Ausbruch mildere Symptome zu erwarten sind. Wir raten aber dringend davon ab, bei Jungpferden deshalb weniger vorsichtig zu sein. Der Verlauf kann auch für sie sehr schlimm sein und auch schlimm enden!
Außerdem: Seid bitte vorsichtig, wenn euer Pferd in einem Stall mit Druse war. Es kann andere Pferde anstecken – egal ob es selbst Symptome gezeigt hat oder nicht! Was im Luftsack steckt, sieht man von außen nicht!
Jetzt haben wir es geschafft und sind sehr glücklich, dass diese Zeit hinter uns liegt. Phoebe hat eine Lücke hinterlassen. Wir sind jedoch glücklich, dass die restlichen Pferde gesund und nicht mehr ansteckend sind! Wir hoffen, wir konnten euch mit diesem Bericht einen Einblick geben.
Liebe Grüße, Familie Oberparleiter Juli 2022
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Florian Oberparleiter.
Fotos: Florian Oberparleiter
ZUR PERSON: Florian Oberparleiter ist international bekannter Pferdetrainer und hat sich sein ganzes Leben lang intensiv mit Tieren beschäftigt. In seinen Horsemanship- und Kommunikations-Kursen vermittelt er einen Umgang mit Pferden, der auf Körpersprache und Energie beruht. Er hat sich jahrelang mit verschiedenen Trainingskonzepten, Arbeitsweisen und Denkansätzen befasst und mit Pferdeexperten in den USA und Europa gearbeitet. Er schulte unablässig sein Gefühl und seine Wahrnehmung und entwickelte ein eigenständiges Trainingskonzept, das auf Kommunikation und nicht auf Konditionierung basiert und auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. Weitere Infos über ihn, seine Arbeit und seine Kurse findet man auf www.florian-oberparleiter.com.
27.07.2023 - Plastik, Leder, Polyester: Wo Druse-Erreger besonders gut bzw. schlecht überleben
Plastik, Leder, Polyester: Wo Druse-Erreger besonders gut bzw. schlecht überleben 27.07.2023 / News
Feuchte Behältnisse wie Eimer sind ideale Lebensräume für den Druse-Erreger – wie die aktuelle Studie zeigt, können aber auch Polyesterhalfter eine fatale Rolle bei der Übertragung spielen ... / Symbolfoto: Archiv/Fotolia/Kirill Gorlov
Druse ist der Albtraum jedes Pferdebesitzers – denn der Erreger ist hochgradig ansteckend und auch durch kontaminierte Gegenstände und Materialien übertragbar. Schwedische Forscherinnen haben untersucht, wie wirksam die Bakterien durch Hygiene- bzw. Reinigungsmaßnahmen bekämpft werden können – mit durchaus überraschenden Ergebnissen.
Streptococcus equi, der Erreger der gefährlichen Infektionskrankheit Druse bei Pferden, ist nicht nur durch direkten Kontakt mit infizierten Pferden (Tröpfcheninfektion durch Anschnauben oder Anhusten), sondern auch durch sogenannte Vektoren, also kontaminierte Geräte, Gegenstände und Oberflächen in einer Stallumgebung hochgradig übertragbar. Die Erkrankung ist deshalb bei Pferdebesitzern besonders gefürchtet und kann bei betroffenen Pferden zu Lymphknotenschwellungen, Enzündungen, Abszessen, hohem Fieber etc. führen und in schweren Fällen tödlich enden. (Was Pferde bei dieser Erkrankung durchmachen, verdeutlichen u.a. diese Bilder aus dem Vorjahr, die während eines Druse-Ausbruchs am Hof von Pferdetrainer Florian Oberparleiter entstanden – wirklich schlimm und für Pferdefreunde schwer erträglich ...)
Frühere Studien haben eine Überlebenszeit von S. equi zwischen 34 und 72 Tagen ermittelt, wobei gilt: Je kühler die Temperatur, desto länger überleben die Bakterien. Höhere Umgebungstemperaturen im Sommer sowie direkte Sonneneinstrahlung verkürzen hingegen die Überlebenszeit von S. equi auf 1–3 Tage. Mit anderen Worten: Der Druse-Erreger liebt es kalt und feucht!
In einer nun veröffentlichten Studie haben schwedische Forscherinnen untersucht, wie wirksam sich Druse-Erreger durch Hygiene- bzw. Reinigungsmaßnahmen bekämpfen lassen – und welche Rolle dabei unterschiedliche Materialien, Utensilien und Oberflächen spielen, die rund ums Pferd anzutreffen sind bzw. im Stallumfeld zum Einsatz kommen.
Im Rahmen mehrerer Testreihen wurden dabei unbehandeltes Holz, Beton, Kunststoff, Lederhalfter, Lederhandschuhe und Polyester-Halfter gezielt mit einem Laborstamm von S.-equi-Bakterien versetzt. Darüber hinaus wurde ein klinischer Stamm von S. equi auf weiteren ausgewählten Materialien aufgebracht.
Drei Tage nach Aufbringung der Erreger wurden von jeder Materialgruppe Proben genommen, um das Bakterienwachstum nach der Kontamination zu bestätigen. Von den verbleibenden nicht beprobten Stücken wurde die Hälfte gemäß den Empfehlungen des Nationalen Veterinärinstituts einer Reinigung und Hygiene unterzogen, der Rest wurde als ungereinigte Kontrolle aufbewahrt. Für die Hygienegruppe wurde jeder Gegenstand 1 Minute lang gründlich mit lauwarmem Wasser und einem handelsüblichen Reinigungsmittel mit 15 % Alkoholethoxylat geschrubbt, 10 Minuten lang stehen gelassen und dann mit Leitungswasser gespült. Nach 2 Stunden wurde jeder Gegenstand in einem Desinfektionsmittel eingeweicht und anschließend zwei Tage lang ungestört trocknen gelassen.
Die Ergebnisse waren ebenso bemerkenswert wie aufschlussreich: Nach der Reinigung und Desinfektion waren alle Proben mit Ausnahme der Polyesterhalfter kulturnegativ (es konnten also keine S.-equi-Erreger mehr nachgewiesen werden). Selbst von Materialien wie Beton oder unbehandeltem Holz konnten die S.-equi-Bakterien erfolgreich entfernt werden. Allerdings unterschieden sich die Überlebensraten zwischen den einzelnen Materialien und den Baketerien-Stämmen (Laborstämme vs. klinischer Stamm).
Interessanterweise zeigte sich Leder in hygienischer Hinsicht als erstaunlich hochwertiges Material und bot selbst ohne Reinigung den S.-equi-Bakterien nur schlechte Überlebensbedingungen. Die Forscherinnen der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften in Uppsala wörtlich: „Selbst vor der Reinigung scheint Leder das Überleben von S. equi nur unzureichend zu unterstützen.“ Ein erstaunlicher Befund – zumal bei einem grundsätzlich organischen Material. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass die beim Gerben verwendeten Chemikalien einen Einfluss auf die Verringerung des Überlebens von Bakterien haben, so die Autorinnen.
Halfter aus Polyestergewebe hingegen behielten auch nach dem Reinigen lebensfähige S. equi-Bakterien – und zwar in erstaunlich hohem Maße: Sowohl nach 3 als auch nach 5 Tagen konnten die Druse-Erreger im Polyestergewebe nachgewiesen werden, und auch nach erfolgter Reinigung und Desinfektion waren von 8 untersuchten Halftern 6 kulturpositiv.
Dies bestätigte sich auch bei 24 weiteren Stücke Polyester-Halfter, die einer anderen speziellen Behandlung unterzogen wurden: Sie wurden nach Aufbringung des Erregers drei Tage lang liegengelassen, um ein entsprechendes Bakterienwachstum zuzulassen; anschließend wurden 16 Halfter 39 Minuten lang in einer Waschmaschine bei 40 °C mit einem alkalischen Reiniger gewaschen. Nach dem Waschen ließ man eine Hälfe (8 Halfter) an der Luft trocknen, die andere Hälfte wurde in einem Wäschetrockner bei 70 °C getrocknet (60 Minuten). Die restlichen 8 Halfter wurden 43 Minuten lang in der Waschmaschine bei 60 °C gewaschen. Nach dem Waschen wurden alle 24 Halfter bis zur Bakterienentnahme zwei Tage lang stehen gelassen.
Auch hier zeigte sich: Nach dem Waschen bei 40 °C in der Waschmaschine und dem anschließenden Trocknen im Wäschetrockner waren 14 von 16 Halftern kulturpositiv – erst nach dem Waschen bei 60 °C waren die Halfter kulturnegativ.
Eine mögliche Erklärung für das in hygienischer Hinsicht schlechte Abschneiden von Polyestergewebe: „Das Fortbestehen von S. equi in Halftern mit Polyestergewebe könnte auf die leichte Aufnahme von Schadstoffen in das Gewebe sowie auf die Fähigkeit des Materials, Feuchtigkeit zu speichern, zurückzuführen sein. Erst beim Waschen bei 60 °C wurden die Halfter von Bakterien befreit.“
Die Autorinnen wiesen darauf hin, dass die Studie in Innenräumen bei konstanter Raumtemperatur durchgeführt wurde. Feldbedingungen mit variablen Temperaturen könnten zusätzliche Auswirkungen auf die Überlebensfähigkeit von S. equi haben. Sie stellten außerdem fest, dass es durch regelmäßige Reinigung und Hygiene möglich sei, S. equi selbst von Oberflächen wie Beton und unbehandeltem Holz mit porösen und rauen Oberflächen zu entfernen. Das Erkennen der Notwendigkeit intensiverer Hygiene- und Hygienepraktiken ist wichtig für die Kontrolle von Träger-bedingten S.-equi-Infektionen.
Die Forscherinnen zusammenfassend: „Es scheint, dass die routinemäßige Reinigung und Hygiene-Behandlung der meisten Materialien in Pferdeställen eine Kontamination durch lebensfähige S. equi wirksam verhindern kann. Wichtig ist jedoch, dass für Materialien wie Halfter aus Polyestergewebe eine Maschinenreinigung bei 60 °C erforderlich ist, um lebensfähige S. equi zu entfernen. Andererseits scheint Leder auch ohne gründliche Reinigung das Überleben von S. equi nur unzureichend zu unterstützen, was erhebliche Konsequenzen für die Handhabung und Pflege von Lederzäumen und -sätteln hat.“ Ihr zentrales Resümee: „Die Einbeziehung der Erkenntnisse aus dieser Arbeit in die gezielte Hygiene nach einem Druseausbruch kann dazu beitragen, die Ausbreitung auf neue Tiere über Keimherde und Stallmaterialien zu verhindern.“
Die Studie „Effectiveness of Cleaning and Sanitation of Stable Environment and Riding Equipment Following Contamination With Streptococcus equi Subsp. equi" von Anneli Rycden, Lise-Lotte Fernström, Elin Svonni und Miia Riihimäki ist im Februar 2023 in der Zeitschrift ,Journal of Equine Veterinary Science' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.
11.07.2018 - Erreger lieben es kalt und feucht: Druse-Bakterien überleben bis zu 34 Tage
Erreger lieben es kalt und feucht: Druse-Bakterien überleben bis zu 34 Tage 11.07.2018 / News
Feuchte Behältnisse wie Eimer sind ideale Lebensräume für den Druse-Erreger – ganz besonders bei kühlen oder kalten Temperaturen. / Symbolfoto: Fotolia/Kirill Gorlov
Britische Forscher wollten es genau wissen – und haben die Überlebensfähigkeit des Druse-Erregers Streptococcus equi im Rahmen umfangreicher Tests untersucht. Das Ergebnis ist beunruhigend.
Im Rahmen der Studie wurden Kulturen von Streptococcus equi sowohl in Sommer, als auch im Winter auf unterschiedlichste Oberflächen aufgetragen – so etwa auf Holz, auf eine Schuhsohle, einen Baumwoll-Overall, in eine Nasensonde, auf eine Zahnfeile, einen nassen Plastikeimer sowie auf einen Weidezaun-Pfosten. Es wurden regelmäßig Proben an den behandelten Stellen entnommen und anschließend kultiviert – und zwar solange, bis keine lebensfähigen Bakterien mehr nachgewiesen werden konnten. Die Lebensfähigkeit der Bakterien wurde sowohl durch die Dauer (Zeit bis zur ersten nicht mehr nachweisbaren Kultur) als auch die Stärke des Wachstums (Wachstumsscore über die ersten drei Tage der Kultur) bestimmt und auch zwischen dem einzelnen behandelten Oberflächen und der jeweiligen Jahreszeit verglichen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die bakterielle Lebensfähigkeit durch eine feuchte Umgebung und durch kalte Temperaturen (Wintersaison) erheblich verbessert wird. Das Überleben des Erregers war im Sommer eher kurz (bis zu 9 Tage an feuchten Standorten und bis zu zwei Tage an trockenen Standorten) – im Winter jedoch viel länger (bis zu 34 Tage an feuchten Standorten und bis zu 13 Tage an trockenen Standorten). Auch die Wachtstums-Intensität – gemessen über die ersten drei Tagen der Kultur – war im Winter größer als im Sommer.
Die Schlussfolgerung der Forscher war daher eindeutig: Tierärzte sowie sämtliche Personen, die mit Pferden in Kontakt kommen, müssen sich darüber im Klaren sein, dass Streptococcus equi länger als bisher nachgewiesen in einer Pferdeumgebung überleben kann, insbesondere dann, wenn es durch nasse und kalte Bedingungen geschützt ist. Sicherheits- und Hygiene-Protokolle sollten daher entsprechend angepasst werden.
Ausführliche Informationen über Druse und Druse-Bekämpfung bietet dieses Informationsblatt der Medvetuni Wien.
Die Untersuchung „A study of the environmental survival of Streptococcus equi subspecies equi" von A.E. Durham, Y.S. Hall, L. Kulp und C. Underwood ist am 13. April 2018 in der Zeitschrift ,Equine Veterinary Journal' erschienen und kann in englischer Zusammenfassung hier nachgelesen werden.
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