Das in Wien auf der Straße zusammengebrochene und verstorbene Fiaker-Pferd sorgt nach wie vor für erhebliche Aufregung – die öffentliche Debatte könnte für das Wiener Fiakergewerbe zum folgenschweren Flächenbrand werden. Dr. Reinhard Kaun geht in seinem Gastkommentar mit allen Beteiligten hart ins Gericht, mit Tierschützern ebenso wie mit Behörden und Fiakern.
Der Vorfall, bei dem ein Fiaker-Pferd in Wien auf der Straße zusammengebrochen und gestorben ist, wurde in vielen Medien als Tragödie (das wäre ein Trauerspiel, aber eben ein Schauspiel nur) bezeichnet – was aber hier real vorgefallen ist, ist eine Tragik, also ein Leid, das Trauer und Mitempfinden hervorruft: Pferde sterben, so wie auch Menschen sterben, nicht immer kommt der Tod in den Stall oder in das Schlafzimmer und führt Tier oder Mensch sanft aus dem Schlaf in die ewigen Weide- und Jagdgründe – das Sterben auf der Straße und im Verkehr ist uns bei Menschen vertraut geworden, bei Tieren, insbesondere Lieblingstieren wie Pferden und Hunden rührt uns das besonders an.
Seit Jahren sind die Wiener Fiaker mit ihren Pferden im Fokus von Menschen, die sich das Etikette „Tierschützer“ an die Brust geheftet haben und die Fiaker immer wieder der Tierquälerei bezichtigen, wobei in ihren Augen die einzig aufgezeigte Alternative das Abschaffen des Fiaker-Gewerbes wäre – diese ach so guten Menschen haben sich wohl nie gefragt, was mit all den Fiaker-Pferden dann geschähe!? Alternativlos – war eine der Lieblingsfloskeln einer mächtigen Frau und Staatenlenkerin – das erinnert mich immer an meinen Deutschprofessor Dr. Stumptner am Gymnasium, der zu sagen pflegte >zum Beispiel sagt der Schüler immer dann, wenn er nur Eines kennt<.
Die Haltung der Pferde im Wiener Fiaker-Wesen ist jedoch nicht alternativlos, vieles könnte zum Besseren verändert werden, wenn nur alle Beteiligten wollten, die Unternehmer, die Behörden und die Tierschützer – letztere sollten vor Allem bedenken, dass der schwer wiegende Vorwurf der Tierquälerei den Vorsatz bedingt, den Pferden bewusst schaden zu wollen oder einen qualvollen, vermeidbaren Zustand bewusst, leichtfertig oder billigend in Kauf zu nehmen – kann davon allen Ernstes ausgegangen werden??
Doch zum gegenständlichen Fall ist aus meiner Sicht kein Lob zu spenden, weder dem betroffenen Fiaker-Unternehmen und seinem Kutscher, noch den Behörden und schon gar nicht den Vielen, die jetzt glauben, auch ihren vollkommen nutzlosen Senf dazugeben zu müssen, besonders wenn sie während ihrer aktiven politischen Laufbahn alle Gelegenheiten dazu jeweils ungenützt verstreichen ließen!
Auf Ärgste zu bemängeln ist, dass das verendete Pferd nicht obduziert wurde – ein Gebot der Stunde, angesichts der Erzählung, dass das Tier in der Frühe seines Todestages noch wohlauf und gesund war: man geht von einem >Herzversagen< aus, heißt es – ja, hat denn die Stute heimlich geraucht oder – gar – getrunken oder gekifft?? Kaffeesatzleser und Glaskugel-Interpreten gehören in den Prater, aber nicht an verantwortungsvolle Tierschutzpositionen: den Antrag auf Durchführung einer Autopsie müsste der Eigentümer des Pferdes stellen, darauf drängen müsste die Behörde – was bleibt also: der schale Geschmack eines ungeklärten Todesfalles eines Pferdes auf den Straßen Wiens im März 2024!!
Bilder der Nachrichtenmedien zeigen das am Boden liegende Pferd, daneben, stehend, das zweite Pferd – kein Mensch an dessen Kopf – hoch am Bocke aber thront der Kutscher - nach den Worten eines Sprechers des Fiaker-Unternehmens war er „tief geschockt“ – nun, ich kenne Fiaker-Kutscher seit vielen Jahren, noch nie ist mir aufgefallen, dass sie besondere Sensibelchen mit dem Nervenkostüm von Pfarrerstöchtern wären – geschockt zu sein ist legitim, aber handlungsunfähig am Bock hocken zu bleiben, anstatt dem zweiten, lebenden Pferd Zuspruch und Sicherheit zu geben, ist fundamentale Unfähigkeit für den Beruf eines Kutschers.
Und im Trüben zu fischen, ist keine anstrebenswerte unternehmerische Eigenschaft - >in Zeiten wie diesen< hätte Dr. Bruno Kreisky wohl hinzugefügt.
Dr. Reinhard Kaun
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