Wie die heilpädagogische und therapeutische Förderung mit dem Pferd bei sozial-emotionalen Schwierigkeiten helfen kann, das zeigt die Geschichte des 14-jährigen Markus auf beispielhafte Weise.
Seit Feber 2022 kommt der 14-jährige Markus (sein Name wurde aus Datenschutzgründen geändert) im wöchentlichen Rhythmus zur heilpädagogischen und therapeutischen Förderung mit dem Pferd, kurz HTFP.
Schon beim Kennenlernen ist Markus sehr aufgeschlossen und freut sich darüber mit dem Pferd Joey, Zeit verbringen zu dürfen. Er sieht Joey schnell als seinen Freund an, flüstert ihm Geheimnisse ins Ohr und denkt sich gemeinsame Aufgaben aus.
Markus hat eine schreckliche Kindheit ohne Freunde oder anderen Bezugspersonen hinter sich. Der mittlerweile fremduntergebrachte junge Bursche wurde von seiner Herkunftsfamilie als Baby und Kleinkind vernachlässigt und misshandelt. Er trug neben vielen Traumata auch eine leichte kognitive Behinderung davon.
Trotz allem, kann er sich auf die Pferd-Mensch-Beziehung sehr gut einlassen. Er umsorgt Joey, erkundigt sich bei jeder Einheit, wie es Joey geht, was er gemacht hat, und ob er genug Bewegung und Futter in der Zwischenzeit bekommen hat.
Pferde kommunizieren immer im Hier und Jetzt, sind nicht nachtragend und haben keine Vorurteile. Das hilft Markus, sich auf die aktuelle Situation zu konzentrieren und vor allem sich authentisch zu äußern.
Die neun Therapiepferde des Vereins horSense, unter anderem auch Joey, sind bestmöglich auf diese und viele weitere Therapiesituationen, durch ihre spezielle Zusatzausbildung, vorbereitet.
Markus lernt im Umgang mit dem Pferd sehr viele soziale Kompetenzen. Diese erlernten Handlungsstrategien helfen ihn in weiterer Folge im Kontakt mit seinen Mitmenschen. Einige große Meilensteine konnte Markus bereits verzeichnen. Er schafft es mittlerweile der Therapeutin und auch seiner begleitenden Betreuerin gegenüber authentisch zu Verhalten und kommunizieren. Zorn, Sorgen und Frust sind im Alltag ständige Begleiter des Jungen. Hier bei der Therapie mit dem Pferd sind diese Gefühle selten gegenwärtig. Die Ruhe und Gelassenheit der Pferde übertragen sich schnell auf Markus. Auch wenn er aufgebracht auf den Hof zu seiner Einheit kommt, kann er sich nach kurzer Zeit beruhigen und sich ganz auf Joey einlassen. Immer wieder erwähnt Markus, dass Joey sein einziger Freund ist und immer für ihn da ist. Er sagt auch, bei Joey kann er sich beruhigen und sein Zorn ist wie verschwunden.
Die Therapeutin übt und lehrt Markus mit dem Co-Therapeut Joey, wie er mit diesen negativen Gefühlen umgehen kann und hilft ihm dabei, verschiedene Strategien für eine selbstbestimmte Impulskontrolle zu erlangen.
Neben der Förderung seiner sozialen Fähigkeiten, braucht Markus Unterstützung im Bereich der Körperbalance und in der Feinmotorik. Durch gezielte Übungen vom Boden aus, sowie am Pferderücken wird auch daran gearbeitet. Markus hat bereits ein verbessertes Körpergefühl erlangt, er kann seine eigenen Grenzen, seither viel besser wahrnehmen. Die Betreuerin gibt an, dass er seit der regelmäßigen Therapie mit dem Pferd körperlich viel mehr schafft, beispielsweise kann er nun beim Klettergerüst ganz auf und ab klettern.
Außerdem ist Markus sehr kreativ, er erfindet selbst neue Übungen, Aufgaben oder Spiele mit dem Pferd. Die Therapeutin gibt Markus die Möglichkeit seine Übungen miteinzubringen und fördert so zusätzlich seine Selbstständigkeit, Selbstwirksamkeit und sein Selbstvertrauen.
Das Spannende daran ist, dass Markus sich in den meisten Fällen Übungen ausdenkt, die ausgesprochen gut auf die Förderung seiner sozialen Kompetenzen und seiner Motorik eingehen.
Die wöchentliche Therapie beim Verein horSense hilft Markus nicht nur sich in Zukunft besser in unserer Gesellschaft zurecht zu finden, sondern trägt auch einen wesentlichen Teil zur Verbesserung seiner eigenen Lebensqualität bei.
Aktuell finden die Einheiten unter besonderen Bedingungen statt, denn Markus Lieblingspferd Joey hat sich bei einem Unfall auf der Weide schlimm verletzt. Die Therapeutin brachte den Vorschlag, ein anderes Pferd zu wählen. Doch Markus erwiderte: „Wenn Joey immer für mich da ist, bin ich jetzt für ihn da!“
Also dreht sich in Markus Einheiten aktuell alles um die Bedürfnisse seines Lieblingspferdes. Es wird für Joey Futter gerichtet, er wird ausgiebig geputzt und sorgfältig umsorgt. Vor kurzem flüsterte Markus Joey eine Neuigkeit ins Ohr: „Weißt du schon, dass ich in der Schule endlich einen Freund gefunden habe?“.
Solche Augenblicke mögen für Therapeuten sehr wertvoll sein, aber noch viel wertvoller sind sie für die betroffenen Personen selbst. Im Moment steht für den gesamten Betrieb, die weitere aufwendige und kostenintensive Behandlung von Joey im Vordergrund.
Wenn auch Sie solche Geschichten und solche ,kleinen Weihnachtswunder' ermöglichen möchten, können Sie den Verein – und auch die Genesung von Therapiepferd Joey – mit ihrer Spende unterstützen:
Verein horSense
AT02 3948 7000 0011 6939