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Studie: Verformbare Pauschen verbessern Biomechanik von Pferd und ReiterIn
28.06.2023 / News

Abbildung A zeigt, wie die Sitzdruckmatte auf einem Sattel unter einer dünnen Abdeckung positioniert wird, die verhindern soll, dass sich die Matte während der Fortbewegung verschiebt. Abbildung B zeigt die Kabel der Sitzdruckmatte, verbunden mit einem Datenlogger, befestigt an der Sattelunterlage.
Abbildung A zeigt, wie die Sitzdruckmatte auf einem Sattel unter einer dünnen Abdeckung positioniert wird, die verhindern soll, dass sich die Matte während der Fortbewegung verschiebt. Abbildung B zeigt die Kabel der Sitzdruckmatte, verbunden mit einem Datenlogger, befestigt an der Sattelunterlage. / Foto: Rachel Murray et al.
Zwei unterschiedliche Pauschen-Designs wurden untersucht: Bei einem handelte es sich um eine konventionelle, also relativ starre Pausche ohne zusätzliche Polsterung (Modell S), während das andere Design eine mehrschichtige, verformbare Polsterung aufwies, wobei die am stärksten verformbare Schicht dem Reiter zugewandt war (Modell F).
Zwei unterschiedliche Pauschen-Designs wurden untersucht: Bei einem handelte es sich um eine konventionelle, also relativ starre Pausche ohne zusätzliche Polsterung (Modell S), während das andere Design eine mehrschichtige, verformbare Polsterung aufwies, wobei die am stärksten verformbare Schicht dem Reiter zugewandt war (Modell F). / Foto: Rachel Murray et al.

Ein britisches Forscherteam fand heraus, dass das Design der Sattelpauschen die Biomechanik von Reiter und Pferd beeinflussen kann: Weichere, verformbare Pauschen führten im Trab zu einem gleichmäßigeren Sitz und einer aufrechteren Rumpfhaltung des Reiters/der Reiterin, beim Pferd zu einer Verbesserung der Bruststabilität und der Beugung der Vorderbeine.


Rachel Murray und ihre Forscherkollegen schrieben in der Zeitschrift ,animals', dass das Interesse an der Auswirkung des Satteldesigns auf die Kinematik von Pferden zwar generell zunimmt, es aber bislang kaum Belege für den Einfluss auf die Interaktion zwischen Reiter und Sattel und wie sich diese auf die Bewegungsmuster des Pferdes auswirkt. Das Studienteam wollte daher untersuchen, welche Auswirkungen eine Änderung des Pauschen-Designs des Sattels auf die Interaktion zwischen Reiter und Sattel sowie auf die Bewegung von Reiter und Pferd hat.

Die Autorinnen erklärten einleitend, dass Kniepauschen traditionell nicht verformbar sind und den Zweck haben, das Knie des Reiters zu stützen, da verhindert wird, dass sich das Knie während der Fortbewegung nach vorne bewegt. Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat die Größe der Kniepauschen zugenommen, sie haben sich zur Unterstützung des Oberschenkels weiterentwickelt und werden heute als Oberschenkelpauschen bezeichnet.

In Bezug auf Form, Größe, Höhe und Position stehen verschiedene Ausführungen an Pauschen zur Verfügung, sie werden in der Regel aus einem handgeraspelten Block aus halbstarrem Material (z.B. Polyethylenschaum) hergestellt oder aus Polyurethanschaum unterschiedlicher Dichte geformt. Das bedeutet, dass Design und Form der Oberschenkelpauschen in Breite, Höhe und Länge und von Sattelmodell zu Sattelmodell stark variieren. Einige ReiterInnen bevorzugen größere Pauschen, da diese während des Reitens zusätzlichen Halt bieten, während andere möglicherweise das Gefühl haben, dass sie größere Pauschen einengen.

Die ForscherInnen stellten fest, dass Pauschen zwar ein markantes Merkmal von Sätteln sind, über ihre Auswirkungen auf den Reiter und damit auch auf das Pferd aber wenig bekannt ist. „Daher ist es möglich, dass die Einschränkung der Bewegung des Reiters durch Pauschen während des Schrittzyklus die Bewegungsmuster des Reiters, die Wirksamkeit des Sitzes und seine Fähigkeit, sich synchron mit dem Pferd zu bewegen, verändert, was wiederum das Potenzial hat, die Fortbewegung von Pferden zu beeinflussen“, so das Studienteam.

Ihre Studie konzentrierte sich auf zwei verschiedene Pauschen-Designs, die in ähnlicher Weise auf einem standardisierten Sattel positioniert waren. Bei einem handelte es sich um eine konventionelle, also relativ starre, vertikale Pausche ohne zusätzliche Polsterung, während das andere Design eine mehrschichtige, verformbare Polsterung aufwies, wobei die am stärksten verformbare Schicht dem Reiter zugewandt war. Das machte die Pausche nachgiebiger und flexibler und somit auch weniger restriktiv bzw. einschränkend.

Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass sich die Kontaktfläche und die Größe des Drucks zwischen Sitz und Sattel des Reiters, der Rumpf- und Beinkinematik des Reiters sowie der Brust-Lendenwirbelsäule und Gliedmaßenkinematik des Pferdes zwischen den beiden Designs unterscheiden würden.

In ihrer Studie platzierten sie eine Sitzdruckmatte zwischen Reiter und Sattel, mit deren Hilfe die Kontaktfläche sowie der durchschnittliche und Spitzendruck zwischen Fahrer und Sattel beurteilt wurden. Zur Analyse der Bewegungen von Pferd und Reiter wurden an wichtigen anatomischen Orientierungspunkten von Pferd und Reiter kugelförmige Bewegungsmarkierungen angebracht, die mittels Tracking-Technologie von High-Speed-Kameras erfasst und anschließend ausgewertet wurden.

Im Mittelpunkt der Studie standen 18 hochklassige Turnierpferde, nämlich 12 Dressurpferde und 6 Vielseitigkeitspferde. Für die Tests wurden zwei männliche und zwei weibliche FEI-Grand-Prix-DressurreiterInnen sowie ein männlicher und eine weibliche FEI-Fünf-Sterne-VielseitigkeitsreiterIn rekrutiert. Alle Pferde waren mit gut sitzenden Dressursätteln ausgestattet, die bis auf das Pauschendesign identisch waren.

Die Pferde wurden in zwei Gruppen eingeteilt und abwechselnd mit einem Sattel mit starren Pauschen (Design S) sowie einem Sattel mit verformbaren Pauschen (Design F) geritten. Jedes Pferd durchlief ein 15-minütiges Aufwärmen, einschließlich Schritt, Leichttraben bzw. ausgesessener Trab sowie Galopp auf der rechten und der linken Hand. Nach Abschluss der Aufwärmphase wurden die Sitz- und Körperkinematik des Reiters sowie die Kinematik der Brust-Lenden-Wirbelsäule und der Gliedmaßen des Pferdes während der geradlinigen Fortbewegung im ausgesessenen Trab quantifiziert.

Die Ergebnisse bei gerader Fortbewegung im Trab zeigten, dass die Pauschen mit der stärker verformbaren Fläche (Design F) ganz offenkundig die Biomechanik von Reiter und Pferd im positiven Sinne beeinflussten: Sie führten zu einer größeren Kontaktfläche und mehr Druck zwischen dem Sitz des Reiters und dem Sattel sowie zu einer aufrechteren Reiterposition in jenen Momenten, in denen die Pferdebeine am Boden waren. Der Gesamteffekt war eine gleichmäßigere Verbindung zwischen Reiter und Sattel und eine aufrechtere Rumpfhaltung des Reiters, wenn die Pauschen mit der stärker verformbaren Oberfläche verwendet wurden.

Auch bei der Biomechanik des Pferdes zeigten sich bemerkenswerte Veränderungen: Es zeigte sich eine Verbesserung der Bruststabilität und der seitlichen Beugung der Lendenwirbelsäule sowie eine verbesserte Beugung der Vorderbeine.

Die Ergebnisse untermauern die Bedeutung der Optimierung der Interaktion zwischen Reiter, Sattel und Pferd, so die AutorInnen zusammenfassend. Sie meinten auch, dass eine länger laufende Studie von Vorteil wäre, um zu überprüfen, ob die festgestellten Unterschiede im Laufe der Zeit bestehen bleiben oder sich verändern würden: „Diese Studie hat nur die Kinematik von Pferd und Reiter im Trab quantifiziert. Zukünftige Studien sollten den Effekt quantifizieren, den eine Oberschenkelpausche auf die Interaktion zwischen Reiter, Sattel und Pferd im Schritt und Galopp, beim Reiten in verschiedenen Reitpositionen und bei Verwendung durch weniger erfahrene oder symmetrische Reiter hat.“

Die Studie „Saddle Thigh Block Design Can Influence Rider and Horse Biomechanics" von Rachel Murray, Mark Fisher, Vanessa Fairfax und Russell MacKechnie-Guire ist am 27. Juni 2023 in der Zeitschrift ,animals' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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