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Sensationsfund in Hessen: römischer Pferdekopf erstmals öffentlich zu sehen
18.08.2018 / News

Der antike Pferdekopf war Teil einer Reiterstatue, die vermutlich Kaiser Augustus dargestellt hat.
Der antike Pferdekopf war Teil einer Reiterstatue, die vermutlich Kaiser Augustus dargestellt hat. / Foto: wissenschaft.hessen.de
Die handwerkliche und künstlerische Qualität des Pferdekopfes ist herausragend.
Die handwerkliche und künstlerische Qualität des Pferdekopfes ist herausragend. / Foto: wissenschaft.hessen.de

Ein antiker römischer Pferdekopf aus vergoldeter Bronze wird ab Sonntag erstmals öffentlich ausgestellt – die Skulptur ist von außerordentlicher künstlerischer Qualität und gilt als Fund von Weltrang.

 

Der rund 2.000 Jahre alte antike Pferdekopf aus vergoldeter Bronze, der 2009 bei archäologischen Grabungen in Lahnau-Waldgirmes gefunden wurde, ist ab Sonntag (19. August 2018) erstmals öffentlich zu sehen, und zwar im Rahmen der neuen Dauerausstellung ,Waldgirmes’ im Römerkastell Saalburg. Der 59 Zentimeter lange und 15 Kilogramm schwere Kopf, der Teil einer Reiterstatue gewesen ist, auf der vermutlich Kaiser Augustus saß, bildet den inhaltlichen und gestalterischen Höhepunkt der neuen Dauerausstellung über das römische Waldgirmes. In den zurückliegenden Jahren ist die Dauerausstellung der Saalburg überarbeitet und modernisiert worden. Dabei wurde die künftige Präsentation des Pferdekopfes aus Waldgirmes bereits berücksichtigt. Ein wandhohes Banner verdeutlicht die Größe der einst lebensgroßen Statue, von der neben dem Pferdekopf auch der linke Fuß und ein Stück des Zaumzeuges gefunden wurden. Ein großes Banner gibt einen Eindruck von den aufwändigen Grabungsarbeiten und den technischen Schwierigkeiten, die damit verbunden waren, in elf Metern Tiefe am Boden eines Brunnenschachts den Pferdekopf aus einem Holzfass zu bergen.

Guter allgemeiner Erhaltungszustand
Das feuchte Milieu unter Sauerstoffausschluss hat zu einem relativ guten allgemeinen Erhaltungszustands der vergoldeten Bronze geführt. Allerdings war es sehr schwierig, die an vielen Stellen der Oberfläche abgelagerten Korrosionsprodukte der Bronze auf der Goldschicht zu entfernen, denn die Vergoldung ist nur hauchdünn. An manchen Stellen mussten die Restauratoren die Oberfläche mit einem Acrylharz festigen und zum Abschluss der Restaurierung die gesamte Oberfläche mit einem dünnen Schutzüberzug aus Acrylharz versehen. Eine neuerliche Vergoldung der weiteren Teile wurde bewusst nicht vorgenommen. Die Restaurierungskosten inklusive sämtlicher Begleitanalytik belaufen sich auf 75.000 Euro.

Lebendigkeit und Plastizität
„Den Restauratoren muss ich ein ganz großes Lob aussprechen. Denn ohne ihre äußerst präzise Feinarbeit könnten wir den Pferdekopf jetzt nicht in so einem hervorragenden Zustand bewundern“, sagte Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein anlässlich eines Medientermins – und zeigte sich begeistert über die präzise Gestaltung der Statue: „Schon auf den ersten Blick sieht man die große Lebendigkeit und Plastizität, mit der Aufbau und Erscheinung des Kopfes vom Bildhauer erfasst wurden – und das, obwohl die Herstellung des Reiterstandbildes auf die Zeit zwischen 4 v. Chr. und 16 n. Chr. geschätzt wird. Das ist wirklich sehr beeindruckend.“ Die Wiedergabe der einzelnen Details von Muskelsträngen, Nüstern und Augenbildung zeuge von großem handwerklichen Geschick und künstlerischer Auffassungsgabe.

In einem anderen Umfeld wird der Pferdekopf ab Mitte November zu sehen sein. Das Exponat wird dann für sechs Wochen nach Berlin ausgeliehen. Im Martin-Gropius-Bau läuft anlässlich des Europäischen Jahres des kulturellen Erbes ab Ende September die Ausstellung „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“, eine Sonderausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Kooperation mit dem Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland. Gezeigt werden hochrangige Exponate aus allen Bundesländern. Bis dahin ist der Fund jedoch in seiner Heimat Hessen zu sehen. Die neue Dauerausstellung im Römerkastell ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, zwischen November und Februar dienstags bis sonntags von 9 bis 16 Uhr.

Noch nicht beigelegt ist der juristische Streit um das archäologische Kleinod, in dem es um eine angemesse Entschädigung für jenen Landwirt geht, auf dessen Grundstück der Pferdekopf 2009 gefunden wurde. Das Landgericht Limburg hatte am 27. Juli in erster Instanz entschieden, dass das Land Hessen dem Landwirt neben bereits gezahlten 48.000 Euro weitere 773.000 Euro zahlen muss – ob das Land Hessen dagegen in Berufung geht, ließ Minister Boris Rhein beim Pressetermin offen. Die Frist dafür endet am 27. August.

Hier geht's zur Website des Römerkastells Saalburg!

Quelle: Pressemitteilung Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst

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