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Heu vor dem Transport schützt Pferde vor Magengeschwüren
18.05.2023 / News

Besitzer sollten ihre Pferde vor der Reise mit Heu und nicht mit Kraftfutter füttern – Heu benötigt eine längere Verdauungszeit, umhüllt den Magen besser und hat einen geringen Säuregehalt, so die ForscherInnen.
Besitzer sollten ihre Pferde vor der Reise mit Heu und nicht mit Kraftfutter füttern – Heu benötigt eine längere Verdauungszeit, umhüllt den Magen besser und hat einen geringen Säuregehalt, so die ForscherInnen. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Das Füttern von Heu vor einem Transport trägt dazu bei, Magensäure zu absorbieren und so die Bildung von Magengeschwüren zu unterbinden, so eine aktuelle Studie. Zudem erhöht es den Antioxidantien-Spiegel im Blut und gleicht freie Radikale aus. Mit leerem Magen sollte also kein Pferd auf die Reise gehen, so die klare Empfehlung der ForscherInnen.

 

Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass Reisen und Transporte - selbst über kurze Distanzen – für Pferde stressig ist, so Barbara Padalino, außerordentliche Professorin an der Universität Bologna in Italien und eine der AutorInnen der aktuellen Untersuchung. Doch nachdem sie mehr als ein Jahrzehnt lang die Auswirkungen des Transports auf Pferde untersucht hatte, vermutete sie, dass der Transport auf nüchternen Magen auch den oxidativen Stress erhöhen würde – eine Hypothese, der sie in ihrer Studie auf den Grund gehen wollte.

Auf molekularer Ebene erleben Pferde – ebenso wie Menschen und andere Tiere – oxidativen Stress, wenn freie Radikale beginnen, die schützenden antioxidativen Mechanismen zahlenmäßig zu übertreffen. Dieses Ungleichgewicht könne physiologische Auswirkungen auf den Körper haben, einschließlich der Entstehung von Magengeschwüren, so Prof. Padalino.

Um die Auswirkungen der Fütterung vor der Reise zu untersuchen, arbeiteten Prof. Padalino und ihre Forscherkollegen mit 26 gesunden Stuten aus den Lehr- und Forschungsherden der Charles Sturt University in Wagga Wagga, Australien. Die 14 Traber, 10 Vollblüter und zwei Warmblüter waren zwischen 4 und 20 Jahre alt und lebten auf der Weide, denen zusätzlich Luzerne-Heu zur Verfügung gestellt wurde.

Die Forscher planten einen 12-stündigen, 880 Kilometer (547 Meilen) langen Transport über Nacht für die Pferde, jeweils 13 im selben Transporter auf derselben Route, gefahren von demselben Fahrer zwei Nächte hintereinander.

Vor der Reise fütterte das Team jedes Pferd mit 2,5 Kilogramm Luzerne-Heu, der Zeitpunkt der Mahlzeit variierte jedoch je nach Studiengruppe: Sieben Pferde erhielten das Heu eine Stunde vor Reiseantritt, weitere sieben Pferde erhielten es sechs Stunden vor Reiseantritt – und die restlichen 12 Pferde erhielten ihre letzte Mahlzeit volle 12 Stunden vor Reiseantritt. Keines der Pferde erhielt während der Reise Futter oder Wasser, was den Stress erhöhte (die australischen Normen und Richtlinien für den Transport lebender Tiere lassen dies zu).

Vier Stunden vor dem Verladen führten die Forscher bei jedem Pferd klinische Untersuchungen sowie Bluttests durch, um die Standard-Blutparameter und den gesamten Antioxidantienstatus im Plasma zu überprüfen. Sie wiederholten diese Prozeduren am nächsten Morgen, als die Pferde abgeladen wurden, dann noch einmal acht Stunden später und noch einmal zweieinhalb Tage später. Das Team führte bei jedem Pferd außerdem Gastroskopien durch, wobei das Tier einen Tag vor der Reise, kurz nach der Ankunft und zweieinhalb Tage später sediert wurde.

Die Auswertung der Daten ergab ein eindeutiges Bild: Als sie an ihrem Ziel ankamen, hatten 14 Pferde mittelschwere bis schwere Plattenepithel-Schleimhautgeschwüre entwickelt, so die AutorInnen. Pferde, die vor der Abreise 12 Stunden lang kein Futter bekomen hatten, zeigten die höchsten kombinierten Werte für Plattenepithel- und Drüsengeschwüre.

Freie Radikale waren direkt nach dem Ausladen höher als vor der Reise, unabhängig von der Studiengruppe, so ein weiteres Ergebnis. Tatsächlich waren die Werte an freien Radikalen unmittelbar nach der Reise oder acht Stunden später durchweg höher als vor der Reise oder zwei Tage später.

Allerdings hatten die Pferde, die eine Stunde vor der Abreise gefüttert wurden, zum Zeitpunkt des Verladens für die Reise bereits deutlich höhere Antioxidantienspiegel im Plasma als diejenigen, die zwölf Stunden zuvor gefüttert wurden, so Prof. Padalino gegenüber dem Portal TheHorse.com. Das hätte den Pferden möglicherweise geholfen, die beim Transport entstehenden freien Radikale auszugleichen. Im Gegensatz dazu hatten die Pferde, die sechs oder zwölf Stunden vor der Reise gefüttert wurden, zum Zeitpunkt der Belastung niedrigere Antioxidantienwerte im Plasma, wobei die Pferde, die zwölf Stunden lang gefastet hatten, die niedrigsten aufwiesen, sagte sie.

Etwas überraschend, so Prof. Padalino, sanken die Plasmaantioxidantienspiegel der Pferde, die eine Stunde vor der Reise gefüttert wurden, während der 12 Stunden des Transports, während die der anderen Gruppen anstiegen. Bei dieser Gruppe (mit Fütterung eine Stunde vor Reiseantritt) sind die Nahrungsreserven möglicherweise so hilfreich bei der Beschichtung des Magens gewesen, dass sie nicht auf die Unterstützung von Antioxidantien zurückgreifen mussten, so ihre Erklärung.

Die ForscherInnen hätten in dieser Studie keinen direkten Zusammenhang zwischen Antioxidantienspiegeln und Magengeschwüren gefunden, so Prof. Padalino, was aber möglicherweise an den geringen Zahl der Testpferde gelegen sei – und sie wies darauf hin, dass zusätzliche Studien wünschenswert und nötig seien, um ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zu ermöglichen.

Insgesamt deuten die Ergebnisse jedenfalls darauf hin, dass das Futtermanagement vor einer langen Reise sowohl die Bildung von Magengeschwüren als auch das oxidative Gleichgewicht beeinflussen könnte, so Prof. Padalino. Ihre klare Empfehlung: Besitzer sollten ihre Pferde vor der Reise mit Heu und nicht mit Kraftfutter füttern. Heu benötigt eine längere Verdauungszeit, umhüllt den Magen besser und hat einen geringen Säuregehalt.

 „Transport und Fasten haben definitiv einen Einfluss auf Magengeschwüre – mehr als nur Fasten allein“, so das Resümee von Prof. Padalino. „Das Füttern von Heu vor der Reise trägt dazu bei, Säure zu absorbieren, insbesondere wenn diese in den Magen spritzt, sodass es eine Art Schutzfunktion hat“, sagte sie. „Außerdem führt es zu mehr Antioxidantien im Blut, was dabei hilft, freie Radikale auszugleichen. Geben Sie den Pferden also einfach ein paar Stunden vor dem Verladen etwas Heu und Wasser – und lassen Sie es bis zum Verladezeitpunkt verfügbar –, damit sie mit vollem Magen auf die Reise gehen können.“

Die Studie „Effects of Transport and Feeding Strategies Before Transportation on Redox Homeostasis and Gastric Ulceration in Horses" von Yashar Gharehaghajlou, Sharanne L. Raidal, Francesca Freccero und Barbara Padalino ist im März 2023 in der Zeitschrift ,Journal of Equine Veterinary Science' erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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