Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.
Fast alle zukünftigen Pferdebesitzer suchen Pferde im Alter zwischen 6 und 8 Jahren. Das ist einerseits verständlich, da das Pferd schon eine Grundausbildung haben und möglichst viele Jahre reitbar sein sollte. Aber die Weisheit „Junger (unerfahrener) Reiter – altes (gut ausgebildetes, ruhiges) Pferd; alter (erfahrener) Reiter – junges Pferd“ hat schon seine Richtigkeit.
Nachdem ich nach 20 Jahren wieder in den Reitsport eingestiegen bin, habe ich mir ebenfalls eine noch nicht ganz 6-jährige Stute gekauft. Ganz ehrlich, ich liebe sie, aber es war schwierig für mich. Um es mir einfacher zu machen, habe ich dann einen älteren 12-jährigen S-Springer gekauft. Selbst zu lernen oder auch nur wieder einzusteigen und gleichzeitig ein Pferd auszubilden, ist eine große Herausforderung. Furlanetto hat mir auch sehr schnell dabei geholfen, wieder eine passable Höhe springen zu können. Leider hat er sich verletzt und nach 1,5 Jahren Pause habe ich beschlossen, dass er nicht mehr springen soll und wurde fortan dressurmäßig geritten.
Als Springpferd durfte/musste er die Wechsel beim Umstellen auf die andere Hand machen, Außengalopp gab es nicht, und nach dem Ende das Parcours war es auch nicht wichtig, die Paraden durchs Genick zu machen. Sein Prinzip war spannen und Sprung...
Als Dressurpferd musste er lernen, die Spannung zu halten, ohne zu verspannen; Last aufzunehmen und sich aufrichten mit langem Hals und durchs Genick; in den Seitengängen die Beine richtig zu überkreuzen war ebenfalls neu für ihn.
Eineinhalb Jahre hat er gebraucht, bis er soweit war, all das zu verstehen, was ich von ihm wollte und die körperliche Voraussetzung zu erlangen, um die Anforderungen als Dressurpferd erfüllen zu können. Mit viel (Über-)Eifer bei der Sache hat er es uns nicht immer einfach gemacht. Bis zum April dieses Jahres erfolgte dies zwar ernsthaft, aber ohne Nachdruck. Aufgrund seiner tollen Entwicklung dachte ich mir, vielleicht doch noch M Dressur mit ihm starten zu können. Meine Dressur-Trainerin Marion Wagenhofer war etwas überrascht und nicht ganz überzeugt – aber sehr bemüht, das Beste aus uns rauszuholen, ohne uns heillos zu überfordern.
Gesagt getan – lief es sogar ganz passabel. Jetzt wussten wir, woran wir noch arbeiten mussten... Denn die schnelle Abfolge der Lektionen in der Prüfung führte bei mir zur Überforderung und bei ihm zur Anspannung. Die Traversalen waren vorbei, bevor ich den richtigen Sitz gefunden hatte, und im Galopp hielt ich ihn so fest, dass man meinen konnte, beim fliegenden Galoppwechsel stehe ein kleiner Sprung, den es zu überwinden galt. Außerdem ging Farlanetto noch nicht ausreichend kadenziert um in einer M wirklich platziert sein zu können. Aber dennoch erritten wir Punkte für meine 4er Lizenz an unserem ersten gemeinsamen M-Dressur-Wochenende.
Obwohl ich nicht öfter als 2-3 mal pro Woche Dressurlektionen reite, sind wir nach wenigen Monaten so weit gekommen. Vor allem aber: Es macht richtig Freude, diese Entwicklung zu erleben! Das Gefühl, wenn die ersten erhabenen Tritte in der Traversale gelingen oder der fliegende Wechsel am Punkt gelassen gesprungen wird oder einfach die Harmonie, wenn die Hilfen immer feiner und unsichtbarer werden... einfach schön!
Es macht richtig Freude – und ich hoffe, noch lange mit Furly gemeinsam lernen zu dürfen. Ich kann jedem nur ans Herz legen, ältere Pferde nicht zum alten Eisen zu zählen. Ein 12-jähriges Pferd kann bei richtigem Training noch sicher 10 Jahre und mehr geritten werden, als Lehrpferd dienen – und vor allem ganz viel Spaß machen.
In diesem Sinne, viel Freude beim Reiten
Eure
Judith
www.emotion-works.at