Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.

Wie es so ist im Leben – im Sport und gerade mit Tieren gibt es auch Rückschläge. Das klingt vorerst sehr negativ und frustrierend, und ist es in dem Moment der Erkenntnis auch. Aber es ist auch eine Art von Feedback, die uns wiederum hilft, uns zu entwickeln und weiterzukommen.

Ich hatte bereits von meinem Ex-Springpferd, Fulanetto, dem 16-jährigen Westfalen-Wallach erzählt. Er hatte vom Frühjahr bis zum Herbst Lektionen der Klasse M gelernt und diese beim Üben zu Hause ganz gut ausgeführt. Er verstand, dass er im „falschen“ Galopp, ohne einem fliegenden Wechsel bleiben soll. In den Seitengängen verloren wir ein bisschen Schwung, aber alles nicht so schlimm. Einzig im Rechtsgalopp machte er sich immer wieder fest und legte sich voll auf die Hand. Voller Freude, was wir alles schon gelernt haben (ich lerne ja mit meinem Pferd), nannte ich im Oktober bei einem Dressurturnier und weil die Landesmeisterschaft im gleichen Bewerb ausgetragen wurde, diese gleich mit. Was aber leider nach sich zog, dass ich eine Box nehmen und Furly dort lassen musste. Das bedeutete mehr Aufwand und mehr Stress für uns beide.

Der erste Tag der Wahrheit kam. Obwohl ich einen Tag früher angereist war, um meinem Angsthasen das Viereck zeigen zu können, war er von vorneherein zum Explodieren gespannt. Ich saß auf einem kleinen Pulverfass, das sich wie eine Feder gespannt hatte – und konnte gar nicht mehr vorwärts reiten. Trotz immer wieder „überstreichen“ und vielen lockernden Übungen blieb die Spannung auch im Austragungsviereck erhalten. Das Ergebnis war ernüchternd. Er galoppierte im Schulterherein und der Trabtraversale an, zeppelte in der Schrittarbeit im Trab an, machte die Galopptraversalen ohne Stellung,.. Tja, was soll ich sagen, klarer Weise ging sich keine positive Bewertung über 62 % aus.
Jetzt hatte meine Trainerin die Idee am nächsten Tag vor der M noch eine LP zu reiten. Das Ergebnis war nicht viel anders als am Vortag.

Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten mit diesem „Feedback“ umzugehen. Erstens den Hut darauf zu werfen und das Turnierreiten einfach sein zulassen. In meinem und seinem Alter musste das auch nicht mehr unbedingt sein. Ich könnte zu Hause weiter meine Lektionen reiten und mich an unserem Fortschritt erfreuen. Oder ich könnte analysieren, was ich alles besser machen kann. Ich entschied mich schließlich für den zweiten Weg.

Fakt ist, dass wir beide zu wenig Erfahrung im Viereck haben, um uns wirklich gelassen auf die einzelnen Lektionen konzentrieren zu können. Wenn man die Aufgabe reitet, kommt alles so schnell hintereinander und ich bin keine davon öfter als zweimal zuvor durchgeritten. Ich musste mich sogar konzentrieren, wie die Aufgabe überhaupt geht. Das ist etwas, das kann und muss man einfach üben. Auch wenn die Gefahr besteht, dass das Pferd die Lektionen vorwegnimmt, weil es ja ebenfalls schon weiß, was kommen wird. Die Durchlässigkeit generell und vor allem in der Versammlung muss verbessert werden. Das passt gut als Arbeit über den Winter. Etwas langweiliger als Lektionen reiten, ist aber als Grundlage erforderlich, um zu einer Leichtigkeit und Lockerheit zu kommen. Zusätzlich brauchen wir noch ganz viel Gelassenheit.

Ich freue mich über all das, was wir schon gelernt haben – und mache weiter mit dem Ziel, im Frühjahr wieder in der Klasse M zu starten und weitere Punkte zu sammeln.

Viel Spaß und Erfolg bei Euren Zielen wünscht Euch
Eure Judith

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