Das neue Jahr hat – wenngleich von der Öffentlichkeit kaum bemerkt – mit einem kleinen, doch bemerkenswerten ,Paukenschlag’ begonnen: Auf der Facebook-Seite der Gruppe ,OÖ-Pferdesportler’ (das ist jene Seite, die rund um die Kandidatur von Gerhard Pischlöger in OÖ im Vorjahr ins Leben gerufen wurde) wurde in groben Zügen der Jahresabschluss des OEPS 2016 veröffentlicht – aus dem hervorgeht, welche Einnahmen dem OEPS in diesem Jahr zur Verfügung standen und wofür er sie ausgegeben hat. Bemerkenswert ist dies deshalb, weil der OEPS derartige Zahlen üblicherweise nicht herausrückt – und man als Mitglied in der Regel nicht erfährt, was mit seinen Mitgliedsbeiträgen bzw. Gebühren geschieht. Woher die FB-Gruppe diese Zahlen hat, wird nicht gesagt – doch sie dürften allem Anschein nach authentisch sein.
Das spannende Zahlenwerk – das durch einige Anmerkungen und ein kurzes Resümee ergänzt wird – bestätigt das, was ProPferd vor kurzem in einem Kommentar kritisierte: dass der Verband zwar großteils durch die Beiträge und Gebühren seiner Turnierreiter finanziert wird, doch diese nur einen relativ kleinen Teil davon zurückbekommen: Ihre Aufwendungen für den Sport sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, während die Preisgelder eine rasante Talfahrt hingelegt haben. Wie der Jahresabschluss 2016 zeigt, wird diese fatale Entwicklung durch die Budgetpolitik des OEPS sogar noch verschärft, anstatt sie auszugleichen oder zumindest abzumildern: Die Turnierreiter und Veranstalter tragen allein durch Lizenzen, Turnier- und Pferdegebühren mehr als 2 Millionen Euro jährlich zu den Einnahmen des OEPS bei – doch sie bekommen nur etwa die Hälfte davon in Form von Sportförderungen (für Referate, Veranstaltungen etc.) zurück. Anders gesagt: Österreichs Lizenzinhaber und Turnierveranstalter subventionieren den OEPS jährlich mit rund einer Million Euro – sie sind der brave, geduldige Goldesel des OEPS, der sich alles gefallen lässt.
Dass es auch durchaus anders gehen kann, zeigt die Deutsche Reiterliche Vereinigung seit vielen Jahren vor. Auch die hat vor einiger Zeit – in ihrem Jahresbericht 2016 – ihren Jahresabschluss präsentiert, der ebenfalls interessante Einblicke in die Finanz- und Ausgaben-Politik dieses Verbandes gewährt. Man muss mit direkten Vergleichen zweier so unterschiedlicher (vor allem hinsichtlich der Größe) Vereinigungen naturgemäß vorsichtig sein – dennoch sind eine Reihe bemerkenswerter Unterschiede auffällig:
– Die FN ist insgesamt deutlich sparsamer: Als Verband mit 690.000 Mitgliedern umfasst der Jahreshaushalt Einnahmen von 24,3 Millionen Euro, das entspricht einer Relation von 35,2 (Euro/Mitglied). Der OEPS hat bei 47.700 Mitgliedern ein Jahresbudget von 3,9 Millionen Euro, das entspricht einer Relation von 81,76. Die FN kommt also – pro Mitglied gerechnet – mit deutlich weniger Einnahmen aus als der OEPS.
– Die FN erhält in Relation auch deutlich geringere Mittel aus der Bundes-Sportförderung: Während beim OEPS 870.000,– Euro an öffentlichen Subventionen eingenommen wurden (= 22 % der Gesamteinnahmen), waren es bei der FN lediglich 2,3 Millionen (= 9,6 % der Gesamteinnahmen).
– Die FN lukriert mittlerweile fast ein Viertel ihres Jahresbudgets (24,4 % = 5,9 Millionen Euro) als ,Sonstige Erträge' – das sind unterschiedlichste Erlöse aus diversen Bereichen, aber auch Zuwendungen von Stiftungen und Sponsoren, insbesondere FN- und DOKR-Partnerunternehmen. Im Budget des OEPS findet sich kein Äquivalent dazu.
– Während der OEPS einen namhaften Betrag für das Verbandsorgan ausgibt (das zusätzlich auch noch die Budgets der Landessportverbände ganz erheblich belastet), gibt die FN keine eigene Zeitschrift für alle ihre Mitglieder heraus – sondern betreibt eine umfangreiche und intensive Marketing-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, für die jährlich rund 1,8 Millionen Euro aufgewendet werden. Doch diese macht sich auch bezahlt, wie die stetig steigenden ,Sonstigen Erträge' beweisen.
Man kann es durchaus so zusammenfassen: Insgesamt wirtschaftet die FN deutlich kostengünstiger und schlanker als der OEPS, belastet die eigenen Mitglieder bzw. den Steuerzahler weniger und kann mittlerweile ein Viertel seines Gesamtbudgets durch eigene Zusatzeinnahmen bzw. Sponsoren-Erlöse aufbringen. Wäre die FN in dieser Hinsicht nicht ein Vorbild für den OEPS? Rein theoretisch natürlich – doch realistisch betrachtet ist eine solche Entwicklung nicht in Sicht – warum auch? Wie spätestens die Generalversammlung des OÖ Pferdesportverbandes am 4. Dezember gezeigt hat, kann ein Verband seine überlegenen Ressourcen und Propagada-Mittel spielerisch in Wahlsiege ummünzen – und muss sich nicht einmal für ein klar rechtswidriges Verhalten, das noch dazu von einem ordentlichen Gericht festgestellt wurde, rechtfertigen. Für den OEPS trifft – vielleicht sogar in besonderer Weise – das zu, was der große Toni Innauer vor kurzer Zeit in einem Ö1-Interview über den ÖSV und Sportverbände im allgemeinen gesagt hat: „Was ich kritisiert habe ist, dass Verbände, die solange wachsen können, ihre Netzwerke verfeinern und eine Machtfülle aufbauen können, die man eigentlich nur in Krisenfällen wirklich zu spüren bekommt. Für mich ist das nicht attraktiv, für mich sind sie zuwenig lebendig, sie sind nicht beweglich, sie reagieren wie ein Panzer auf bestimmte Problematiken, unantastbar, aber auch mit zu wenig Empathie und zu wenig Einfühlungsvermögen für die, die nicht zum System gehören.“
So ist das mit den Verbänden, und so ist das mit dem OEPS. Und dass 2018 Wahlen beim OEPS anstehen, wird daran nichts ändern. Oder haben Sie irgendwo auf der OEPS-Website oder im Zentralorgan den Neujahrs-Vorsatz „Schlanker werden" gelesen ...? Also ich jedenfalls nicht,
meint
Ihr
Leo Pingitzer
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