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Anmerkungen zum Immobilien-Coup des OEPS
04.03.2016

Leopold Pingitzer schreibt für ProPferd.
Leopold Pingitzer schreibt für ProPferd. / Foto: Petr Blaha

Nachdem die Gerüchteküche bereits seit Monaten brodelte, hat der OEPS vor kurzem endlich erste Fakten zum Ankauf eines Bürogebäudes in Laxenburg/NÖ veröffentlicht, das künftig als neue Verbands-Zentrale dienen soll. In der Aussendung des OEPS findet man – ganz dem Verbands-Stil entsprechend – für den Ankauf ausschließlich positive Worte, ja, man lobt sich für den gelungenen Immobilien-Coup geradezu über den grünen Klee und preist gleich mehrfach die „positiven Synergien", die sich durch die Übersiedlung ergeben werden. Für den notwendigen Kontrapunkt in der Lobeshymne muss notgedrungen das bisherige OEPS-Büro in der Wiener Geiselbergstraße herhalten, das keine „angemessenen Arbeitsbedingungen" mehr geboten habe und überhaupt ganz pfui sei (keine Lüftung, veraltete Sanitärräume, igitt...).

Nun, bei meinem letzten Besuch im OEPS-Büro hatte ich zwar den Eindruck, daß dort ziemlich beengte Verhältnisse herrschen – aber von einer Kloake keine Rede sein konnte: Es ist ein funktionales, halbwegs modernes und jedenfalls brauchbares Büro, das freilich ein paar Räume und insbesondere ein paar Parkplätze mehr vertragen könnte. Doch das nur nebenbei.

Als Hauptargument für den Ankauf des Bürogebäudes wird seitens des OEPS der erhebliche Bestand an Rücklagen angeführt, die man durch den Gebäudeankauf nun endlich sinnvoll nutzen könne: Über Jahre habe man Rückstellungen – offenkundig in beträchtlicher Höhe – gebildet, die auf dem OEPS-Konto aber kaum Zinsen bringen. Zitat: „Mit dem Immobilienkauf ist nun eine äußerst vorteilhafte Veranlagung gegeben, weil das gesamte Volumen der Rücklagen erhalten bleibt und gleichzeitig Mietkosten eingespart werden", so der OEPS.

Dieses Motiv ist an sich durchaus schlüssig und auch überzeugend. Ein schaler Beigeschmack ergibt sich jedoch angesichts der Tatsache, daß der OEPS in den letzten Jahren ständig an der Gebührenschraube gedreht und seinen Mitgliedern immer neue Belastungen aufgebürdet hat – während man offenkundig deutliche Überschüsse erwirtschaftet hat und Rücklagen in einer Größenordnung von zumindest 800.000,– Euro bilden konnte. Denn in dieser Höhe liegt der Kaufpreis inkl. Nebenkosten der besagten Liegenschaft in Laxenburg lt. dem Ankauf-Gutachten, und wenn wir die OEPS-Aussendung richtig verstehen, konnte dieser Betrag vollständig aus den Rücklagen bestritten werden. Es sei die Vermutung gestattet, daß es vielen OEPS-Mitgliedern umgekehrt lieber gewesen wäre – der OEPS hätte auf manche Gebührenerhöhung verzichtet und dafür nicht so üppige Rücklagen angehäuft. Doch auch das nur nebenbei.

Mehr Aufmerksamkeit verdient ein Punkt, der ebenfalls prominent in der OEPS-Aussendung erwähnt wird: daß nämlich das Bürogebäude überaus günstig, „also preislich wesentlich unter den Schätzgutachten, aus einer Konkursmasse heraus" erworben werden konnte, also gewissermaßen ein Schnäppchen war, ein echter Coup. Nähere Erklärungen, warum die Liegenschaft quasi unter ihrem wahren Wert gekauft werden konnte, sucht man in der OEPS-Mitteilung vergeblich – dazu muß man sich schon die Mühe machen und das beigefügte 25-seitige Ankaufs-Gutachten des Wirtschaftsprüfers BDO studieren (was, wie man beim OEPS nur allzu gut weiß, nur sehr wenige Interessierte tun).

Nimmt man die Mühe aber auf sich, dann wird man rasch fündig – denn natürlich gibt es einen handfesten Grund, weshalb ein Bürogebäude in guter Lage, das von einem Gutachter auf einen Verkehrswert von 1,4 Millionen Euro geschätzt wurde und das auf Immobilienportalen für 1,3 Millionen Euro angeboten wurde, plötzlich für 790.000,– Euro verkauft wird: Es gibt nämlich offenkundig erheblichen Sanierungsbedarf – das im Jahr 1988 errichtete Gebäude weist z. T. gravierende Schäden auf, die das Ankaufs-Gutachten von BDO wie folgt zusammenfasst:
– Wasserschäden im Untergeschoss: Es werden zur genaueren Feststellung der Schäden und des Sanierungsaufwandes weitere Proben und Überprüfungen empfohlen. Des weiteren wird eine Generalsanierung der Lichthöfe als unerlässlich angesehen.
– Neuherstellung der Dachkonstruktion: Beide Gutachten kommen zu dem Schluss, dass eine Neuherstellung der Dachkonstruktion anzuraten ist.
– Schadhafte Fassade: Da erhebliche Risse in der Fassade festgestellt wurden, raten die Sachverständigen zur Sanierung der Fassade samt diverser Anschlussbleche.
Und weiter heißt es: „Ein Sachverständiger sieht einen kostenintensiven Sanierungsaufwand als gegeben und empfiehlt, entsprechende Kostenschätzungen von Professionisten einzuholen, um das Kostenniveau zu erheben."

Offenbar liegen BDO zum Zeitpunkt der Erstellung des Ankaufs-Gutachtens (11. Dezember 2015) keine entsprechenden Kostenvoranschläge durch Baufirmen, Architekten oder Sachverständige vor – stattdessen verlässt man sich auf Angaben des OEPS-Managements, das den Renovierungsaufwand mit 250.000,– Euro beziffert. Das mutet doch ein wenig seltsam an – denn worauf stützt sich diese Kostenschätzung des OEPS? Wir hoffen doch sehr auf entsprechende Angebote von Baufirmen bzw. Professionisten – aber wenn diese vorlagen: Warum hat man BDO diese Unterlagen nicht zur Verfügung gestellt? Und wenn diese nicht vorlagen? Das wollen wir uns lieber gar nicht erst vorstellen...

Ganz wohl ist offenkundig auch BDO bei diesem Punkt nicht – weshalb man sich in der Zusammenfassung des Gutachtens nochmals ausdrücklich absichert: „Betreffend der einmaligen Kosten der Renovierung stützen wir uns auf die Ausführungen des Managements iHv EUR 250.000,–, möchten aber nochmals ausdrücklich auf die vorliegenden Gutachten von Herrn Past und Herrn DI Gratl hinweisen, die jeweils ähnliche Mängel festgestellt haben und auf eine kostenintensive Reparatur hinweisen. Diese Kostenschätzung der Renovierung wird als besonders wesentlich angesehen, kann durch uns allerdings nicht beurteilt werden."

Hier geht es also wahrlich nicht um Peanuts – und es wäre dem OEPS gut zu Gesicht gestanden, zumindest einigermaßen objektiv über den Immobilienankauf zu informieren und auch den Renovierungsaufwand in seiner Aussendung zumindest eines Wortes zu würdigen. Aber offenbar müssen die Mitglieder nicht alles wissen, schon gar nicht muss man sie mit der Nase drauf stoßen. Zumal ja in Verbandskreisen längst das Gerücht kursiert, daß die Renovierung nicht 250.000,– Euro kosten wird, sondern „eh das Doppelte". Wenn Sie meine ehrliche Meinung dazu hören wollen: Wir werden es nie erfahren. Aber Geldsorgen scheint der OEPS ohnehin nicht zu kennen, ganz im Gegensatz zu vielen seiner Mitglieder,
meint Ihr
Leopold Pingitzer

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