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Der nächste Paukenschlag: Präsidentin Max-Theurer zum Rücktritt aufgefordert

16.02.2018 / News

OEPS-Präsidentin Elisabeth Max-Theurer sieht sich mit einer Rücktritts-Aufforderung konfrontiert.
OEPS-Präsidentin Elisabeth Max-Theurer sieht sich mit einer Rücktritts-Aufforderung konfrontiert. / Foto: Archiv/Julia Rau
Aufruf-Ruecktritt.pdf

Man staunt: Nach der Veröffentlichung interner Budgetzahlen rumort es im Österreichischen Pferdesportverband weiter – nun sieht sich Präsidentin Elisabeth Max-Theurer sogar mit einer Rücktrittsaufforderung konfrontiert. Ein Kommentar von Leopold Pingitzer.

 

Nein, das neue Jahr hat für OEPS-Präsidentin Elisabeth Max-Theurer gar nicht gut begonnen: Gleich Anfang des Jahres gelangten durchaus delikate und zweifellos nicht für die Allgemeinheit bestimmte Details aus der Finanzgebarung des OEPS an die Öffentlichkeit (siehe unseren Kommentar dazu) – was in der heimischen Reiterszene für einige Unruhe und Diskussionen gesorgt hat. Und jetzt auch noch das: In der Facebook-Gruppe ,OOE-Pferdesportler’ – einem Epizentrum der Unzufriedenheit – wurde am Mittwoch ein Aufruf „Rücktritt als Ausweg: Für einen grundlegenden Neustart des OEPS“ online gestellt, der offenkundig zuvor etlichen Vereins-Obmännern zugespielt worden war und den man auf diese Weise öffentlich zur Diskussion stellte.

Der Aufruf (den man, siehe oben, auch als Download nachlesen kann) ist inhaltlich durchaus brisant – denn er versammelt neben den bereits bekannten Zahlen des OEPS-Budgets in gewisser Weise auch ,Glanz und Elend’ der bisherigen Ära von Präsidentin Max-Theurer, die – jedenfalls in den letzten Jahren – von einer tiefen sportlichen Krise gekennzeichnet ist, wie die Verfasser schreiben: „Die Geldpreise im Springen und in der Dressur sind in den letzten zehn Jahren um 50 % zurückgegangen, ebenso rückläufig sind in diesem Zeitraum die Zahl der Turnierstarts (minus 13 %) und die Zahl der Turnierpferde (minus 8 %). Doch nichts verdeutlicht den dramatischen Niedergang des Reitsports besser als die Entwicklung der Reit- und Fahrlizenzen (inkl. Startkarten): 2009 zählte man im OEPS noch 10.922 Lizenznehmer (inkl. Startkarten) – 2016 waren es nur noch 8.670, das ist ein Rückgang von mehr als 20 % innerhalb von nur sieben Jahren.“

Der zentrale Vorwurf an die OEPS-Führung lautet, dass sie diese sportliche Krise durch eine realitätsfremde Gebühren- und Ausgabenpolitik in den letzten Jahren noch zusätzlich verschärft hat, anstatt ihr entgegenzuwirken: Man hat kontinuierlich die Abgabenlast für Reiter und Veranstalter erhöht, Rücklagen in beträchtlicher Höhe angehäuft und sich gleichsam ein Verbands-Leben in Saus und Braus gegönnt – mit hohen Personalkosten, einer sündteuren Verbandszeitschrift und nicht zuletzt einer neuen Verbandszentrale in Laxenburg, die allein 1,4 Millionen Euro gekostet hat. Dafür bleibt der Sport, für den immer weniger Geld übrig ist, auf der Strecke. Zitat aus dem Aufruf: „Die Bezeichnung ,Sportverband hat sich der OEPS angesichts dieser Zahlen eigentlich nicht mehr verdient ..."

Das Resümee der Verfasser: „Die OEPS-Führung mit Elisabeth Max-Theurer an der Spitze einschließlich des Generalsekretariats soll durch ihren Rücktritt den Weg für dringend notwendige Reformen freimachen und einen Neustart des österreichischen Pferdesports ermöglichen." Und man fordert im Detail:

–  eine grundlegende Statutenreform mit stärkerer Einbeziehung von Aktiven und Veranstaltern in allen relevanten Gremien
– die Trennung von Sport- und Freizeit-Reiterei
– die Umgestaltung und Optimierung der gesamten Verbands-Kommunikation
– eine klare sportliche Planung mit Zielsetzung Championatseinsätze und Olympische Spiele
– regelmäßige Jahresvergleiche, die auch veröffentlicht werden sollen - wie entwickeln wir uns, wie verbessern wir uns?
– Was vom Sport kommt, soll auch wieder dem Sport zugutekommen.
– Kaderkriterien definieren, die ein sportliches Vorankommen sicherstellen.

Der Aufruf mit der Forderung nach einer Strukturreform ist aus mehreren Gründen bemerkenswert:

– Er beruht auf belegbaren Zahlen und Daten – und ist sachlich jedenfalls ernstzunehmen. Dass sich die Rahmenbedingungen des heimischen Pferdesports z. T. drastisch verschlechtert haben, ist ein Faktum, das die allermeisten Aktiven und Veranstalter bestätigen werden (wenngleich nur hinter vorgehaltener Hand). Anstatt diese Probleme offen anzusprechen und anzupacken übt sich der OEPS aber in Durchhalteparolen und Schönfärberei – zuletzt wieder nachzulesen beim Bericht über die Arbeitsklausur des Präsidiums in Kremsmünster mit dem Titel „Gelungener Start ins Jahr 2018", ein Musterbeispiel für ,selektive Wahrnehmung'. Da darf man sich nicht wundern, wenn eben andere die Schwierigkeiten thematisieren und sich Lösungsansätze überlegen – auch wenn das, streng genommen, ein bisschen peinlich für den OEPS mit all seinen Ressourcen und Mitarbeitern ist: Dafür wären eigentlich sie zuständig.

– Der Aufruf ist ein weiteres Zeichen wachsender interner Kritik an der OEPS-Verbandsführung, sprich: dem Direktorium. Fast noch deutlicher und bezeichnender ist in diesem Zusammenhang das bemerkenswerte Vorwort von NOEPS-Präsident und OEPS-Vizepräsident Gerold Dautzenberg im Februar-Newsletter des NOEPS, in dem dieser seinem Ärger über die ,Dauerkritik am OEPS' in einigen Bundesländern Luft macht. Da heißt es u. a.: „Besonders der Vorwurf, der OEPS würde unkontrolliert Geld verprassen, muss hier ausgeräumt werden. Jede Ausgabe des OEPS wird vom Präsidium, bestehend aus den 9 Präsidenten der Landesverbände (!!!), abgesegnet. Wie es möglich ist, dass Personen behaupten, es würde Geld vom OEPS ohne Kontrolle der Länder ausgegeben, ist mir deshalb absolut schleierhaft!" Solches hat man von einem OEPS-Vizepräsidenten selten zuvor gehört – da hat sich wohl einiger Unmut angestaut ...

– Die unverhohlene Rücktritts-Aufforderung offenbart nicht zuletzt auch einen zunehmenden Autoritäts- und Respektverlust der Langzeit-Präsidentin innerhalb des OEPS. Elisabeth Max-Theurer führt den Verband seit dem Jahr 2002 – also seit nunmehr 16 Jahren – und denkt offenbar noch lange nicht ans Aufhören: Ihre Wiederwahl bei der kommenden Generalversammlung Mitte April gilt als ausgemacht – was manchen Funktionären mittlerweile den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Noch vor wenigen Jahren wäre ein solcher Aufruf unvorstellbar gewesen – ebenso die Weitergabe delikater Budgetzahlen, die dann anschließend auf Facebook die Runde machen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Unzufriedenheit mit Max-Theurers Führungsstil immer mehr wächst – und auch die Zahl ihrer internen Gegner. Diese deklarieren sich freilich nicht mehr, sondern agieren gleichsam verdeckt im Hintergrund, ohne eine offene Angriffsfläche zu bieten.

An dieser – überspitzt formuliert – ,Partisanen-Taktik' ist die Präsidentin nicht ganz unschuldig, hat sie doch allfällige Kritiker und Gegner stets entfernt, kaltgestellt oder verklagt, und öffentliche Kritik ist ihr ohnehin immer ein Greuel gewesen. So blieb den Gegnern – aus Selbstschutz und zum Schutz des jeweiligen Vereins – letztlich nur der Weg in die Anonymität: So bleiben sie unsichtbar, sind aber doch ständig präsent, und das macht sie zu einem schwer einzuschätzenden Faktor bei der kommenden Direktoriums-Wahl: Auf wieviele Bundesländer und Delegierte kann die Präsidentin wirklich vertrauen? Wie zahlreich und wie gut organisiert sind allfällige Abweichler tatsächlich? Mit absoluter Sicherheit kann das wohl niemand sagen. Deshalb ist vermutlich auch die Nervosität in den letzten Monaten so groß gewesen – und der Kampf um die Führung des OÖ Pferdesportverbandes so verbissen geführt worden. Denn die OÖ Delegierten könnten das Zünglein an der Waage sein, und das galt es abzusichern ...

Der Preis dafür war freilich hoch – man hat den Eindruck, dass die ,Schlacht um OÖ' das Lager der Unterlegenen eher geeint und gestärkt hat, während die Gewinner mit ihrem Sieg scheinbar nicht viel anzufangen wissen. Wofür haben sie gekämpft? Wofür steht eine weitere Präsidentschaft von Elisabeth Max-Theurer – was ist ihre Vision, was sind ihre Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen, wo ist der große Plan für den österreichischen Pferdesport? „Einfach nur weiter so" – das mag eine Haltung sein, aber es ist kein Programm und es ist vor allem keine Geschichte, mit der man die Herzen der österreichischen Pferdesportler gewinnt. Und es ist ein denkbar schlechter Slogan, wenn es die letzten Jahre nachweislich bergab gegangen ist,
meint Ihr

Leopold Pingitzer

PS: Sagen Sie mir ruhig Ihre Meinung: redaktion@propferd.at

Kommentare

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1) Moonlight59: Es genügt nicht, machtgierig und korrupt zu sein, man muss schon auch in die Politik gehen, wenn man was werden will. Und damit man so lange wie irgend möglich etwas bleiben darf, bedient man sich immer gleicher Mechanismen. Warum, lieber Herr Redakteur, sollte im Kleinen irgendetwas anders laufen als im Großen? Die vergleichende Verhaltensforschung zeigt doch unwiderlegbar, dass Politik überall und stets gleich funktioniert. Man ist beinahe versucht, hier erneut die Platitude vom Beloben der Schuldigen; Bestrafen der Unschuldigen; Auszeichnen der Nichtbeteiligten zu wiederholen. Aber so läuft es nun mal, wenn völlig demokratisch und seriös zum Wohle des Volkes vorgegangen wird; da sind Sportvereine keine Ausnahmen. Das rigorose Ausmerzen unliebsamer Querulanten gehört seit den Tagen römischer Cäsaren, chinesischer Kaiser oder persischer Satrapen zur wohlgeübten politischen Praxis - wer mir gefährlich werden könnte, denn entsorge ich tunlichst, ehe er mir schaden kann. Geschieht gerade auch im ORF - auf etwas höherer Ebene, aber nach völlig gleichen Prinzipien. Der Glaube, dass Bienenzüchter, Briefmarkensammler - oder Pferdesportler - andere, bessere Menschen wären, ist irrig. Die Größe des Sandkastens, in dem gespielt wird, ist für die Moral unerheblich - sie kommt immer nach dem Fressen!
Dienstag, 20. Februar 2018
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