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Tu felix Austria: Überall gibt es zu wenig Turniere, nur nicht in Österreich!
29.07.2020 / News

Leopold Pingitzer schreibt für ProPferd.
Leopold Pingitzer schreibt für ProPferd. / Foto: Archiv/Petr Blaha

Während es europaweit zu wenig Turniere gibt und diejenigen, die ausgetragen werden, heillos überlaufen sind, leistet sich der OEPS nach wie vor Machtspielchen mit missliebigen Veranstaltern – ein Faktum, dem man wirklich nur satirisch beikommen kann. Ein Kommentar von Leo Pingitzer.

 

Verzeihen Sie die bittere Ironie, aber: Österreichs Pferdesport soll es schlecht gehen? Wo haben Sie denn das gehört?
Es mussten soviele Turniere abgesagt werden? Ja und?
Es gibt zuwenig Startmöglichkeiten? Sie belieben zu scherzen!
Das ist alles übelste Propaganda, wir wissen ja, von welcher Seite das immer kommt! Die Wahrheit ist: Österreichs Pferdesport geht es über alle Maßen hervorragend – es geht ihm so kolossal gut, dass man sogar Turniere verbieten und übermütige Veranstalter zurechtstutzen muss, denn Tatsache ist, dass wir von allem zuviel haben: Österreichs Pferdesport erlebt gerade eine einzigartige Blütephase, es überschlagen sich geradezu die Jahrhundert-Ereignisse, und die Erfolgsstraße ist so lang, dass das Ende überhaupt nicht absehbar ist.

Der sicherste Indikator für diese Hochblüte ist natürlich der OEPS. Dort hat man die Corona-Starre abgeschüttelt und ist wieder zu alter Höchstform aufgelaufen, wie ein Fall aus Niederösterreich zeigt: Da hat sich der – zugegeben bekannte – Turnierveranstalter Michael Steinbrecher aus Wr. Neustadt doch tatsächlich erdreistet, auf seiner – zugegeben erstklassigen – Reitsportanlage zwei sommerliche Springturniere veranstalten zu wollen. Nicht weil ihm das unbedingt ein dringendes persönliches Bedürfnis wäre, sondern weil ihn viele namhafte Reiter aus dem In- und Ausland darum gebeten haben.

Also machte er einen Versuch und fragte beim OEPS höflich um die Durchführung von zwei Spring-Events an, nämlich einem internationalen Turnier in der ersten August-Hälfte, das über eine ganze Woche gehen sollte, sowie einem nationalen CSN-A am letzten August-Wochenende. Für letzteres hätte man den Turniertermin von Andreas Wessely übernommen, der auf die Austragung seines CSN-A zugunsten von Wr. Neustadt verzichtet hätte.

Das für Anfang August geplante internationale Turnier wurde vom OEPS von vornherein als völlig inakzeptabel abgeschmettert, sinngemäß: Sonst noch Wünsche? Zur Überraschung von Michael Steinbrecher – die er auch in einem vielbeachteten Facebook-Posting mitteilte – wurde aber auch dem nationalen Springturnier am letzten August-Wochenende keine Zustimmung erteilt: Zu diesem Termin würde bereits der Casino GP in Lamprechtshausen stattfinden, eine Bewilligung sei daher nicht möglich.

Eine detaillierte Begründung, warum ein CSN-A in 300 km Entfernung eine derart bedrohliche Konkurrenz für Lamprechtshausen sein soll, blieb man Michael Steinbrecher schuldig. Eine sachliche, nachvollziehbare Erklärung vermisst er in beiden Fällen bis heute, denn tatsächlich gibt es derzeit generell zu wenige Turniere – auch international – und diejenigen, die ausgetragen werden, sind heillos überlaufen, sodass die Starterfelder vielfach kaum bewältigt werden können. So sorgte etwa letztes Wochenende das CSI3* im belgischen Lier für Schlagzeilen, weil in einem Zeitspringen, das als Qualifikation für die Große Tour genutzt wurde, unfassbare 252 (!) Reiter an den Start gingen, die in drei Gruppen abgewickelt werden mussten. In Italien soll es Springturniere mit 1.000 Pferden auf der Warteliste geben.

Auch hierzulande sind Mega-Starterfelder keine Seltenheit, weil es nach wie vor an Turnieren und Startmöglichkeiten mangelt. Der Grund für die Malaise ist leicht erklärt: Nachdem es monatelang keine Turniere gab, ist der Andrang auf die zur Verfügung stehenden Bewerbe derzeit riesig – und auf der anderen Seite haben etliche Veranstalter aufgrund der bestehenden Corona-Beschränkungen auf eine Durchführung ihrer Events verzichtet. So wurden auch in Österreich im Juli immerhin 25 und im August 23 Turniere abgesagt – entsprechend überfüllt sind die verbliebenen Events.

Man sollte also meinen, dass sich der OEPS gerade jetzt über jeden zusätzlichen Veranstalter freut, zumal dieser ja auch dem Verband selbst zusätzliche Einnahmen aus Turniergebühren bescheren würde – doch da hat man offenbar ein falsches Bild der Lage. Und wenn man möglicherweise den Eindruck gewinnt, dass die Vorgehensweise des OEPS vielleicht einen anderen Grund hat – nämlich den, dass Michael Steinbrecher vielleicht deshalb schlechte Karten hatte, weil er sich in der Vergangenheit schon mehrfach kritisch zu Wort gemeldet hat – dann entbehrt das natürlich jeder Grundlage. Und man liegt auch völlig falsch mit der Ansicht, dass es dem OEPS gar nicht so schlecht gehen kann, dass er auf die Gebühren von möglicherweise unliebsamen Veranstaltern nicht freiwillig und aus tiefster Überzeugung verzichten würde, man hat schließlich seinen Stolz.

Andere sind über solche Niedrigkeiten und Widrigkeiten natürlich erhaben. Oder hat man von irgendwelchen Verbands-Spompanadeln gehört, die beispielsweise Elisabeth Max-Theurer bei der Durchführung ihrer drei CDI-Turniere in Achleiten gemacht worden wären? Also wir haben nichts mitbekommen – obwohl: Ganz ausschließen kann man es nicht. Denn zweifellos waltet der OEPS auch gegenüber seiner eigenen Präsidentin mit unbarmherziger Objektivität und Strenge. Wer weiß, ob nicht hinter den Kulissen die Fetzen geflogen sind und sich die Präsidentin einem hochnotpeinlichen Hearing durch Dietrich den Gnadenlosen unterziehen musste, der zweifellos auch hier die Verbands-Regularien auf Punkt und Komma angewendet hat? Ganz zu schweigen von den lästigen Landespräsidenten, die der Präsidentin ohnehin ständig im Nacken sitzen und sie bei jeder Sitzung mit unangenehmen Fragen bombardieren.

Nein, nein – unter all diesen Voraussetzungen ist es nachgerade undenkbar, dass irgendwem auch nur ansatzweise eine bevorzugte Behandlung seitens des OEPS zuteil wird – oder dass man irgendjemanden nur aus persönlichem Groll eins auswischen würde, zum eigenen Schaden und zum Schaden des heimischen Pferdesports.

Doch damit genug, wir wollen den Bogen der Ironie schließlich nicht überspannen, meint Ihr

Leo Pingitzer

PS: Sagen Sie mir ruhig Ihre Meinung: redaktion@propferd.at

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