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Geldregen für die Sportverbände: 900.000,– Euro für den OEPS
21.01.2016

Leopold Pingitzer schreibt für ProPferd.
Leopold Pingitzer schreibt für ProPferd. / Foto: Petr Blaha

Österreich zählt, was Förderungen betrifft, zu den Spitzenreitern in Europa: Nicht weniger als 27,7 % des Bruttoinlandsprodukt wurden 2014 für direkte und indirekte Förderungen ausgegeben – damit wurde Österreich im europäischen Vergleich nur von Frankreich übertroffen, das 31,8 % seines BIP für Förderungen ausgegeben hat. Förderungen sind an sich gut und sinnvoll, weil mit ihnen viele wichtige Bereiche von Staat und Gesellschaft – von der Landwirtschaft bis zur Forschung, von den Universitäten bis zum Umweltschutz, vom Arbeitsmarkt bis zum Katastrophenschutz – unterstützt und am Leben gehalten werden. Der Knackpunkt bei Subventionen ist aber stets, ob sie auch effizient und ihrer Bestimmung gemäß eingesetzt werden und ihre beabsichtigte Wirkung erreichen. Und hier hat Österreich – wie selbst die Bundesregierung weiß – Optimierungsbedarf.

Der Bereich der Sportförderung ist ein recht illustratives Beispiel dafür. Wie die ,Kleine Zeitung' vor etwas mehr als einem Jahr recherchierte, gibt Österreich pro Jahr rund 135 Millionen Euro für die Sportförderung aus – in einer ziemlich komplexen, für Außenstehende kaum durchschaubaren Struktur, verteilt auf Breitensport, Spitzensport und allgemeiner Sportförderung. Allein die 60 Fachverbände im Bereich ,Spitzensport' erhalten Jahr für Jahr durch den Bundes-Sportförderungsfonds (BSFF) ca. 40 Millionen Euro an Zuwendungen – ein jährlicher schöner Geldregen für jeden Verband, der bis vor wenigen Jahren auch an keinen besonderen Leistungs- oder Erfolgsnachweis gebunden war – und über den auch nicht groß in der Öffentlichkeit gesprochen wurde.

Das änderte sich erst im Jahr 2012, als Österreich bei den Olympischen Spielen von London medaillenlos blieb und sich Medien und Öffentlichkeit fragten, ob die Förder-Millionen im Sportbereich wirklich sinnvoll eingesetzt werden – und als die ersten Gerüchte um mutmaßliche Malversationen im Österreichischen Schwimmverband publik wurden. Die allgemeine Unzufriedenheit teilte auch Sportminister Norbert Darabos, der den Anstoß für ein neues Sportförderungssystem gab, das im Jahr 2013 schließlich mit dem Bundes-Sportfördergesetz (BSFG) in Gesetzesform gegossen wurde. Dieses trat mit 1. Jänner 2014 in Kraft und enthielt nicht nur eine leistungsorientierte Komponente bei der Fördervergabe, sondern sah erstmals auch eine Veröffentlichung der gewährten bzw. zugesagten Förderungen in einer öffentlich über das Internet zugänglichen Förderungsdatenbank vor. Damit kam erstmals eine gewisse Transparenz ins Spiel um die Sportförderung – und das ist bekanntlich die wichtigste Voraussetzung für eine effiziente Kontrolle.

Die Datenbank kann man seit einiger Zeit auf der Website des Bundes-Sportförderungsfonds www.bsff.or.at einsehen und dort sämtliche BSFF-Zuwendungen an Österreichs Sportverbände – und für welchen Zweck sie gewährt wurden – nachlesen. So erhielt der Österreichische Pferdesportverband (OEPS) in den letzten Jahren Förderungen in bedeutender Höhe:
2014: 818.000,– Euro
2015: 739.980,– Euro
2016: 826.800,– Euro
Im Jahr 2016 kommen auch noch Sonderförderungsmittel für das ,Team-Rot-Weiss-Rot' (31.500,– Euro) und für das ,Team-Rio' (50.000,– Euro) hinzu, womit sich die Gesamtförderung in diesem Jahr auf stolze 908.300,– Euro steigern dürfte. Allein in den letzten drei Jahren erhielt der OEPS somit über 2,4 Millionen Euro an öffentlichen Subventionen. Davon können andere Verbände nur träumen.

Die größte Einzelposition bei den OEPS-Förderungen 2015 war übrigens ,Personal Verbandsmanagement' (also Administration) in der Höhe von 275.000,– Euro – und damit deutlich höher als die Aufwendungen für Personen, die direkt mit dem Sportgeschehen bzw. den Athleten/innen zu tun haben (z.B. Trainer/innen, Sport- und Nachwuchskoordinatoren/innen, Physiotherapeuten/innen, Masseure/Masseusen etc.), das waren 2015 110.000,– Euro. Bei den meisten anderen Verbänden ist es umgekehrt.

Bedenklich erscheint auch, daß – mit Ausnahme des Österreichischen Fußball-Bundes, der mit mehr als 500.000 Mitgliedern größenmäßig in einer ganz anderen Liga spielt – kein anderer Verband mehr für administratives Personal erhielt als der OEPS. Selbst wenn man berücksichtigt, daß der Pferdesport administrativ zweifellos aufwendig zu betreuen ist, drängt sich der Eindruck auf, daß hier tendenziell in der Verwaltung zuviel und für konkrete Maßnahmen und Projekte an der Basis zuwenig ausgegeben wird – bei einem modernen, effizienten Verband sollte es eigentlich anders sein.

Noch fragwürdiger erscheint angesichts des öffentlichen Geld-Regens jedoch die Tatsache, daß der OEPS – trotz Mitglieder-Schwund, MWSt-Erhöhung für Einstellbetriebe und der schwierigen Lage vieler Vereine und Mitglieder – in den letzten Jahren unverdrossen an der Gebührenschraube gedreht (Stichworte: Sportförderbeitrag, Turnierpferdegebühr, Boxenpauschale, Nenngeld für C-Turniere etc.) und somit den Pferdesport weiter verteuert hat. Auch der jüngste Geldregen für das Verbandsorgan ,Pferderevue', das sich über eine saftige Erhöhung seiner Verbandsabo-Erlöse freuen darf (siehe unseren Kommentar dazu), erscheint da in einem anderen Licht: Die 500.000,– Euro, die jährlich für die Verbandszeitschrift aufgewendet werden, sind für den OEPS und seine Landesverbände offenbar keine große Sache – über Geld spricht man nicht, Geld hat man. Und wenn man mehr braucht, holt man es sich einfach über Gebühren und Beiträge.

Wie man es auch dreht und wendet – Österreichs Sportverbände sind in einer beneidenswerten Lage: Sie genießen eine gesellschaftliche Sonderstellung, stehen national ohne Konkurrenz da und haben es sich in ihren kleinen, geförderten Paradiesen sehr gemütlich gemacht. An ihrem privilegierten Status hat auch das grundsätzlich begrüßenswerte neue Bundes-Sportfördergesetz bislang wenig ändern können – entsprechende zaghafte Versuche, etwa durch ein ,Erfolgs-Ranking' im Jahr 2014 von den Sportverbänden mehr Leistung und Effizienz einzufordern und für eine Konkurrenz der Verbände untereinander zu sorgen, wurden rasch wieder weglobbyiert. Bei diesem bislang einzigartigen Ranking – das leider auch manche inhaltliche Angriffsfläche bot – landete der OEPS lt. Information des ,Standard' übrigens auf Platz 51 von 60 Verbänden.

Dafür war man beim Weg-Lobbyieren vermutlich unter den Besten,
meint Ihr
Leopold Pingitzer

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