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Gundulas Blog: Wie Kids richtig reiten lernen
03.10.2023 / Blogs

Gundula Lorenz ist von Kindheit an mit Pferden verbunden, geprüfter Behindertenreitlehrwart (heute „Lehrwart für integratives Reiten“) und hat sich viele Jahre intensiv mit der funktionellen Anatomie und dem Bewegungsapparat des Pferdes beschäftigt. Sie besuchte die Fachschule für osteopathische Pferdetherapie von Barbara Welter Böller und entwickelte das Konzept Equino FIT® – ein ganzheitliches Trainings- und Ausbildungsprogramm für Reiter und Trainer, bei dem unphysiologische und verbrauchende Bewegungsmuster vermieden, Selbstheilungskräfte unterstützt und ein harmonisches Miteinander von Mensch und Tier gefördert werden sollen. Außerdem wirkt sie im Team von Dr. Tuuli Tietze und den SMARTen Vorreiterinnen als  lizenzierte Trainerin mit. In ihre Arbeit und ihre vielfältigen Erfahrungen bei der Pferdeausbildung gibt sie auf ihrem ProPferd-Blog Einblick!
 

Einfach genial und genial einfach: Eine Schwimmnudel gibt das perfekte Feedback für ein gutes Körpergefühl, ohne das Pferd zu nerven ... Foto: privat

 

Vor Jahren wollte meine Tochter reiten lernen, und ich war sehr lange auf der Suche, wo ich einen Betrieb mit für mich auch passenden Unterricht finde. Das war gar nicht so einfach…

Wir schauten uns einiges an. Vielleicht habe ich mein kritisches Denken meiner Tochter etwas vererbt, denn sie meinte letztendlich „dass es so, wie es üblicher Weises abläuft, nicht ihr Weg sei….“ – egal, ob eine klassische Reitschule, wie jeder sie von uns kennt, oder auch der Ansatz des Horsemanship.

An diese Zeit erinnerte ich mich zurück, als während eines EquinoFIT® Kurses – die Teilnehmer und ich waren gerade alle auf der Terrasse – eine Mutter mit ihren Kinder bei uns am Hof nachfragte, ob wir auch Unterricht für Kinder anbieten würden. Ich musste verneinen, da ich ja kein Schulpferd habe bzw. Klein-Pinuu zwar einmal in diese Rolle schlüpfen darf, aber noch in der Ausbildung ist. Denn nur von guten und ausgebildeten Schulpferden kann man viel lernen.

Plötzlich fragten gleich mehrere aus der Teilnehmergruppe: „Wieso machst Du keinen Kurs für Kinder? Wenn ich das schon als Kind mitbekommen hätte, täte ich mir heute leichter……!“

So setzte sich eine Idee in meinem Kopf fest, die mich nie mehr ganz losließ, die ich aber auch nicht konsequent weitergedacht und weiterentwickelt habe – der richtige Zeitpunkt bzw. die richtige Gelegenheit dafür war noch nicht gekommen.

Für viele Mädchen sind Pferde eine unstillbare Sehnsucht – sie träumen davon, in den Stall zu gehen und einfach die Zeit mit Pferden zu verbringen, ihre Nähe zu genießen und reiten zu lernen. So ist es auch für die Töchter meines Cousins. Nachdem wir mit den Pferden in den Hof zu Radochenberg eingezogen waren, kam auch bald einmal die Frage, ob seine zwei Mädels einmal kommen dürfen. Und nachdem sie nicht gleich um die Ecke wohnen, vereinbarten wir ein paar Tage im Sommer.

Und da war er wieder, der Gedanke! Aber was sollte mir Besseres passieren, als im geschützten Bereich, damit meine ich mit den Töchtern meines Cousins, meine alte Idee in Tat umzusetzen. Also: Gedacht – getan!!!!

Zuerst erforschte ich, wo die zwei Mädels ausbildungsmäßig stehen, was sie schon gelernt haben und wo auch von ihrer Seite noch Bedarf ist bzw wo ich sie noch mit meinem Wissen unterstützen kann. Man muss dazu sagen, dass sie beide schon den Reiterpass besitzen.

Da kam mir als Erstes in den Sinn, wie wichtig es ist, dass sie ihren Körper gezielt einzusetzen lernen, sowohl am Boden als auch am Pferd und nicht gleich von vornherein alles über den Zügel machen.
Dafür kam „Resi“ – eine Schwimmnudel, die das Pferd simuliert – ins Spiel. Man klemmt sich die Schwimmnudel zwischen die Beine, ca 2/3 sollte vor einem und 1/3 hinter einem sein. So und jetzt gings darum, wie drehe ich meine Schultern, mein Becken, damit ich das Pferd allein mit meinem Körper in die gewünschte Richtung dirigieren kann – und „Resi“ gibt das perfekte Feedback dazu.

Ein großer Vorteil dabei ist auch, dass man unendlich Zeit hat, seinen Körper auszuprobieren, ohne dass ein Pferd davon Schaden nimmt oder genervt wird – ich sehe das immer wieder auch bei meinen erwachsenen Schülern. Doch Kinder haben ihren Körper mit einer genauen Anleitung schnell im Griff.
Der nächste wichtige Lernschritt war: Wie setze ich meine Energie für vorwärts, langsamer und auch rückwärts ein? Und was auf keinen Fall fehlen durfte – ein bisschen Anatomie: Wie bewegt sich ein Pferd, dass es gesund bleibt, und welche Bewegung schadet ihm?

So vergingen die Tage wie im Fluge – und je wissbegieriger die Mädels wurden, desto mehr freute es mich 😊.

Meine Bedenken, sie zu überfordern, lösten sich in Luft auf und mein Herz hüpfte, als ich ihre Nachricht las, nachdem sie schon wieder zu Hause waren:

„Danke!!! Wir haben so viel gelernt – über den Sitz und auch, wie ich am Boden mein Pferd nur mit meinem Körper dirigiere, außerdem, wie wichtig es ist, wie sich das Pferd bewegt – wir freuen uns auf den nächsten Besuch!“

Das hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, unsere Jugend richtig „abzuholen“ und auf kreative, kurzweilige und spannende Weise ans Pferd heranzuführen. Aus diesem Grund gibt es noch heuer im Oktober einen EquinoFIT® for Kids Schnuppertag ...

... auf den freut sich

Eure Gundula

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