Blogs

Zur Übersichtzurück weiter

Judiths Blog: Was durch ein "Angstfrei-Coaching" alles möglich wird
13.03.2020 / Blogs

Entspannt und angstfrei ausreiten auf einem aufmerksamen, vertrauensvollen Pferd – so und nicht anders soll es sein!
Entspannt und angstfrei ausreiten auf einem aufmerksamen, vertrauensvollen Pferd – so und nicht anders soll es sein! / Symbolfoto: Irene Gams

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung – mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.


Im Herbst letzten Jahres kam eine Dame zu mir. Sie war kurz davor, ihr Pferd zu verkaufen, weil sie Angst davor hatte, auf ihm zu reiten. Mehrere Male war sie von ihrem noch relativ jungen Pferd gestürzt und hatte sich dabei so schwer verletzt, dass sie Monate nicht reiten konnte.

Zum Pferd: Eigentlich hätte es ein gut ausgebildetes Westernpferd sein sollen. Ideal, um damit entspannt auszureiten. Dachte sie. Leider war dem nicht immer so. An manchen Tagen ging es ganz gut, an anderen wiederum saß seine Reiterin förmlich auf einem Pulverfass, das jederzeit hochgehen konnte. Meistens waren es überraschende Kehrtwendungen, die die Reiterin in Nöten brachten und sie immer wieder auf die Erde beförderten. Aber was konnte man dagegen tun?

Als ersten Schritt haben wir genau analysiert, wann diese Manöver von Seiten des jungen Tieres stattfanden. Meistens gibt es Muster und Anhaltspunkte, auch wenn es anfänglich nicht so aussieht. Eine wesentliche Erkenntnis dieser Analyse war, dass die Unfälle meist mit einer Unaufmerksamkeit der Reiterin einhergingen. Oft registrieren Pferde herannahende Spaziergänger im Wald schon zu einem Zeitpunkt, in dem wir Menschen noch nicht die geringste Ahnung davon haben. Oder sie nehmen etwas wahr, das sie als potenziell gefährlich einstufen, uns Menschen aber völlig harmlos und unbedenklich erscheint, etwa ein Stein, klackernde Walking-Sticks oder sich im Wind bewegendes Unterholz.

Wenn das Pferd etwas als besorgniserregend wahrnimmt und der Mensch nicht darauf reagiert, dann kann es schon passieren, dass das Fluchttier die Führung übernimmt, um sich selbst und seinen Reiter in Sicherheit zu bringen. Das Entscheidende dabei ist, die ersten Anzeichen der Anspannung zu erkennen. Das wären ein leichtes Stocken, ein Aufrichten, in eine Richtung ausgerichtete Ohren und Kopf, verstärktes Einziehen der Atemluft durch die Nüstern. Nehmen wir diesen Moment der erhöhten Aufmerksamkeit des Pferdes wahr und reagieren wir darauf mit einem Berühren und Überstreichen sowie beruhigenden Worten, signalisieren wir dem Pferd, dass wir es bemerkt haben und es mit der Gefahr nicht alleine ist. Manche Pferde mögen es, wenn man die Zügel etwas aufnimmt, anderen genügen leicht angelegte Waden. Ziel ist es stets, dem Pferd Sicherheit zu vermittelt.

Ein weiterer Aspekt der Analyse war der Umgang der Reiterin mit meinen Pferden. Dabei erkannte ich, dass das Handling nicht sehr selbstsicher war. Auch die Kommunikation war schwammig. Sie teilte den Pferden nicht klar mit, was sie von ihnen wollte. Bei einem unklaren Befehl, der vom Pferd als „Vielleicht“ aufgefasst wird, liegt die Entscheidung beim Pferd und die Reaktion ist dann nicht immer die Erwünschte.  

Um die bereits vorhandenen „unguten“ Gefühle und Ängste zu neutralisieren, haben wir mit der bewährten Peaceful Mind-Methode gearbeitet. Außerdem entwickelten wir gemeinsam einen Maßnahmenkatalog zum Thema Vorbeugen und Sicherheit. Zum Beispiel waren das so simple, selbstverständliche Dinge wie das Tragen eines Helmes und einer Schutzweste, aber auch die Achtsamkeit beim Reiten – und bei der Arbeit mit dem Pferd immer auch BEIM Pferd zu bleiben. Ein älteres Tier, das schon viele Jahre im Gelände unterwegs ist, wird es durchaus tolerieren, wenn die Gedanken das Reiters einmal abschweifen, aber meistens funktioniert das nicht von Beginn an. Dieses Vertrauen muss zuerst aufgebaut werden, bevor sich beide auf einander verlassen können.

Zur Erreichung, der ganz am Beginn des Coachings definierten Ziele wurden ganz spezielle Aufgaben zum Üben mit auf den Weg gegeben. Das betraf Themen wie Achtsamkeit und klare Kommunikation – was aber voraussetzt, dass man selbst weiß, wohin man will und was man vom Pferd möchte.

Das Feedback, das ich einige Monate später erhalten habe, hat mich wirklich sehr gefreut: Denn nicht nur im Sattel hat sich etwas getan, sondern auch im täglichen Leben konnte die Dame von sehr positiven Entwicklungen berichten. Zitat: „Ich bin mit so einem Hoch-Gefühl aus dem Coaching gekommen, dass ich es gar nicht glauben konnte, und anfangs habe ich jeden Tag darauf gewartet, dass ich zurück auf dem Boden der Realität lande. Aber das gute Gefühl ist geblieben – und meine Situation hat sich weiter verbessert. Jetzt habe ich wieder richtige Freude mit meinen Pferden!“ Und genauso und nicht anders soll es natürlich sein!

Bis zum nächsten Mal
Eure
Judith
www.emotion4me.at

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen