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Judiths Blog: Was mit Pferden wirklich Freude macht, Teil 2
20.03.2024 / Blogs

Judith Oberngruber arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden.
Judith Oberngruber arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden. / Foto: Valerie Oberreiter

Judith Oberngruber ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.
 
Ich bin eine Wiedereinsteigerin. Sprich, ich bin in jungen Jahren in allen Disziplinen bis Klasse M geritten. Dann bekam ich einen Sohn und setzte für 20 Jahre (bis auf kleine Unterbrechungen auf Pferden von Freundinnen) aus. Als ich nach längerer Suche meine süße Französin aus dem Gestüt Obora´s fand, war ich mega happy und tat mich echt schwer wieder hinein zu finden. Zum einen ritt ich damals rein instinktiv und meine Muskeln bzw. mein ganzer Körper reagierte nicht mehr so wie damals. Ich war auch viel zu langsam mit meinen Reaktionen und bin es heute auch noch oft. Zum anderen sind die Pferde von heute viel feiner und mehr auf Leistung gezüchtet.

Meine Stute hat enormes Springvermögen, gute Gänge und wird enorm empfindsam, wenn sie warm geworden ist. Sie ist leicht überbaut und macht sich im hinteren Rücken-Becken-Bereich rasch fest. Ellis (er-)trug mich durch meinen Neuanfang, steckte gerne fest, vor allem im Galopp, und lief dann vor dem Druck davon, den ich ihr machte. Zur Ausheilung einer Sehnenverletzung bekam sie ein Jahr Auszeit in der Herde auf einer riesigen Weide im Offenstall.

Als ich sie zurückholte, hatte meine reiterliche Neuorientierung bereits begonnen. Aber es dauerte noch eine ganze Ewigkeit, bis ich es halbwegs schaffte, ihren Rücken zu entlasten. Parallel dazu begann ich ihren hinteren Rücken und ihr Becken zu mobilisieren und zu gymnastizieren. Viel Schenkelweichen, Schulterherein, Renvers und Travers schon in der Aufwärmphase im Schritt. Ich half ihr zu verstehen, dass es Sinn macht, das Becken zu kippen, die Hanken abzuwinkeln und mehr Last mit der Hinterhand aufzunehmen. Mein Part war es jeglichen Druck herauszunehmen und in die Leichtigkeit zu gehen. Reiten wie einen Tanz zu verstehen. Genauso meinen unteren Rücken und mein Becken zu lösen, wie ich es mir von meiner Ellis wünschte. Meine Hand musste feiner werden, bzw. schneller ganz kurz nachgeben, damit sie keine Chance hatte sich eine Stütze durch meine Hand zu holen.

Ich entschuldige mich jetzt schon dafür, was jetzt kommt. Schwärmerei für meine Süße! Ihr Schritt ist wunderbar schreitend, die Kurzkehrt gelingen wie auf einem Teller. Sie reagiert wunderbar auf Gewichtshilfen und meine Impulse durch den Schenkel. Die Paraden und Übergänge funktionieren zumeist durch ein Aufrichten und einem kurzen Impuls mit den Knien. Der Galopp wird immer raumgreifender (das Kratzige ist weg) und sie lässt sich bereits nach einer Runde fallen und beginnt durch den Körper zu schwingen. Immer öfter nimmt sie mich auch bei den Verstärkungen gut mit – das ist überhaupt der Wahnsinn und macht mir eine irre Freude!

Im Moment arbeite ich an den fliegenden Wechseln – wie so oft mache ich zu viel und schaffe es nicht immer, ihr linkes Hinterbein beim Wechsel nach rechts ausreichend zu aktivieren. Aber beim letzten Dressur-Training ist uns auf beiden Händen ein wunderbarer, gerade gesprungener Wechsel gelungen! Könntet ihr jetzt mein Lächeln sehen…

Gerade habe ich die Bedeutung der freien Schulter verstanden. Gerade bei einem Pferd, das durch einen körperlichen Nachteil zu viel auf der Vorhand ist, muss die innere Schulter immer frei beweglich bleiben. Wenn ich auf meine innere Hand achten, in der Wendung leicht vor gehe oder in den Seitengängen sogar leicht in Bewegungsrichtung, nimmt sie das super an und der Schwung bleibt erhalten. Es ist ein tolles Gefühl!

Und ich freu mich über alles, das meiner Süßen hilft, sich ebenfalls gut zu fühlen und sich besser zu entfalten!

Ein Tipp an euch:

„Was macht euer Miteinander leichter? Wo ist weniger mehr? Weniger Einwirkung mit der Hand, weniger/kürzerer Schenkeldruck, weniger Druck im Rücken,…“

Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Leichtigkeit in den Traversalen, mehr Kadenz und einfach Freude an weiteren Entwicklungen bei mir und Ellis!

Ganz viel Freude bei eurer weiteren gemeinsamen Entwicklung
wünscht

Eure Judy
 
www.emotion-works.at
www.freudepferd.at

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