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Judiths Blog: Reitpausen sinnvoll nützen
11.09.2023 / Blogs

Judith Oberngruber und Clarcoon
Judith Oberngruber und Clarcoon / Foto: Hans Kraus

Judith Oberngruber ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.
 
Ja, es gibt sie, diese erzwungenen Pausen – meist durch Verletzungen unserer Pferde oder durch eigene Verletzungen, aber immer mit dem gleichen Ergebnis: Wir können nicht reiten! Aber dennoch können wir diese Zeit in anderer Form zur Weiterentwicklung nützen, wie ich am eigenen Beispiel belegen kann.

Durch eine Knie-Operation – das vordere Kreuzband war gerissen und musste ersetzt werden, der Meniskus war verletzt und wurde teilweise entfernt – war ich zu einer Zwangspause verurteilt. Nach zwei Wochen hatte ich den Tagesablauf ein wenig im Griff, aber meine Pferde fehlten mir schon sehr …

Zuerst begann ich auf Youtube, alle möglichen Videos namhafter Trainer auf seriösen Kanälen zu schauen. z.B. Die alten Meister oder Clipmyhorse Academy, MF Training von Michael Fischer etc.

Nachdem meine Konzentration schon etwas besser wurde, versuchte ich zu visualisieren und meine Blockaden selbst zu lösen. Ich habe vor allem beim Anreiten eines Sprungs im Parcours oder bei einem neuen oder hohen Hindernis im Training das Problem, mich zu versteifen. Es fällt mir dann schwer, den Rhythmus zu halten, und meine Pferde werden verunsichert.

Ich ging so vor, dass ich mir das Anreiten in Gedanken so konkret wie möglich vorstellte. An dem Punkt, an dem der ,innere Film’ abbrach, atmete ich tief durch und klopfte rhythmisch, abwechselnd auf meinen linken und rechten Oberarm. Wieder tief einatmen und langsam ausatmen. Danach wiederholte ich die gleiche Szene – und siehe an, ich kam deutlich weiter! Was ich dabei auch noch herausfand, war, dass ich Angst vor dem Absprung hatte, weil ich nicht sicher war, ob er genau passte. Also war das Ziel, den Focus auf das Landen und Weiterreiten zu legen und dem Pferd zu vertrauen, dass es den Sprung gut machen würde. Mein Problem in diesem Fall: zu wenig Selbstvertrauen und Vertrauen zum Pferd.

Daraufhin habe ich zum Thema Vertrauen einige Mentalübungen mit Symbol-Replacement gemacht.

Aber Vertrauen bekommt man auch durch Übung – daher habe ich einen Trainingsplan mit Übungen zur Stabilisierung des Rhythmus beim Reiten über Stangen, Cavallettis und kleinere Sprünge erstellt. Wenn ich dann wieder am Pferd sitzen kann …

Mein zweites großes Problem ist mein zu instabiler Oberkörper in der Mittelpositur. Ich neige dazu, beim Aussitzen im Trab, aber auch ein wenig im Galopp die Schwingung des Pferderückens durch ein Einziehen des Bauchs und Nach-hinten-Federn auszugleichen, anstatt stabil im Oberkörper und Bauchbereich zu sein und nur mit der Hüfte mitzuschwingen.

Gerade dieses Thema kann man sehr gut ohne Pferd lösen. Also habe ich begonnen, (brav mit Knie-Schiene) in Liegestützstellung und auf den Unterarmen gestützt die Bauchmuskeln zu stärken. Außerdem habe die Bauchmuskeln durch Hüftstütze links und rechts trainiert, sowie Beine in die Senkrechte heben und langsam absenken. Als Ausgleich und zur Entspannung der Schulter und Rückenmuskulatur verblieb ich 1-2 Minuten im „herabschauenden Hund“ (Yoga-Übung).

Zu guter Letzt habe ich mir für beide Pferde einen individuellen Trainingsplan mit Schwerpunkten überlegt, um im kommenden Winter den Focus zu behalten. Thema bei Clarcoon liegt weiterhin am Schließen und der Verbesserung der Hankenbiegung im Galopp sowie der Erarbeitung des fliegenden Wechsels über den einfachen Wechsel.

Der Plan für Ellis beinhaltet die Verbesserung des Galopps hin zu einem schön vorwärts gesprungenen, durchlässigen Galoppsprung am Hinterbein. Ganz konkret möchte ich bei ihr viel mehr Leichtigkeit in die Galopparbeit bringen, um schließlich eine relaxte und flüssige Galopptraversale reiten zu können.

Ja, das war’s im Großen und Ganzen. Nun hoffe ich, dass ich bald wieder aufs Pferd darf und freu mich schon wahnsinnig darauf, meine beiden Schätze unter mir zu spüren und erfühlen zu können.

Viel Freude, Gesundheit und gesunde Pferde wünscht

Eure Judith
 
P.S.: Solltest Du Fragen haben, kannst Du mich gerne unter judith@emotion-works.at kontaktieren!

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