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Judiths Blog: Mein Pferd als Spiegel
07.04.2023 / Blogs

Judith Oberngruber arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden.
Judith Oberngruber arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden. / Foto: Valerie Oberreiter

Judith Oberngruber ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.
 
Jeder hat sicher schon einmal gehört, dass ein Pferd spürt, wenn man Angst hat. Dann verspannt es sich, wird unruhig, bleibt stehen oder möchte davonlaufen. Tatsächlich sind unsere Pferde noch viel feinfühliger.

Passiert es manchmal, dass dein Pferd einfach nicht um die Wendung will, oder dass die Tour nie rund wird? Beim nächsten Mal überprüfst du, ob deine Schultern waagrecht zur Linie sind, die du reiten möchtest. Denn ist deine äußere Schulter weiter hinten so wird auch die Schulter des Pferdes nicht auf der vorgegebenen Line bleiben. Das Pferd richtet seine Schultern nach denen des Reiters aus.

Hält sich dein Pferd in der Hinterhand fest, galoppiert kurz tritt nicht locker unter? Überprüfe dein Becken und ob du selbst locker in der Hüfte mitschwingst.

Auf geraden Linien ist es wichtig, dass beide Gesäßknochen gleichmäßig belastet werden und der Oberkörper waagrecht zur gerittenen Linie ausgerichtet ist. Bin ich selbst schief wird sich das Pferd schwer damit tun, selbst gerade zu gehen.

Noch ein praktisches Beispiel: Paraden/Haltparade. Machst du deinen Rücken steif und streckst du dein Gesäß bei der Haltparade nach hinten (zumeist dann, wenn der Reiter an den Zügeln zieht), wird das Pferd ebenfalls den Rücken versteifen und die Hinterbeine nach hinten weg strecken. Entspannst du dagegen deinen unteren Rücken, senkst deine Hüfte ab und spannst nur deinen Bauch an, dann hat dein Pferd die Möglichkeit mit den Hinterbeinen unter den Körper zu treten.

Jede Verspannung im Körper wird sich auf das Pferd auswirken. Jeder gehobene Blick und aufgerichtete Oberkörper wird es dem Pferd ermöglichen seinen Brustkorb ebenfalls zu heben.
Probiert es einfach aus. Blick ist auf die Pferdeschulter gerichtet und dann hebt ihr den Blick auf einen Punkt gerade vor euch 2m höher als ihr seid und beobachtet die Reaktion eures Pferdes.

In dem Moment, wo dir bewusst wird, dass jede deiner Bewegungen oder Steifigkeiten vom Pferd wahrgenommen wird und es versucht darauf zu reagieren, beginnt der Weg des feinen Reitens.

Aber nicht nur unser Körper wird wahrgenommen, sondern auch unsere Stimmung und Gemütsverfassung. Selbst wenn dein Gesicht nichts verrät, dein Pferd weiß, ob du verärgert, unsicher oder voll Freude bist. Wenn du zu deinem Pferd kommst und auf jemand anderen (vielleicht noch aus der Arbeit) wütend bist, spürt es das sofort und versucht zu verstehen, was es falsch macht. Kennst du so eine Situation, wo jemand sagt, heute geht gar nichts? Das Pferd kann sich gar nicht vertrauensvoll fallen lassen, wenn sein Reiter voll innerer Anspannung ist.

Ein Tipp: Bist du verärgert oder in Gedanken bei der Arbeit oder anderen Problemen, wenn du zu deinem Pferd kommst, dann schau auf die Uhr oder stell dir einen Timer mit 5min ein, in denen du dich noch ausgiebig ärgern kannst. Danach richtest du dich auf, atmest 3mal ein und jedes Mal ganz lange aus, lächelst dir breit zu, wie wenn du gerade ein tolles Kompliment bekommen hättest (oder machst dir selbst eines) und gehst mit diesem Lächeln auf den Lippen zu deinem Pferd.

1.     5 min. ausgiebig ärgern
2.     Aufrichten – 3mal einatmen und ganz langsam ausatmen
3.     Breites Lächeln (mindestens 2 min. gelächelt und es werden Endorphine = Glückshormone freigesetzt)

Viel Freude mit euren Lieblingen wünscht euch

eure
Judith
 

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