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Judiths Blog: Als Erwachsene/r reiten lernen
18.06.2022 / Blogs

Auch für Erwachsene ist es sinnvoll und empfehlenswert, mit dem Reiten zu beginnen!
Auch für Erwachsene ist es sinnvoll und empfehlenswert, mit dem Reiten zu beginnen! / Foto: privat/Judith Oberngruber-Spenger

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.

 

Spannend, herausfordernd und voll von positiver Energie fühlt sich für viele Menschen der Kontakt zu Pferden an. Allerdings hatte nicht jeder die Möglichkeit, das Reiten als Kind zu erlernen. Ist es denn empfehlenswert und sinnvoll in diesen Sport, bzw. dieses Hobby als Erwachsener noch einzusteigen?

Ich bin der Meinung: Ja, unbedingt! Allerdings ist es wichtig, sich einiger Unterschiede bewusst zu sein, die im Gegensatz zum Erlernen im jugendlichen Alter zu beachten wären.
Zum einen lernen junge Menschen viel mehr über das Ausprobieren und Erleben. Sie fühlen sich instinktiv in die Bewegung des Pferdes ein. Zum anderen ist der Wunsch, das Pferd kontrollieren zu wollen, meistens nicht gegeben. Die Freude mit diesem wunderbaren Tier zu interagieren steht im Vordergrund.

Da erwachsene Menschen bereits einige Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben, sind sie vorsichtiger und können sich nicht so leicht und vorbehaltlos der Pferdebewegung „hingeben“. Oftmals reitet auch der Gedanke an einen möglichen Sturz mit. Das wiederum führt zu einer Versteifung der Muskulatur, wodurch der Rücken und die Gelenke nicht mehr mitschwingen. Nun ist gerade etwas Statisches in einem sich stetig verändernden Bewegungsablauf nicht förderlich. Alles Starre und Feste wirkt sich hinderlich auf die freudige Vorwärtsbewegung des Pferdes aus.

Eine weitere Besonderheit von erwachsenen Schülern ist, dass die Erarbeitung des richtigen Sitzes und der Hilfen auch über das bewusste Nachdenken über Bewegungsabläufe und dem Einsatz bestimmter Muskeln erfolgt.

Meine Tipps für Spätberufene und WiedereinsteigerInnen:

1.    Sicherheit und Vertrauen: im Vorfeld alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen (Helm, Weste, Umfeld, …) ergreifen, und dann dem Pferd und dem Trainer Vertrauen entgegenbringen.  

2.    Verlassen der Komfortzone: es ist wichtig sich auf das Pferd einzulassen. Kein Pferd arbeitet willentlich gegen uns. Für einen Anfänger ist es kaum möglich ein Pferd zu „kontrollieren“.* Daher müssen wir ihm vertrauen, dass es uns nichts Böses will!!!

3.    Konzentration: alle Gedanken auf das fokussieren, was man gerade tut. Vom ersten Moment an am Pferd richtet sich jeder Gedanke auf die aktuelle Aufgabe.

4.    Balance: Fokus des eigenen Körpers darauf, sich in der Balance zu befinden. (Ruhiger Oberkörper, Hände und Waden, lockeres Becken und Oberschenkel, bewegliche, elastische Gelenke; trotz Körperspannung keine Starrheit)

5.    Einfühlen: spüren, wie sich das Pferd bewegt und wie ich es am besten unterstützen kann (zu Beginn, am wenigsten stören).

6.    Ziele: für jede Einheit leicht zu erreichende Ziele definieren. Wobei das oberste Ziel immer die Freude am Zusammen-SEIN mit dem Pferd sein sollte!!!

7.    Offenheit: lernen von anderen, durch Zusehen, über Bücher und Videos. Es ist wichtig die Natur des Pferdes zu verstehen und ihm sagen zu können, was man von ihm will, bzw. die Sicherheit geben zu können, die ein Fluchttier von uns braucht, um uns ReiterInnen vertrauen zu können.

Achtung: Ein Pferd denkt nie wie ein Mensch!


Gedanken eines jungen Reiters zum Galopp:
„Wann darf ich endlich galoppieren?“ „Hoffentlich sind wir bald bei der Galoppstrecke!“, „Juhu! Schneller! Lauf Pferdchen, lauf!“

Gedanken eines Pferdes mit einem jungen Reiter:

„Juhu! Endlich darf ich laufen!“, „Nur keinen falschen Schritt, sonst rutscht mir das Menschlein noch vom Rücken!“

Gedanken eines Spätberufenen zum Thema Galopp:

„Hoffentlich galoppiert es an!“, „Hoffentlich wird es mir nicht zu schnell!“, „Hoffentlich versetzt es nicht!“, „Hoffentlich, komm ich um die Kurve!“

Gedanken eines Pferdes mit einem Spätberufenen:

„Wann hört der endlich mit dem Klammern auf!“, „Rücken anspannen, damit es nicht so unangenehm wird!“, „Hoffentlich darf ich bald wieder aufhören!“, „Hey Mensch, lass doch mal los!“

Wenn ihr die letzten Zeilen mit Humor nehmen könnt, seid ihr auf dem richtigen Weg!
Im nächsten Artikel gibt es Tipps, welche Möglichkeiten, außer Reiten, gibt es, um uns beim Reiten verbessern zu können.

Viel Freude und Erfolg mit euren Lieblingen!
Eure
Judith

*Kontrolle ist der Wunsch der meisten erwachsenen Anfänger. Tatsächlich kann man nur immer mehr in Harmonie mit dem Pferd kommen. Dazu müssen wir lernen, es zu verstehen und lernen, unsere Wünsche an unseren Partner Pferd so zu kommunizieren, dass wir verstanden werden.

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