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Judiths Blog: Mentaltraining, ein Beispiel aus der Praxis
21.08.2022 / Blogs

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.

 

 

Im Leben und auch beim Reiten geht es meistens voran – und dann gibt es wieder vermeintliche Rückschritte. Allerdings sind diese oft Zeichen daf+r, dass etwas noch nicht so gefestigt ist oder einfach nochmals überdacht werden muss.

Ein aktuelles Beispiel vom vergangenen Turnier-Wochenende zeigt, wie wichtig und wie hinderlich Gedanken doch sein können:

Eine Reitkollegin aus meinem Stall erzählte mir, sie wäre im Vorjahr am Abreiteplatz des bevorstehenden Turniers mit ihrem Pferd ausgerutscht, weil der Boden zu nass war.
Dieses Bild eines stürzenden Pferd-Reiter-Paares setzte sich in meinem Unterbewusstsein fest und führte in weiterer Folge bei mir selbst zu Unsicherheit, Fehlern und Problemen im Parcours.

Am Freitag kam ich am Turnier an und parkte mich mit meinem Hänger ein. Clarcoon, mein Riese (über 180 cm) streckt beim Zäumen, wenn er aufgeregt ist, gerne den Kopf in die Höhe, was es mir mit einer Größe von knapp 160 cm etwas schwer macht. Deshalb habe ich mir angewöhnt, ihn gleich im Hänger zu zäumen. Da bin ich klar im Vorteil. Alles lief gut, bis ich ihn zum Satteln an den Hänger band.

Da er die letzten Turniere schon sehr cool war, rechnete ich nicht damit, dass er sich an einem neuen Ort wieder aufregen würde. Tat er aber. Nervös tanzt er herum, zupfte hektisch am Gras und schaffte es das neue Lederhalfter zu zerfetzen. Dabei zog er sich auch noch das Zaumzeug runter. Jetzt stand ich da, allein auf weiter Flur und mühte mich, meinen Riesen wieder aufzuzäumen. Das ging dann zum Glück gar nicht so schlecht, da er offensichtlich selbst etwas geschockt war von seiner eigenen Befreiungsaktion. Satteln ging ebenfalls auch ohne weitere Zwischenfälle, aber ich kam relativ knapp zum Abreiteplatz. Zudem war Clarcoon gespannt und benahm sich fast wie auf seinem ersten Turnier. Vermutlich war ich ebenfalls angespannt, weil davor nicht alles nach Plan gelaufen war.

Dann im Parcours funktionierte es gar nicht so schlecht, aber Clarcoon war guckig – was ich bei ihm nicht wirklich kenne – und etwas verhalten, was aber einer Höhe von 95cm auch weiter kein Problem für ihn ist. Für das Abreiten zum nächsten Bewerb (105cm) war genug Zeit und es fühlte sich alles okay an für mich. Beim ersten Hindernis musste ich zulegen, in der Wendung zum 2. Sprung rutschte Clarcoon mit den Hinterbeinen weg, kam zu dicht an das Hindernis und bekam die oberste Stange zwischen die Beine. Ich wendete ab und ritt den 3. Sprung an. Wir beendeten den Parcours mit zwei weiteren Abwürfen, 2-mal wegrutschenden Hinterbeinen und einem sehr schlechten Gefühl. Jedenfalls bei mir war es so – und ich denke, auch für Clarcoon war es nicht die beste Erfahrung.

Meine erste Reaktion war, am nächsten Tag nicht mehr starten zu wollen. Ich war sehr frustriert über meine bisher schlechteste Runde, verärgert über den Veranstalter wegen des rutschigen Bodens und überhaupt ...

Auf dem Nachhauseweg reflektierte ich über alles nochmals in Ruhe.

Tatsächlich hatte ich einfach noch nicht viel Routine im Parcours. Ich hatte heuer begonnen mit Clarcoon auf Turnieren zu starten und hatte zwar schon einige Platzierungen und fehlerfreie Runden bis 105 cm, aber offensichtlich brachten mich viele Dinge aus dem Konzept.

Fazit:
1.    Routine bekommt man nur durch weitere Starts – daher Nennung für den nächsten Tag!
2.    Verhaltenes, unsicheres Reiten - Fokus auf das Gelernte; mehr Grundgaloppade und die Hinterhand mehr schließen.
3.    Vertrauen: Clarcoon hat ein enormes Sprungvermögen, bemüht sich sehr und wird durch mich unsicher.

Zuhause machte ich eine Peaceful Mind-Sitzung zur erlebten Situation und dem Thema mangelndes Vertrauen, um diese ,Programmierung‘ sofort wieder aus meinen Körperzellen zu löschen. Zudem wiederholte ich bis zum nächsten Tag den neuen Glaubenssatz. Ich stellte mir immer wieder vor, wie ich mit Clarcoon einen harmonischen Ritt absolviere:

Im Vertrauen mit Leichtigkeit und Freude!

Fokus beim Abreiten: Vertrauensvoll, mit wenig Hand aktiv durch die Wendung galoppieren.

Der Erfolg spricht für sich: Zwei harmonische Nullrunden und ein 5. Platz im 105cm-Bewerb als Krönung (trotz weiter Wege)!

 

Als Tipp an Euch:

Nur nicht den Mut verlieren!
Analysieren – Blockaden lösen – Fokussieren

In diesem Sinne – weiter viel Freude mit Euren Vierbeinern wünscht

Eure Judith

www.emotion-works.at

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