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Judiths Blog: Probleme meistern, Zungenfehler korrigiert!
13.01.2022 / Blogs

Zwei, die sich gefunden haben: Judith und ihr ,Riesenbaby
Zwei, die sich gefunden haben: Judith und ihr ,Riesenbaby' Clarcoon. / Foto: Hans Kraus

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.


Vor bald zwei Jahren folgte ich meinem Bauchgefühl und entschied mich dafür, einen Holsteiner Schimmel-Wallach im Alter von fünf Jahren in unsere Familie aufzunehmen. Clarcoon brachte eine Grundausbildung und vor allem schon Erfahrung im Springen mit und beeindruckte mich mit federnden Gangarten, Aufmerksamkeit und dem Gefühl, es mir recht machen zu wollen. Erst als wir ihn abholten, realisierte ich, wie groß er wirklich war. Mit 178 cm Stockmaß war er nicht wirklich passend für mich.

Ein junges Pferd, noch schlaksig und nicht ausbalanciert, mit seiner riesigen, etwas unkoordinierten Bewegung – so stolperte er durchs Viereck und stellte mich rein körperlich vor große Herausforderungen. Mit meiner Größe von 160 cm und kurzen Beinen fiel es mir nicht leicht, die Balance zu finden, geschweige denn, ihn auszusitzen. Darüber habe ich bereits einmal einen Blog geschrieben. Doch heute möchte ich mich dem Thema Zungenfehler widmen.

Durch falsche Anleitung nahm ich ihn, um ihn zu stabilisieren, mehr in die Hand. Clarcoon reagierte durch Verwerfen im Genick, hinter den Zügel zu kommen und sich dabei aufzuspannen. Vor allem im Galopp begann er die Zunge aus dem Maul hängen zu lassen. Auf Anregung meiner damaligen Trainerin wechselte ich daraufhin die Gebisse. Ich kaufte teure Spezialtrensen die Abhilfe versprachen. Es wurde nicht wirklich besser.

Eines Tages ritt Marion Wagenhofer, staatlich geprüfte Reitlehrerin und Grand Prix Reiterin, gleichzeitig mit mir in der Halle und sprach mich auf den Zungenfehler an. Ich müsse dringend etwas dagegen tun, damit es ihm nicht bliebe. Denn so würde ich Clarcoon nie irgendwo vorstellen können. Sie bot mir an, einige ihrer Gebisse zu probieren. Bereits am nächsten Tag hatte ich drei verschieden Trensen an der Box hängen. Gleichzeitig bat ich sie um Unterstützung beim Training. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie dieser Bitte nachkam.

Als erstes lernte ich Clarcoon mit langem Zügel nur über Bein und Sitz zu reiten. Gleichzeitig probierte ich ein Nathe-Stangengebiss, eine Gummitrense und einiges mehr aus. Jedes Gebiss in etwa zwei Wochen lang. Außer er reagierte sofort mit Widerstand oder Verstärkung der Symptome, dann wechselte ich das Gebiss bereits nach dem zweiten Mal.
Zur Erklärung, mein lieber Schimmel ist sehr sensibel im Maul und versucht dem Druck durch Einrollen und heraus hängen lassen der Zunge auszuweichen. Daher macht es Sinn, ein Gebiss zu finden, das diesen Druck minimiert. Ob der Druck auf die Laden, die Zunge oder den Gaumen zu viel war, kann ich nicht genau sagen. Auf jeden Fall reagierte er auf eine einfach gebrochene Trense von Trust mit D-Ringen positiv. Mit dieser ritt ich ihn lange Zeit bis ich auf eine sehr leichte Trense von Fager bit, einfach gebrochen mit einem soft-lock-system, umstieg.

Wie gesagt, die richtige Trense zu finden, war die eine hilfreiche Sache, aber am wichtigsten war wohl, dass ich meine Balance fand und lernte, ohne Gewicht in der Hand zu reiten. Es dauerte lange und hat mir bestimmt ein Jahr gekostet. Denn erst jetzt ist er so weit, dass ich ihn in die Hand reiten und schließen kann. In dieser Zeit habe ich auch an seiner Balance gearbeitet, damit er gut mit seinem langen Körper und Beinen zurechtkommt.  

Ich möchte Euch mitgeben, dass es für die meisten Probleme eine Lösung gibt. In den wenigsten Fällen wird diese einfach und rasch gehen. Aber zum Wohl unserer Pferde (= Partner oder Familienmitglieder) zahlt es sich aus, diese Geduld aufzubringen und nichts unversucht zu lassen und vor allem sich selbst zu hinterfragen. Heute ist es Clarcoon, mein Riesenbaby – oder jetzt schon Halbstarker – der hoffentlich bald aus der Pubertät draußen ist, den ich am liebsten reite, weil er so sensibel ist und in jeder Einheit etwas dazulernt.

Viel Freude mit Euren Lieblingen wünscht
Eure Judith

P.S. derzeit gibt es eine Aktion betreffend Coaching (4 zum Preis von 3; auch online möglich). Solltet Ihr Fragen haben könnt Ihr mich gerne unter judith@emotion-works.at anschreiben oder auch anrufen. Meine Telefonnummer findet Ihr auf www.emotion-works.at.

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