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Judiths Blog: Standby-Zeiten sinnvoll nutzen
12.04.2020 / Blogs

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung.
Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. / Foto: Valerie Oberreiter

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung – mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.

Immer wieder gibt es Zeiten, in denen man gezwungen ist, kürzer zu treten, sei es durch eigene Verletzungen oder Erkrankungen unseres Pferdes – oder eben aufgrund eines Virus. Natürlich ist es sehr schade, wenn wir in solchen Phasen unseren Trainingseifer einbremsen müssen. Gerade im Frühjahr, wenn das Außenviereck lockt und die ersten Turniere im Freien stattfinden, ist es besonders bitter, wenn man dazu gezwungen ist, mehrere Gänge runter zu schalten.

Allerdings bringt gerade diese Zeit auch neue Chancen. Es besteht die Möglichkeit zu reflektieren und zu analysieren. Eine Standortbestimmung, gefolgt von einer Zieldefinition, sind eine wunderbare Vorbereitung, sobald es wieder los geht.

Dann gibt es die Möglichkeit, auf andere Weise reiten zu lernen bzw. seine Kenntnisse zu verbessern. Ja, tatsächlich lerne ich sehr viel, wenn ich nicht am Pferd sitze.

1.    Durch Lesen: Es gibt sehr gute Bücher, z.B. von Reitmeisterin Ingrid Klimke, die uns Anregungen geben können. Ich habe verschiedenste Bücher, die ich immer wieder aufschlage, um Lösungen zu Problemstellungen zu finden oder nur, um Wissen aufzufrischen oder zu vertiefen. Eine Auswahl an Empfehlungen findet ihr am Ende des Artikels.

2.    Durch Zusehen: Im Internet gibt es mittlerweile einige Kanäle, die Wissen vermitteln oder wo wir die erfolgreichen Reiter und Trainer unserer Zeit bei ihren Unterrichtseinheiten beobachten können. Bei der Reihe der alten Meister wird sehr viel erklärt und jeder kann etwas für sich daraus mitnehmen.

3.    Durch Körperübungen: mit kippenden Hockern oder Kisten kann man wunderbar am Sitz arbeiten. Die Stärkung der Bauchmuskeln, die wir für das korrekte Aufrichten im Sattel benötigen, kann man durch das Liegen am Rücken und langsame Heben und Senken der Beine, erzielen. Viele Yoga-Stellungen helfen die Beweglichkeit und Körperkontrolle zu verbessern.

4.    Durch Mental-Training: im Geiste das gewünschte Ergebnis erleben.

In den meisten Profi-Sportarten gibt es mittlerweile Mental-Coaches. Dabei geht es vor allem darum die Zeit zwischen den aktiven Trainingseinheiten zu nutzen. Die meisten Hürden sind im Kopf und genau die kann man im Trockentraining gut meistern. Wichtig dabei ist, sich auf das gewünschte Ergebnis zu konzentrieren. Was möchtest du erreichen? Nein, nicht in dieser oder jener Klasse zu siegen. Sondern was will ICH persönlich erreichen.

Aus dem Nähkästchen geplaudert:

Meine großen Themen sind es, meinen Sitz zu verbessern, den Rhythmus im Parcours zu erhalten und die Angst vor der Höhe der Hindernisse abzulegen. Dazu gibt es dann noch ganz viele Unterthemen und einzelne Lektionen, die ich im Trockentraining analysiere und versuche zu lösen (reiten).

Der Hintergrund meiner Probleme im Parcours liegt darin, dass ich immer passend kommen möchte. Was völlig egal ist in den Klassen, die ich reite. Denn die Höhen springen meine Pferde ohne Probleme auch aus sehr weiten Distanzen.

Dazu hat mir ein Artikel in der letzten ,Reiter Revue' sehr viele neue Anregungen gegeben. Mir ist bewusst geworden, dass ich beim „Hinschauen auf das Hindernis“ vor dem Abwenden, dieses als Endpunkt sehe, was unbewusst bremst. Genau das hat meine Stute dann immer gemacht. Sie hat ihren Galoppsprung verändert/verkürzt und schon war der schöne Rhythmus weg. Dieses kurze Innehalten oder wie man es nennen will, hat gereicht, dass wir nie gut am Sprung ankamen.

Mein Ziel ist es nun, das Hindernis als solches auf meinem Weg zu erkennen und primär der Linie zu folgen, die über den Sprung führt. Also mein Augenmerk auf einen Punkt zu richten, der sich mit meiner eigenen Bewegung nach hinten fortbewegt. Besser noch, mich auf gar keinen fixen Punkt zu konzentrieren. Sondern die Linie, wie in der Dressur, und den Rhythmus durch kontinuierliches mitzählen zu erhalten.

Das Schöne am Trockentraining: Ich kann viele Parcours in Gedanken springen und mir vorstellen, wie ich schön im Rhythmus, fehlerfrei ein M-Springen reite! ;-)

Viel Spaß beim eigenen Mental- und Trockentraining
Eure
Judith

Und hier noch eine kleine Auswahl an Buchempfehlungen:
„Reite zu Deiner Freude“ – Ingrid Klimke und alle anderen Bücher von ihr!
„Das Geheimnis der unsichtbaren Hilfen“ – Isabell von Neumann-Consel (sehr praxisnah)
„Lektionen richtig reiten“ - Britta Schöffmann
„Balance in der Bewegung“ - Susanne von Dietz (theoretisch/wissenschaftlich)

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