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Judiths Blog: Warum Reitunfälle passieren – und wie man damit umgehen sollte
19.07.2020 / Blogs

Judith Oberngruber-Spenger ist Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung.
Judith Oberngruber-Spenger ist Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. / Foto: Valerie Oberreiter

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung – mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.


Vor kurzem bin ich wieder einmal ungeplant vom Pferd abgestiegen. Gemeinsam mit einer Kollegin befanden wir uns im Gelände auf einem ebenen Wiesenweg. Wir ritten gemütlich im Schritt am langen Zügel. Mein noch etwas unkoordinierter 5-jährige Holsteiner Wallach schlug mit einem Hinterbein nach einer Bremse an seinem Bauch. Dabei rutschte er mit dem anderen Hinterbein ebenfalls weg und schon wurde ich unsanft auf den Boden geschleudert. Im Fallen nahm ich wahr wie seine Vorderbeine ebenfalls einknickten und ich rechnete damit, dass er im nächsten Moment auf mich fallen würde. Glücklicherweise konnte er sich noch aufrappeln und stand dann mit hängendem Kopf neben mir. Sofort kontrollierte ich ihn auf Verletzungen. Bei ihm schien alles in Ordnung zu sein. Mir tat das Becken und der Rücken weh, da ich auf eine Tasche mit Handy und Karotten gefallen war, die ich dummerweise am Rücken trug. Aber die Schmerzen waren nicht so schlimm, dass ich nicht wieder Aufsteigen und Weiterreiten hätte können. Erst später machten sich die Prellungen und vor allem ein eingeklemmter Nerv ungut bemerkbar.

Zwei Tage nach meinem Unfall passierte einer Stallkollegin ebenfalls ein unfreiwilliger Abstieg von ihrer Stute. Die erfahrene, langjährige und erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin ritt zum Abreiten am langen Zügel am Gelände unseres Reithofes, als sich ihr Mädl plötzlich erschrak und mehrere Sätze in die Höhe und zur Seite machte. Die normalerweise sehr sattelfeste Reiterin wurde so aus dem Sattel katapultiert, dass sie bäuchlings auf der Wiese aufschlug. Ein blaues Auge und geprellte Rippen waren die Folge.

In beiden Fällen wurden wir ReiterInnen vom Eintreten der Ereignisse überrascht, weil wir uns im „Relax-Modus“ Schrittreiten befanden. Beide Pferde wollten keinesfalls ihre ReiterInnen loswerden. Meistens passieren Unfälle durch Unachtsamkeit, Überschätzung des eigenen Könnens oder Falscheinschätzung der Situation, häufig aufgrund von Unerfahrenheit. In ganz seltenen Fällen möchten Pferde ihre ReiterInnen tatsächlich und absichtlich abwerfen. Während meiner Laufbahn habe ich sehr wohl auch erlebt, dass Pferde gebockt haben, weil sie zuvor die Erfahrung gemacht hatten, dass sie dann rasch wieder in den Stall durften. Ein eingelerntes Verhalten, dass das Bocken und den Verlust des Reiters mit einer Belohnung positiv verstärkten. Sobald diese Pferde merkten, dass ihre Unarten nicht zum gewünschten Ziel führten, gaben sie diese wieder auf. Manchmal hört man, dass das Pferd den Reiter testet. Ich halte mich mittlerweile von solchen Pferden fern, denn es gibt genug Tiere, die dem Menschen mit Vertrauen und Respekt begegnen.

Vor Jahren bekam ich ein Pferd von einer Freundin zum Reiten, das zuvor einer Bereiterin das Bein gebrochen hatte und einen erfahrenen Springreiter regelmäßig und gekonnt im Parcours in ein Hindernis beförderte. Sie selbst wurde regelmäßig an die Boxenwand gepresst. Reiten traute sie sich nicht. Das Pferd war schreckhaft, respektlos und äußerst intelligent. Offensichtlich hatte es schlechte Erfahrungen gemacht und wehrte sich gegen neue Menschen bevor diese unangenehm wurden. Ich ritt es ohne Gerte und Sporen und mit viel Lob bei guter Mitarbeit. Mit viel Geduld, Arbeit am Boden nach Parelli und gemeinsamen Sprüngen über kleinste Hindernisse, gewann es wieder Vertrauen und fand Freude an der Arbeit. Es wurde zum verlässlichen Partner auch für seine Besitzerin. Selbst Ausritte alleine und in der Gruppe waren möglich. Von einer Turnierteilnahme sah die Besitzerin allerdings zukünftig ab.

Achtsamkeit und eine vertrauensvolle Beziehung zum Pferd sind wichtige Voraussetzungen für unfallfreies Reiten. Was genau du brauchst, um „wieder“ Freude oder Erfolg mit deinem Pferd zu haben, erfährst du in meinen Workshops zum Thema „Angstfrei Reiten“ und „Gezieltes Erfolgstraining mit Pferden“ oder im Einzel-Coaching.

Nächster Workshop „Angstfrei Reiten“ findet vom 4.-6. September statt. Weitere Informationen und Anmeldung auf emotion-works.at oder info@emotion-works.at.

Eure
Judith

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