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Judiths Blog: Übungen für ein besseres Körpergefühl beim Reiten
20.03.2021 / Blogs

Judith Oberngruber-Spenger arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden.
Judith Oberngruber-Spenger arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden. / Foto: Valerie Oberreiter

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.


Da wir ja relativ wenig Zeit aktiv am Pferderücken verbringen, ist es oft nicht einfach, ein gutes Gefühl für den eigenen Körper und den Sitz zu entwickeln. Wir sind mit den Hufschlagfiguren beschäftigt und die paar Momente, die wir uns im Spiegel sehen, falls überhaupt einer vorhanden ist, sind kurz. Daher möchte ich euch heute Trockenübungen und Sensibilitätsübungen zur Förderung eures Körpergefühls an die Hand geben.

Trockenübungen
1.    Setzt euch auf einen Hocker mit dem Gesicht zu einem Spiegel. Stellt euch vor, wie ihr an einer Schnur, die am Scheitel befestigt ist, nach oben gezogen werden. Bauchmuskeln anspannen und den Oberkörper vom Becken „lösen“. Achtung! Becken bleibt in neutraler Position. Kein Hohlkreuz machen! Schultern nicht hochziehen.

2.    Schultern zu den Ohren ziehen und locker nach hinten unten fallen lassen. Achtung auf die Anspannung der Bauchmuskulatur und das relative Entspannen des Rückens.

3.    Ellenbogen abwinkeln und die Fäuste aufstellen. Zwischen Zeigefinger und Daumen klemmt ihr ein Tablett oder einen Karton ein. Darauf stellt ihr einen leichten Becher mit Wasser.

4.    Dreht euch seitlich zum Spiegel. Ganz an den vorderen Rand des Hockers rutschen. Beide Beine eine gute Schulter breit auseinander mit den Fußsohlen fest am Boden stellen. Eine neutrale Position des Beckens einnehmen. Nun versucht ihr durch Anspannen der Bauchmuskulatur!!! das Becken und den Hocker nach vorne zu kippen. Achtung – nicht zu weit! Dann wieder langsam zurück. Beobachtet Euch dabei im Spiegel: Was macht das Becken, was euer Rücken? Bleibt der Oberkörper gerade?

5.    Nun dreht ihr euren Oberkörper abwechselnd etwas nach rechts und nach links.  Das Becken bleibt gerade

6.    Mit den Füßen so weit zurück rutschen, dass ihr sie unter euren Schwerpunkt bringt. Jetzt versucht ihr gerade nach oben zuerst 10cm (dann immer weniger) aufzustehen und langsam wieder zu setzten. Dabei sollte der Becher mit dem gesamten Inhalt auf eurem Tablet bleiben. Wiederholt das so oft, bis ihr ein gutes Gefühl habt.

Alle Übungen könnt ihr mehrmals wiederholen. Beobachtet euch dabei: Eure Hände sollten gerade und unverkrampft das Tablet halten. Die Ellenbogen sind angewinkelt und liegen leicht am Oberkörper an. Eure Schultern sind locker und der Oberkörper bleibt aufrecht und gerade.

Solltet ihr feststellen, dass eure Bauchmuskeln nicht kräftig genug sind, empfehle ich euch, beim Sitzen und Stehen immer wieder den Bauch anzuspannen und eure Haltung zu korrigieren. Täglich über mehrere Wochen Blanking (in Liegestützposition und im Ellenbogenstütz) hilft ebenfalls, die Haltemuskulatur zu stärken. Anleitungen dazu gibt es auch auf Youtube.

Übung am Pferd im Schritt
1. Alle Übungen außer Nr. 4 könnt ihr auch am Pferd machen. Vielleicht stellt ihr euch das Tablet mit dem Becher nur vor oder nehmt einen Karton in die Hände auf den ihr einen kleinen mit Sand gefüllten Softball legt.

2.  Ein Körpergefühl für euer Becken könnt ihr auch sehr gut beim Aufwärmen im Schritt entwickeln. Folgt dazu der Bewegung des Pferderückens nach unten. Wie könnt ihr euch das konkret vorstellen. Bei jedem Schritt der hinteren Beine schwingt der Pferderücken nach unten und der Bauch hin und her. Versucht vorerst diese Bewegung zu erfühlen! Nun probiert ihr dieser Abwärtsbewegung mit euren Gesäßknochen zu folgen. Es fühlt sich so an, wie wenn ihr auf einem Hocker sitzt, der sich einmal rechts absenkt und wieder hebt und gegengleich links absenkt und wieder hebt. Ihr müsst dieser Bewegung nach unten folgen (einfühlen), dann lockerlassen und das Heben eurer Gesäßhälften zulassen. Unterstützen könnt ihr diese Bewegung in dem ihr euch vorstellt, dass ihr euch mit demselben Knie nach unten bewegt, wie wenn ihr euch abwechselnd links oder rechts hinknien würdet. Wenn ihr dieser Bewegung nach unten folgt, werdet ihr sehr rasch feststellen, dass es in Wirklichkeit eine Vorwärts-Abwärts-Bewegung ist. Aber bitte nicht mit dem Becken schieben! Lasst euch nur in der Bewegung mitnehmen.

Bitte unbedingt die Gesichtsmuskulatur entspannen. Solltet ihr aus dem Gleichgewicht kommen, dann schmunzelt ruhig über euch selbst. Denn es wurde kein Reiter mit einem perfekten Sitz geboren – und das Wichtigste dabei ist die Freude am Reiten! Da kann lachen nie schaden.

In diesem Sinne wünsche ich euch ganz viel Spaß mit den Übungen!
Eure

Judith
www.emotion-works.at

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