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Judiths Blog: So bleiben Sie entspannt am Pferd!
26.02.2021 / Blogs

Judith Oberngruber-Spenger arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden.
Judith Oberngruber-Spenger arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden. / Foto: Valerie Oberreiter

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.

 

Herzlichen Dank an meine Leserin, die dieses Thema an mich herangetragen hat! Denn tatsächlich ist es schwierig, entspannt am Pferd zu sitzen und dennoch eine korrekte Einwirkung – oder überhaupt eine  – zu haben. Und verspannen sollen wir uns auf keinen Fall. Aber was genau ist mit all dem überhaupt gemeint?

Es gibt einige sehr gute Bücher, die uns erklären, wie welche Muskeln einwirken. Ich finde sie aber teilweise sehr schwer verständlich und wenig praxisbezogen. Denn beim Reiten habe ich schlicht keine Zeit, daran zu denken, welche Muskelgruppe ich jetzt wie anspannen muss.

Centered Riding arbeitet mit Bildern, die manchen Menschen gut weiterhelfen können. Aber Vorsicht: Nicht bei jedem wirkt jedes Bild gleichermaßen effektiv und zielführend. Bei mir hat die Vorstellung des Brustbein-Hebens immer zu hochgezogenen Schultern und einem Hohlkreuz geführt. Das Bild eines nach oben ziehenden Bandes an meinem Scheitel, funktioniert dagegen sehr gut. Nun habe ich für mich einige logische und – wie ich hoffe – leichter verständliche Erklärungen und Zusammenhänge gefunden, die vor allem einfacher in der Umsetzung sind:

1. Alle Gelenke sollten locker sein:

1.  Die Schultern, die Ellenbogen und die Handgelenke müssen unverkrampft und flexibel beweglich sein. Die Schultern und die Ellenbogen wippen leicht in Richtung Boden. Bitte nicht aktiv, sondern nur reaktiv – als Antwort auf die Bewegung des Pferdes.
2.  Die Hüfte bzw. das Becken befindet sich in einer neutralen Stellung und schwingt leicht entsprechend der Bewegung des Pferderückens mit. Wichtig zu wissen ist, dass eine starre Hüfte die Pferdebewegung blockiert. Das passiert vor allem bei einem angespannten Rücken des Reiters, der meistens als Hohlkreuz erkennbar ist, oder einem nach hinten gelehnten Oberkörper.
Angespannter Reiterrücken ergibt einen angespannten Pferderücken.
3.  Die Knie und Fußgelenke federn locker nach unten.

2. Die Haltemuskulatur ist angespannt:

1.  Die Bauchmuskulatur hebt den Oberkörper vom Becken ab.
2.  Die Armmuskulatur hält die Ellenbogen abgewinkelt und leicht am Körper und die Hände in aufrechter Position. Daumen nach oben.
3.  Die Finger machen eine leichte Faust um den Zügel.
4.   Die Füße stehen mit dem Ballen im Steigbügel und die Beinmuskulatur hält die gesamten Beine in Balance unter dem Schwerpunkt des Körpers.

3. Impulse geben:

1.  Kurzes Anspannen von Wadenmuskulatur zum Treiben. Nach einem Impuls wieder entspannen. Dies erfolgt immer im Takt der Bewegung. Selten häufiger.
2.  Kurzes Anspannen der Bauchmuskulatur (Nabel zum Bauch ziehen) und eventuell und sehr dosiert der Rückenmuskulatur, für Tempowechsel und halbe Paraden.
3.  Kurzes schließen der Fäuste (max. 2 Sekunden) gemeinsam mit Treibenden Hilfen (beide Waden gleichzeitig) für halbe und ganze Paraden.

Wichtig ist, dass einer Anspannung immer ein Lösen folgt – auch wenn das gewünschte Ziel noch nicht erreicht ist. Andernfalls kommt es zu einem unschönen Am-Zügel-Ziehen oder einem Quetschen mit den Fersen und Klammern mit dem ganzen Bein.

Der Blick ist zwischen den Ohren des Pferdes gerade nach vorne gerichtet. Ein sanfter Blick und lockere Gesichtsmuskeln und Kiefer (Lächeln) fördern ein entspanntes Reiten.

Faustregel: Die Schultern des Reiters sind parallel zu den Schultern des Pferdes und das Becken ist parallel zum Becken des Pferdes ausgerichtet.

Drehung: Die Drehung erfolgt im Oberkörper unabhängig vom Becken.

Häufigste Probleme:
– zu verkrampfte Muskulatur.
– zu wenig Balance: vor- und zurückfallen des Oberkörpers.
– zu viel eigene Bewegung am Pferd.
– zu wenig Körperspannung.

Folgende Bilder habe ich in meinem Kopf:

1.    Schultern, Ellenbogen federn der Schwerkraft entsprechend leicht nach unten.
2.    Die Knie und Fußgelenke federn entsprechend der Bewegung des Pferdes im Steigbügel locker gerade nach unten. (Ebenso ein wenig das Hüftgelenk).
3.    Die Ellenbogen spüre ich ganz leicht seitlich vor meinem Bauch.
4.    Die Hände halten ein kleines Tablett mit einer Kaffeetasse darauf.
5.    Der Kopf wird von einer Schnur nach oben gezogen. Der Oberkörper hebt sich durch anspannen der Bauchmuskeln vom Becken ab bis ich das Gefühl habe, dass sich beide Teile losgelöst von einander bewegen. Es fühlt sich ein wenig so an, wie wenn Luft zwischen dem Brustkorb und dem Becken wäre.

Wichtig ist, dass man seine Haltung immer wieder dahingehend überprüft, ob irgendein Bereich dauerhaft angespannt ist. Dann sollte man zuerst diese Anspannung lösen, bevor man weitermacht.
Ihr werdet sicher bereits wissen, wo eure Themen liegen und an denen könnt ihr dann gezielt arbeiten. Übungen dazu folgen im nächsten Artikel.

Alles Liebe und viel Spaß beim entspannten Reiten
Eure
Judith
www.emotion-works.at

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