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Judiths Blog: Warum innere UND äußere Balance wichtig sind
31.01.2021 / Blogs

Judith Oberngruber-Spenger arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden.
Judith Oberngruber-Spenger arbeitet seit 35 Jahren mit Pferden. / Foto: Valerie Oberreiter

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin, geprüfte Übungsleiterin Reiten mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.


Wahrscheinlich wird jeder zustimmend nicken, wenn ich behaupte, dass es beim Reiten wichtig ist, die Balance nicht zu verlieren. Ansonsten passiert es allzu leicht, dass man sich unfreiwillig vom Pferd trennt … Was ich aber genau meine ist die Balance über dem Pferd, sich mit dem Pferd im Einklang bewegen und schwingen. Allerdings nur so viel, wie es die Pferdebewegung vorgibt.

Wenn ich mich am Pferderücken zuviel bewege, störe ich mein Pferd, durch die zwangsläufig folgende rückwärtswirkende Pendelbewegung. Denn ein zu viel in eine Richtung, bedingt eine Gegenbewegung, sonst würde ich mich immer weiter zB nach vorne begeben. Das ist allerdings im Sattel schwer möglich, daher erfolgt nach dem ,Zuviel‘ nach vorne der Versuch, wieder nach hinten zu kommen. Das passiert dann mit einem erheblichen Aufwand durch Verlagerung des Oberkörpers und einem Pendeln der Beine. Hat ein Reiter schon etwas Muskeln aufgebaut, so kann er das Zurückplumpsen in den Sattel durch Anspannen dieser Muskulatur meist etwas abfangen. In den meisten Fällen wird der Zügel mehr oder weniger zum Anhalten und Ausbalancieren genutzt – was jedoch für das Pferdemaul nicht so angenehm ist …

Was also ist wichtig für die Balance am Pferd? Auf jeden Fall benötigt der Reiter ein gutes Gleichgewichtsgefühl. Gerade am Beginn der Reitkarriere, aber auch in weiterer Folge empfiehlt es sich, diese Fähigkeit durch Off-Riding-Übungen zu verbessern. Balancieren auf einem Soft-Pad, einer slackline, einem schmalen Holzbalken mit beiden Beinen, aber auch auf einem Bein trainiert die entsprechende Halte-Muskulatur, aber auch den Gleichgewichtssinn. Die Balance auf einem Bein ist wichtig, da wir die Verlagerung des Reitergewichtes auf nur eine Seite in Wendungen und bei Seitengängen benötigen. Wichtig ist, dass wir die Fußballen belasten und in den Gelenken federn. Übrigens: Bitte immer in die Knie gehen – nie mit durchgestreckten Beinen balancieren!

Wie bereits erwähnt, brauchen wir die entsprechende Haltemuskulatur. Vor allem der Oberkörper sollte möglichst ruhig bleiben, nicht in sich verdreht oder gekippt werden. Wenn man vom Pferd mit einer großen Bewegung (wie meinem ,Riesenbaby‘)  durchgeschüttelt wird, kann das ganz schön schwierig werden. Vor allem, weil man dabei ja auch noch locker und entspannt bleiben sollte. Mir hat dabei die Vorstellung geholfen, dass ich die Beine unter meinem Schwerpunkt habe und auf den Steigbügeln balanciere. Dabei hilft es, die senkrechte Achse von den Schultern zu den Fersen zu sehen. Ein Spiegel ist dafür nicht schlecht, noch besser aber ist ein Video. Dort sah ich: Ich hatte meine Unterschenkel viel zu weit vorne und musste daher mit meinem Oberkörper ebenfalls nach vor, sonst wäre ich nach hinten gekippt.

Folgende Übung für eine bessere Balance kann ich Euch sehr ans Herz legen: So wie bereits im letzten Blog beschrieben, in den leichten Sitz oder Entlastungssitz in den Bügeln stehen und mit lockeren Gelenken nach unten federn. Zum Leicht-Traben wechseln und mehrmals hin und her wechseln: Leichter Sitz – Leicht-Traben – Enlastungssitz – Leichttraben.

Als Steigerung versucht beim Leicht-Taben immer wieder zwei Takte stehen zu bleiben. Wer seine Balance überprüfen möchte, macht diese Übungen am hingegebenen Zügel.

Als Unterstützung kann man ein Riemchen (z.B. Pullriemen) vorne am Sattel befestigen. An dem kann man sich dann je nach Bedarf mehr oder weniger festhalten, bis die benötigte Muskulatur und das entsprechende Gefühl dafür entwickelt wurde.

Denkt bitte beim Üben immer wieder daran, warum wir am Pferd sitzen. Weil es uns Freude macht, weil wir zur Harmonie und in Einklang mit einem wunderbaren Lebewesen kommen möchten. Deshalb ist es wichtig, sich dieser Freude immer wieder bewusst zu sein. Natürlich ist es anstrengend und nicht immer einfach und manchmal auch ganz schön frustrierend. Aber wenn ich dann die Fortschritte sehe, erfüllt mich das mit großer Freude. Doch nicht nur der Erfolg kann und soll erfüllend sein, sondern vor allem die Tatsache, dass uns ein schönes, starkes und empfindsames Wesen durch die Gegend trägt und uns dabei gefallen möchte. Das ist etwas ganz Besonderes, und dieses Ziel sollten wir niemals aus den Augen verlieren.

In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Freude mit Euren Lieblingen! Solltet Ihr spezielle Fragen haben, könnt Ihr die gerne per Mail an mich stellen: info@emotion-works.at.

Eure
Judith
www.emotion-works.at

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