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Luises Blog: Ich und Urlaub, das ist so eine Sache …
09.12.2017 / Blogs

Woran denkt Luise bei einem solchen Anblick? An Seepferdchen natürlich ...
Woran denkt Luise bei einem solchen Anblick? An Seepferdchen natürlich ... / Foto: privat

Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet ...


Aber ich denke mal, dass ich damit nicht alleine bin. Wer Pferde oder Hunde oder Katzen oder was auch immer mit Fell oder Federn zu Hause hat, kennt das Problem. Wir springen nicht raus aus dem Arbeitsgewand und rein in die Flip Flops und verbringen drei atemberaubende Wochen im Bikini auf den Bahamas, benebelt von Cocktails und durchfeierten Nächten, ohne einen Gedanken an die animalische  Familie zu Hause zu verschwenden. Geht einfach nicht. Obwohl ich zugeben muss, dass ich manchmal davon träume...Aber bei mir läuft das eben anders.

Wenn es nach meiner Entscheidungsfreudigkeit bei der Auswahl des richtigen Zeitpunktes geht, würde ich niemals Urlaub machen. Das steht fest. Unmöglich, dass alle Viecher eine Woche ohne mich überleben würden. Was in der Zeit alles passieren könnte! Und es sind so viele Aufgaben zu verteilen – und man gibt so viel Verantwortung ab, dass man erst einmal jemanden finden muss, dem man sie vertrauensvoll aufhalsen kann. Der bzw. die Unglückliche darf sich nicht wundern, wenn man ihm/ihr einen ganzen Stapel von gekritzelten Listen überreicht, deren Inhalt unheimlich wichtig und dringend zu beachten ist, damit ich einen entspannten Urlaub habe: Wie zum Beispiel die Futter-Liste mit den Pulvern für den alten Isi, das Gelenksmittel für den Nachwuchs oder die Hufmittelchen für die Eisenverlierer.  Oder die Anweisungen für den spätabendlichen Stallrundgang, wo noch einmal kontrolliert wird, ob die Tränken funktionieren, die Pferde fit sind und Nane und ein paar andere genug Heu haben, um den Rest der Nacht ohne "Hunger" zu überstehen. Oder die Koppel-Liste oder die Notfall-Nummern-Liste und und und .... 

Auch die Katzen und Hunde müssen gefüttert und bespaßt und am Abend auf dem Sofa abgelegt werden, damit sie uns nicht zu sehr vermissen. Und diese außergewöhnliche Person, die all das auf sich genommen hat, muss dann auch aushalten, dass man per Telefon hundert Mal nachfragt, wie es allen geht, ob eh alles klappt und was für Nasenlöcher wer macht – und eigentlich ist man übermorgen schon wieder zu Hause, weil länger hält man es eh nicht aus.  Aber ich bemühe mich wirklich und unterdrücke jegliches Bedürfnis, genauer nachzufragen, weil ich weiß, dass ich mich auf alle verlassen kann und in der Sekunde angerufen werde, wenn wirklich etwas passieren sollte. Wo ich dann aber eigentlich eh nichts machen kann,  tausende Kilometer entfernt auf einem Liegestuhl am Pool lümmelnd, während den anderen zu Hause der Schnee um die Ohren fliegt und die Füße abfrieren. Wenn ich das alles akzeptiert habe und endlich loslasse, kann ich den Urlaub sogar genießen, während die beste Sophie von allen da ist, meine ganzen Sorgen abbekommt und ich mich wirklich auf sie verlassen kann.  Das ist schon etwas ganz Besonderes!

Natürlich fällt mir vor dem Abflug wie immer ein, dass ich kein Testament gemacht habe. Wenn das Flugzeug abstürzt, hat mein reiterlich talentfreier und uninteressierter Bruder plötzlich einen Haufen Viecher.  Und ein verrücktes, manipulatives Muli. Aber immerhin hat er auch eine Sophie, die dann alles übernehmen kann und er mag Tiere ja wirklich, also würde er einen Verkauf nie übers Herz bringen. Das beruhigt mich dann wieder, und ich kann mich entspannt in den möglichen Todesflieger setzen. Obwohl die Anfahrt zum Flughafen mit meinem fast 80-jährigen Vater am Steuer, der unerschütterlich darauf besteht, uns wie immer zu fahren, eigentlich viel gefährlicher ist....

Ich würde also nie über die "Ich-würde-gerne-buchen-Phase" hinauskommen, wenn das nicht jemand für mich machen würde. Diesmal waren es wie so oft meine Eltern, die mich am Ende der Turniersaison vor vollendete Tatsachen gestellt haben: Urlaub gebucht, Rückzug zwecklos!

So kam ich doch noch zu meinem Urlaub – und es war wunderbar: Sonne, Pool, Meer, lesen, schlafen und essen. Meine tierischen Entzugserscheinungen habe ich mit intensivem Füttern der Tauben und Spatzen bei den diversen Mahlzeiten – unter den kritischen Blicken manch anderer Urlaubsgäste – bekämpft.  

Ab dem zweiten Tag hatte ich irgendwie ein Bewegungsdefizit und bin den Animateuren willig gefolgt, habe wie besessen Volleyball, Fußball und Tischtennis gespielt  und bin zwischendurch Längen im Pool geschwommen.  Ein bisschen Sport scheint Reiten ja doch zu sein ...

Es gab nur einen einzigen kurzen Schock-Moment: ein Anruf von Zuhause, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Herzklopfen, schlecht war mir und eigentlich hätte ich am liebsten nicht abgehoben. In diesem Augenblick sind Begrüßungen und Floskeln komplett überflüssig! „Was ist passiert???" – „Nix, ich wollte nur wissen, wie´s Euch geht?" Grmmmpf …

Kommentare

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1) Moonlight59: Ach Anja Luise, Du hast vergessen, dass zum vollkommenen Urlaubsglück des Stallbesitzers noch eins dazugehört: Das sofortige und dauernde Abschalten des Handys bei Urlaubsbeginn! Egal, was passiert oder was Du befürchtest, egal, wer Dich mit SMS bombardiert, Du DARFST es einfach nicht aufgedreht lassen! Nur völlige Unerreichbarkeit kann ein im Vergleich zu Normalos (Nicht-Tierbesitzern) circa 60%-iges Urlaubsvergnügen garantieren. Die restlichen 40 % sind einfach nicht zu erzielen, solange die Viecher darauf bestehen, immer während des Urlaubs ihre perfiden Selbstmordpläne zu schmieden. Aber das ist systemimmanent... da kamma nix machen!
Samstag, 9. Dezember 2017
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