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Luises Blog: Ein Fotoshooting als Schneekatastrophe
10.01.2017 / Blogs

(Fotocredits: Foto: Andreas Schnitzlhuber/www.scan-pictures.net)
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Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...

 

Als ganz viel Schnee vom Himmel gefallen und das Gras, die Bäume und alles rundherum unter einer dicken Glitzerschicht versteckt war, hatte ich eine verrückte Idee. Das kommt ja öfter vor, aber diesmal bekam ich auch noch Unterstützung von Andreas Schnitzelhuber, der einfach unglaubliche Fotos macht und weiß, wie sehr ich das weiße Pulver liebe. Und dann war auch noch sehr viel Glück im Spiel, weil am Samstag Vormittag  zehn (!) wagemutige Reiter spontan Zeit hatten und begeistert zugesagt haben, sich alle zusammen galoppierend im Schnee auf der großen Wiese fotografieren zu lassen. Ob sie das während des Shootings als „Glück" bezeichnet hätten, ist fraglich. Aber  jeder von uns hat wohl am Abend davor von einem Foto geträumt, auf dem wir vollkommen gleichmäßig, dicht an dicht, mit lachenden Gesichtern und schönen, durchlässigen Pferden durch den glitzernden Pulverschnee galoppieren. Vorfreude ist oft die schönste Freude. Denn es kam ganz anders, als geplant.

Die Sonne kam heraus, es war eiskalt und ein wunderschöner Tag, fast alle Pferde waren fertig hergerichtet und eine dreiköpfige Truppe war vorher schon mit ihren lustigen Youngsters am Berg, damit sie auch sicher brav sind. Und dann ging´s los.

Vorsichtshalber  wollten wir auf einer großen eingezäunten Koppel beginnen, falls jemand sein Pferd unfreiwillig verlässt und dann neun andere hinterher nach Hause rasen. Das war eine gute Idee.  Andreas wollte schon beim Aufwärmen ein paar Fotos machen und als die drei Ausreiter zurückkamen und ich sie dorthin schicken wollte, waren deren erste Worte: „Wir steigen aus!! Die sind heute verrückt!! Das überleben wir nicht!" Ich muss ehrlich sagen, dass alle sattelfest sind, gerne und viel ausreiten gehen und sich eigentlich nicht fürchten. Also hab ich meine ganz Autorität in die Stimme gelegt und sie in den Schnee geschickt und aufgetragen solange zu traben, bis die Luft raus ist. Normalerweise reichen ein paar Runden. Normalerweise...

Nichtsahnend bin ich satteln gegangen und habe mich auf meinen Sparky  geschwungen, der  noch der "bravste" meiner Buben ist. Gleich beim Hinausreiten sind mir alle entgegen gehüpft, die Pferde komplett überdreht und die Reiter mit roten Backen und bleich um die Nase! Es war ein bunter Haufen buckelnder, herumtobender Wildpferde mit dezent angespannten Beifahrern, die verzweifelt um ihren Platz im Sattel gekämpft haben.  Kurzfristig sind sogar ein paar verschwunden, um ihre Pferde wieder zu beruhigen. Wirklich kalt war niemandem mehr und die Herde auf der Koppel daneben hat das Ganze noch aufgeheizt, indem sie einfach mit galoppiert ist. Ich bin ganz sicher, dass sie ihre Kumpels  auch noch ordentlich angefeuert haben.

Mein einziges Problem war Andreas, der in seiner schwarzen Winterbekleidung im Schnee gehockt ist und mit der Kamera geklickt hat. Sparky hat alle schnaubend gewarnt und wir sind im vorwärts-rückwärts-seitwärts Zick-Zack auf ihn zu, ohne ihn auch nur ein einziges Mal aus den Augen zu lassen. Mein mutiges Pferdchen war sichtlich erleichtert, als er entdeckt hat, dass das doch nur ein Mensch war und kein pferdefressender Panther.
 Während wir in der Gruppe durch den Schnee geschossen sind,  habe ich mehrmals zu hören bekommen, dass das keine gute Idee gewesen wäre. Aber  nicht so nett ausgedrückt wie ich hier jetzt, sondern ein bisschen direkter.  Nach mehreren Runden im Trab haben sich die Pferde ein ganz klein wenig beruhigt und wir haben beschlossen, ein Foto im Stehen zu machen. Mal so als Anfang. Und das hat auch geklappt.

Dann sind wir einzeln große Runden getrabt und galoppiert, erstaunlicherweise hat das -bis auf kleine Buckelorgien bei den üblichen Verdächtigen- erstaunlich gut funktioniert, auch wenn die Anspannung den meisten Reitern ins Gesicht geschrieben stand. Aber es haben wirklich alle mitgemacht und sich todesmutig von der Herde wegbewegt.  Irgendwie war das wie bei den Gladiatoren im alten Rom: Einer galoppiert los und alle sind gespannt, ob er oben bleibt, dem zugefrorenen Wassergraben ausweichen kann, die Bremse rechtzeitig findet und auch wieder zu uns zurückkommt. Jeder Überlebende wurde gebührend gelobt und bewundert und sattelfest sind jetzt wirklich alle. Aber es wurde noch spannender.

Zu zehnt nebeneinander Schritt zu gehen und die richtigen Nachbarn zu finden, war anfangs schon eine Herausforderung. Zickige Stute nach außen, aber weg von der Straßenseite, weil Autos von hinten mit Davon-Stürmen quittiert wurden – und der Rest natürlich mit wollte. Vollblutstute auch außen, weil sie ein bisschen heiß war. Grantiger, übermütiger Wallach zwischen zwei ungerührte Herren, die brav ihren Job gemacht haben. Koppelfreunde neben Koppelfreunde usw. Und dann will Kurt nicht neben Julia mit ihrem riesigen Fuchs – über 1.82 cm Stockmaß – reiten, weil er sich da so klein vorkommt.  Überflüssig zu sagen, dass ich Kurts Wunsch ignoriert habe. Oben bleiben und dann noch die Nasen ausrichten, sich an den Nachbarn anpassen, das Tempo immer wieder  regulieren und dabei lächeln war keine leichte Aufgabe.

Zwischendurch ein Blick zu  Andreas, der mit der Kamera im Schnee kniet, ob er auch noch nicht erfroren ist.

Und dann die ersten Versuche im Trab. Es war wild, richtig wild. Keine Spur von gleichmäßig nebeneinander, mindestens einer war immer am Toben. Aber es wurde besser und besser. Am allerbesten, als ich die größten Besen nach Hause geschickt habe und wir nur noch zu fünft waren. Dann haben wir es sogar im Galopp geschafft, zumindest halbwegs nebeneinander zu bleiben!

Fazit: Wider Erwarten haben alle die hausgemachte Schneekatastrophe überlebt, die Pferde waren danach wirklich ausgelastet und die Fotos sind richtig gut geworden. Nachmachen nicht empfohlen. Wir überlassen das in Zukunft lieber den Landgestüten in Deutschland. Und um meine nächste gute Idee umzusetzen, werde ich wohl mehr Überredungskünste brauchen!

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