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Judiths Blog: Pferde und Emotionen
28.01.2020 / Blogs

Judith Oberngruber-Spenger ist Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung.
Judith Oberngruber-Spenger ist Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung. / Foto: Valerie Oberreiter

Judith Oberngruber-Spenger ist Trainerin und Expertin für Trauma- und Krisenbewältigung – mit mehr als 35 Jahren Pferde-Erfahrung. Sie entwickelte die Methode der Selbst-Aktivierung, um Probleme bzw. negative Verhaltensmuster durch neue, positive zu ersetzen. In ihren Workshops setzt sie auch ihre Pferde als Co-Trainer ein, um Vertrauen zu schaffen, Unbewusstes sichtbar zu machen und individuelle Stärken zu fördern.


Natürlich haben wir vielfältigste Emotionen bei und mit Pferden! So soll und muss es auch sein, denn wir sind Lebewesen, die nicht nur aus Körper und Verstand bestehen, sondern auch aus unterschiedlichsten Gefühlen, die von Tieren – und ganz besonders von Pferden – sehr rasch und zielsicher erkannt werden. Diese sensiblen Wesen reagieren dabei nicht nur auf die Art und Weise, wie man mit ihnen umgeht, sondern auch auf unsere Haltung bzw. Einstellung ihnen gegenüber und unsere aktuelle Stimmungslage. Sie sind der perfekte ,Spiegel' für unsere Gefühle.

Die wünschenswertesten Emotionen im Umgang mit Pferden sind Freude und Liebe. Wer sich in einer Stimmung von Freude und voll Zuneigung diesen feinfühligen Tieren nähert, wird freudig und aufmerksam empfangen werden. Wer jedoch mit Alltagssorgen oder gar verärgert oder wütend in den Stall kommt, braucht sich nicht wundern, wenn sein vierbeiniger Freund sich vielleicht in der Box umdreht oder sich auf der Weide in die andere Richtung entfernt.

Gerade Pferde geben uns so viel, dass wir darauf achten sollten, wie und in welcher Stimmung wir ihnen begegnen. Die Chance, seine Sorgen für diese Zeit hinter sich zu lassen, sollten wir unbedingt nutzen. „Aber das ist doch nicht so einfach. Wie kann ich alle negativen Gedanken ausblenden, wenn ich in den Stall fahre?“ wird nun mancher einwenden.

Wie bei vielen Dingen ist es ganz einfach, wenn man einmal weiß, wie es geht. Ganz wichtig ist die Konzentration auf den Moment! Stelle Dir einfach die simple Frage: Kann ich genau in diesem Moment etwas an meinen Problemen ändern? Wenn die Antwort ja ist, dann bitte tun, bevor du zu den Pferden gehst. Ist die Antwort „nein“, dann wird das Problem im geistigen Ordner „derzeit nicht lösbar“ abgelegt, um zur späteren Bearbeitung bereit zu liegen. Eine Möglichkeit besteht auch darin, sich Stift und Block zurecht zu legen und alles zu notieren, das man später erledigen möchte bzw. nicht vergessen darf. Danach empfiehlt es sich, ein paar Mal tief einzuatmen und langsam auszuatmen. Danach gilt die volle und ungeteilte Aufmerksamkeit dem, was wir mit unserem Pferd machen möchten. Wem es gar nicht gelingt, aus den trüben Gedanken heraus zu kommen, solltest Du Dir ernsthaft überlegen, an diesem Tag mit Deinem Liebling vielleicht nur grasen zu gehen.

Doch es gibt noch eine andere Art von Emotionen, die im Zusammenhang mit den Pferden entstehen bzw. im Unterbewusstsein mitschwingen können – Ängste vor Unfällen oder Verletzungen zum Beispiel sind etwas ganz Spezielles. Neben Ängsten sind die häufigsten negativen Gefühle Frust oder Unmut/Ärger bis hin zu Wut. Auch das kann vorkommen – wir sind schließlich Menschen und keine Maschinen. Als ambitionierter Reiter steckt man sich Ziele und trainiert darauf hin. Wenn dann wieder das eine oder andere nicht klappt, kann das schon für Ärger sorgen. Wütend zu sein, ist an sich nichts Schlechtes. Es kann sein, dass wir endlich beginnen, aktiv zu reiten. Was aber unbedingt verhindert werden muss, ist, dass die Wut anhält oder sich gegen das Tier richtet. Wichtig ist, den Fehler immer zuerst bei sich zu suchen, am Sitz, an den Hilfen, die das Pferd möglicherweise nicht versteht, an mangelnder Konsequenz beim Wiederholen von Lektionen.

Bei der Teilnahme an Turnieren kann auch die Enttäuschung über nicht erzielte Erfolge groß sein. Es kann in der Tat meistens nur einen Sieger geben – und es ist nur allzu verständlich, dass man frustriert ist, weil man viel Aufwand, Zeit und Geld in die Teilnahme an einem Turnier investiert und der erhoffte Erfolg nicht eingetreten ist. Enttäuschung, Wut, Frust – das darf auch alles sein. Wichtig ist es danach nicht nach Ausreden zu suchen, sondern gezielt einen neuen Plan zu erarbeiten, Fehler analysieren, üben – und es dann besser machen.

Damit die Freude am Pferd und Pferdesport an oberster Stelle stehen kann, sollten die gemeinsamen Momente mit dem Pferd das sein, was uns und unseren Tag bereichert. Wenn das der Fall ist, macht es keinen Unterschied, wie der Erfolg am Turnier schließlich ausfällt. Dann zählt nicht das Ergebnis, sondern nur das Erlebnis gemeinsam mit dem Partner Pferd an sich.

Bis zum nächsten Mal
Eure Judith
www.emotion4me.at

PS: Gerne gehe ich auf Eure Fragestellungen ein. Scheut Euch nicht, mir Eure Probleme zu schreiben (E-Mail: judith@emotion4me.at)

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