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Luises Blog: Ein ganz normaler Adventsonntag – mit Katzen
14.12.2016 / Blogs

Kater Plüsch ist ständig auf der Suche nach neuen Abenteuern...
Kater Plüsch ist ständig auf der Suche nach neuen Abenteuern... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp

Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...

 

Mein Sonntag beginnt immer schon am Samstag: Mit Plänen im Kopf und Träumen von all den Dingen, die ich an so einem seltenen Nicht-Turnier-Tag  unbedingt machen will. Meine Pferde putzen und kratzen, das Muli longieren, Kekse backen, mit den Hunden spazieren gehen, Fotos machen, etwas richtig aufwendiges kochen und immer so weiter. Zugegeben, meine Pläne klingen etwas hyperaktiv, aber es kommt sowieso immer anders,  als ich mir das vorstelle. Meine Nächte sind im Moment nicht ganz so erholsam, weil ich zwei kleine Kater habe, die mir für den nächsten Morgen ein Kater-ähnliches Gefühl verpassen. Einer tanzt (gefühlt die ganze Nacht) auf mir herum und der andere spielt Pelz-Mütze und versucht mich ständig wiederzubeleben, indem er mit seinen Pfoten in Augen und Mund tappst und mich auch mal in Nase oder Ohren beißt.

Am Samstag Abend gelingt mir dann ein richtiger Clou, ich streichle beide Miezen auf dem Fernsehsessel in den Schlaf, lege sie vorsichtig auf eine weiche Decke und schleiche wie ein Dieb durch das dunkle Haus. Ich komme tatsächlich bis ins Bett, ohne von den kleinen Terroristen verfolgt zu werden. Herrlich! Keiner der mir in die Socken beißt oder meine Haargummis entführt, niemand der meine Füße töten will, während ich unter die Decke schlüpfe oder  Bücher und Handy vom Nachtkastl schmeißt! Es ist wunderbar still. Licht aus, in den Polster kuscheln und Augen zu. Wie schön! Aber der Schlaf kommt nicht. Und kommt nicht. Und kommt nicht. Herumdrehen, Position ändern, Polster richten. Nichts hilft. Um ein Uhr in der Nacht bin ich aufgestanden und hab die lieben Kätzchen wieder ins Bett geholt. Und während sie ihre gewohnten Positionen mit Feuereifer eingenommen haben, war ich wusch und weg. Manchmal frag ich mich, was mir mein Körper mit solchen Aktionen sagen will...

Ich bin Frühaufsteher, was sehr praktisch ist, wenn man mit Pferden arbeitet. Lang schlafen bedeutet aufstehen um 8 und weil ich ja einen Kater habe, wird es 8.15. Das lustige Muli quält wieder unsere Stallburschen und macht ein bisschen Theater. Chaplin stellt sich stur und bedroht alle, bis sein weibliches Personal auftaucht, nur um sich dann anstandslos das Halfter draufgeben zu lassen und hinausgeführt werden zu können.  An diesem Sonntag wird eine Stute abgeholt, die verkauft worden ist. Weil sie immer brav einsteigt, plane ich ein bisschen Zeit für Kaffetrinken mit der vorigen und der neuen Besitzerin ein und ein paar Minuten für das Einladen in den Hänger. Aber obwohl der Platz toll ist und sich die Gute alle vier Haxen ausfreuen müsste, befindet sie, dass sie sich nicht so einfach abschieben lässt und testet unsere Kreativität in Sachen gewaltfreie Verlade-Methoden bis auf das Äußerste. Unterstützt vom ganzen Stab der aufmüpfigen Pferde-Bande, wird sie mit eindringlichen Zurufen in ihrem Widerstand bestärkt und hält uns geschlagene eineinhalb Stunden auf Trab. Natürlich raufen zwischendurch die Hunde und wir uns die Haare, der Wind hebt die Plastik-Abdeckung vom Holzstoß und unsere Stallburschen führen genau in dem Moment die Pferde von der Koppel nach Hause, wo die Stute schon fast drinnen ist.

Nach endlosen Versuchen haben wir es endlich geschafft und die unglaublich liebe und humorvolle Käuferin winkt beim Abschied mit den Worten: "Wir sehen uns zwar nie am Turnier, weil wir dort nie hinkommen werden, aber hoffentlich bis bald!"  und fährt die Einfahrt hinaus. Auf dem Hof bricht ein Tumult aus, wie ich es noch nie erlebt habe: Scheinbar hat sich das Gerücht verbreitet, dass wir die Stute mindestens an den Schlachter verkauft hätten und etwas dagegen unternommen werden muss, also läuft alles was mehr als zwei Beine hat und auf der Koppel ist hinter dem Hänger her und brüllt laut. Auch das Muli. Zweimal. Und das bedeutet richtig Alarm, er ist der Hausmeister unter den Pferden und ihm entgeht nichts . Niemals, wenn ich auf Turniere fahre, hat er auch nur einen Ton von sich gegeben. Ein wissender Blick in Richtung Transporter bei Abfahrt und Ankunft war alles, was die armen Reisenden von unserem coolen Chaplin jemals bekommen haben. Aber jetzt geht die Post ab! Pferde wissen einfach mehr, als wir Menschen glauben und wir sind fast ein bisschen stolz auf die Stute, dass sie so darum gebeten hat, bleiben zu dürfen. Jetzt gibt´s für die ehemalige Besitzerin und mich einmal eine Flasche Sekt zur Beruhigung und ich hab am (sehr) späten Vormittag  schon einen sitzen.

Beim Umziehen für das Mittagessen habe ich im Bad wieder Katzenbegleitung und der Plüsch erkundet das Dach. Er schlüpft aus dem Fenster,  rutscht das Dach hinunter und flitzt begeistert durch das angesammelte Laub, bis er merkt, dass er nicht mehr heraufkommt, weil die nassen Schindeln doch sehr glitschig sind. Anlauf, rauflaufen und mit ausgefahrenen Krallen und lautem Quietschen wieder hinunterrutschen. Ich feuere ihn fleißig an, bevor ich mich wie Frau Holle aus dem Fenster lehne und zur Rettung des armen, kleinen Katers ein Handtuch werfe. Gott sei Dank ist er klug, nimmt wieder Anlauf und hält sich ordentlich fest. Ich ziehe ihn nach oben und bin sehr froh, dass er wieder an einem sicheren Ort ist. Er schaut mich nur an, als wäre ich ein mittelmäßig begabter Liftboy und stolziert im Bad herum. Eine Katze eben.

Jetzt  habe ja immerhin noch den ganzen Nachmittag. Da kann ich wenigstens Kekse backen und dann noch ein bisschen die Pferde unterhalten. Vorbereitungen sind getroffen, meine Finger voller Teig, das Feuer brennt im Holzofen und...meine Mutter steht im Hof und ruft mich. Weil das Wetter typisch ist für Weihnachten, also föhnig und warm, hat einer von den jungen Pferden eine Kreislaufkolik und ich muss ihn spazieren führen, bis der Tierarzt kommt. Die Kekse müssen warten. Und während der arme Kerl und ich durch die Halle stapfen und im Radio Weihnachtslieder hören, träume ich ein bisschen von den Sonntagen anderer Leute. Aber nur ein bisschen. Denn ich mag das Vertrauen der Pferde, dass ich ihnen helfen kann und ich mag meinen Tierarzt, der ohne zu jammern seinen freien Tag schmeißt, um den Pferden zu helfen. Und es ist alles gut gegangen an diesem Sonntag, so wie es sich für den Advent gehört.

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