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Luises Blog: Meine „Nacht und Nebel“-Aktion
16.06.2017 / Blogs

Wer könnte diesem hübschen kleinen Kerl widerstehen? Luise jedenfalls nicht ...
Wer könnte diesem hübschen kleinen Kerl widerstehen? Luise jedenfalls nicht ... / Foto: privat
„Nacht und Nebel" wuchs in Bayern auf, wo es ihm – man sieht es deutlich – an nichts fehlte.
„Nacht und Nebel" wuchs in Bayern auf, wo es ihm – man sieht es deutlich – an nichts fehlte. / Foto: privat

Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...

 

Manchmal kann ich richtig unvernünftig sein und Dinge tun, die nicht unbedingt zum Frieden in unserer Familie beitragen. Vor circa 3 Jahren hatte ich so eine verrückte Idee und bin erst damit herausgerückt, als es definitiv schon zu spät war, etwas dagegen zu unternehmen. Aber eigentlich konnte ich gar nichts dafür, weil ich mich einfach Hals über Kopf verliebt habe  – und in solchen Phasen ist man bekanntlich nicht mehr ganz zurechnungsfähig, also bin ich irgendwie unschuldig.  Außerdem ist das Leben zu kurz, um gewisse Dinge nicht auszuprobieren.  Manchmal  passiert einem eben so etwas und man kann absolut nichts dagegen tun: Ich habe ein Fohlen gekauft – und das buchstäblich in einer „Nacht und Nebel-Aktion“. Womit auch der Name des kleinen Kerls feststand: „Nacht und Nebel“.

Das klingt jetzt nicht so schlimm, aber ich hatte nur ein paar Bilder, Videos und die Abstammung gesehen  und es nie persönlich kennengelernt  – und trotzdem wollte ich es unbedingt haben. Das sollte man eigentlich nie machen und ich würde jedem davon abraten. Natürlich gab es heftige Diskussionen zwischen der Vernunft auf meiner rechten Schulter und der wilden Truppe bestehend aus Herz, Neugier und Abenteuerlust auf meiner linken, die in dem Fall nicht nur zahlenmäßig überlegen waren. Dazu kam auch noch ein bisschen die Stimme des sich unmöglich benehmenden Ehrgeizes, der immer wieder eingeworfen hat, dass ich mir ein Pferd mit der Abstammung, dieser Farbe und den hoffentlich großartigen Bewegungen niemals würde leisten können, wenn es einmal drei oder älter wäre. Ein Negro aus einer Gribaldi- Mutter, man stelle sich das vor: Valegro mal Totilas! Soviel kann ich beim Reiten gar nicht falsch machen, dass das nicht ein tolles Pferd werden könnte... Also zum Teufel mit der Vernunft – hoch lebe die Hoffnung!

Ich war immerhin ziemlich erwachsen, was die Entscheidung um den Aufzucht-Platz anging, weil ich ja weiß, dass es mir fast unmöglich ist, ein Pferd wieder zu verkaufen, das bei mir aufwächst und  das ich zu gut kenne. Ja, da bin ich ein echtes Weichei und der schlechteste Verkäufer der Welt! Wenn ich einmal die Verantwortung für so ein großartiges Geschöpf übernommen habe, dann will ich, dass es für den Rest seines Lebens unter meinem Schutz steht, schließlich habe ich genug schlechte Erfahrungen mit scheinbar geeigneten Pferdemenschen gemacht, um das einem Pferd nie wieder zumuten zu wollen. Also hat er einen tollen Platz zum Aufwachsen bei Freunden in Bayern genießen dürfen, wo es ihm an nichts gefehlt hat. Ich habe ihn auch nur sehr selten besucht, um keine Bindung aufzubauen. Klingt wirklich nach einem guten Plan, oder?

Jetzt ist er seit fast einem Monat da und wir haben schon einiges erlebt. Ich kenne ihn schon ein bisschen näher, also schaut's mit Verkaufen schlecht aus. Scheinbar reichen da bei mir ein paar Wochen und ich denke nur noch auf  Rosemunde-Pilcher-Art. Wieder nicht sehr vernünftig, aber so bin ich eben.

Gleich nach der Ankunft hat er  nachdrücklich auf seine sofortige Kastration bestanden, und der Bitte bin ich gerne nachgekommen.  Jetzt genießt er erst mal das neue Umfeld mit einem jungen Kollegen auf der Koppel und lernt den Hof kennen, bis er sich wirklich eingelebt hat und wieder ordentlich im Futter steht. Die Aufregung und die Operation haben ihm einiges an Reserven gekostet – und ich will warten, bis er wieder etwas zugenommen hat und der leichten Arbeit ohne Anstrengung gewachsen ist.

Und ich habe beschlossen, eine kleine Serie über seine Ausbildung zu verfassen, in der ich ganz offen über Hoffnungen, Wunschträume, Seifenblasen und sonstige Dinge schreibe, die ich mit  „Nacht und Nebel" erleben werde. Natürlich auch darüber, was ich wie mache und wie er reagiert, ob ich Pläne ändere und was er für Vorzüge, aber auch Macken und Fehler hat.  Und ich freue mich sehr auf diese Aufgabe, weil ich es liebe, junge Pferde von Anfang an an ihre Aufgaben heranzuführen und ihnen zu zeigen, dass Dressur richtig Spaß machen kann.

Also – wünscht mir Glück, dass ich nicht zu oft den Boden küsse und er einer von der gemütlicheren Sorte ist, sonst wird es nur für Euch lustig ...

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