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Luises Blog: So aufregend ist das Pferde-Leben
23.05.2017 / Blogs

Ippon meisterte seinen ersten Film-Auftritt mit Coolness und Bravour ...
Ippon meisterte seinen ersten Film-Auftritt mit Coolness und Bravour ... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp

Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...


Ich habe eine wirklich gute Entschuldigung, dass ich so lange gebraucht habe, um diesen Blog zu schreiben: Ich habe Material dafür gesammelt - und zwar massenweise! Und jetzt kann ich mich nicht entscheiden, worüber ich eingehender berichten soll...
Meine letzten Wochen waren turbulent und spannend, auch wenn mir sonst eigentlich nicht langweilig ist.

Angefangen hat alles mit Ippon. Mein cooler, selbstgezogener Trakehner-Bub hatte nämlich seinen ersten Auftritt in einem Film bei Dreharbeiten auf dem wunderschönen Hof von Julia Hruby in Lanzendorf, so als Brad Pitt unter den Pferden (behauptet die vor Stolz platzende Besitzerin), mit perfekter Frisur, glänzendem Teint,  durchtrainiertem Body und einer Ausstrahlung, die einen umwirft. Und weil er natürlich nichts davon wusste, hab nur ich schlecht geschlafen und mich im Bett hin und her geworfen. Wie bereitet man ein Pferd auf eine Rolle in einem Film vor? Ich hatte keine Ahnung, außer dass er wohl brav, schön und sauber sein muss. Gut, dass wir keinen Text lernen mussten....

Da ich aber nebenbei noch ein normales „Pferde"- Leben  habe und zwei junge Hengste neu im Stall waren, die dringend kastriert werden wollten, wurde die Zeiteinteilung etwas eng. Wenn man ein paar Mal an einem brüllenden, gerade 3-jährigen Hengst am Halfter hängend durch die Stallgasse geschleift wird, wünscht man sich nichts sehnlicher als eine radikale Veränderung der Rangordnungs-Situation durch einen simplen tierärztlichen Eingriff. Und das möglichst gleich. Die Stuten waren nicht wirklich hilfreich, ich hatte das Gefühl sie würden absichtlich noch mehr ihre hübsche Krupp hin und her werfen und mit den Wimpern klimpern und damit meine ohnehin auf wackeligen Füßen stehende Autorität in Frage stellen. Also ab in die Klinik mit den aufmüpfigen Herren.

Dann war da noch eine Sichtungsveranstaltung des Trakehner-Verbandes für junge Dressurpferde mit Jessica Bredow-Werndl in Stadl-Paura, die natürlich ebenfalls in genau dieser Woche stattfinden sollte. Da musste Ippon wieder herhalten, begleitet von Cartier, mit dem er aufgewachsen ist und der seinen ersten öffentlichen Auftritt unter seiner Besitzerin hatte. Und die beiden waren mustergültig, wie Trakehner es eben sind, wenn man sie in ihren Rechten als Pferd nicht einschränkt.

Und natürlich hatte meine Vollblutstute Moira keine bessere Idee, also ausgerechnet in dieser Woche rossig zu werden, also mussten wir auch noch den Ultraschall, Samen bestellen und die Besamung mit meinem Tierarzt irgendwie unterkriegen.

Immerhin war alles gut auf die Tage der Woche aufgeteilt – und früher aufstehen geht ja immer. Jetzt weiß ich zumindest, wie die Welt Mitte Mai um 4 Uhr früh ausschaut, hat ja auch was!

Es  war allerdings nicht geplant, dass sich einer der Zwerg-Buben nicht spritzen lässt und ich noch zwei Mal zusätzlich in die Klinik fahren muss. Ich kann die Nadel-Phobie ja absolut nachvollziehen und er war einfach noch nicht so weit im Umgang mit Menschen, um so einen Pieks in den Hals wegzustecken. Aber es erstaunt mich immer wieder, was so ein Körper kann:  Nicht einmal mit einer doppelten Dosis Beruhigungspaste haben wir ihn so ruhig bekommen, dass er den Tierarzt rangelassen hätte, weil sein Körper vollgepumpt war mit Adrenalin!  Und so ist er am Mittwoch am Abend immer noch als Hengst mit nach Hause gefahren.  Und ich war wieder erst ziemlich spät im Bett und ein bisschen unrund, weil wir für den Jungspund eine Lösung finden mussten!

Jetzt kann ich aber ganz beruhigt schreiben, dass wir alles gut überstanden haben:
Moira ist besamt, und diese Woche werden wir erfahren, ob sie tragend ist vom Trakehner-Hengst Kentucky, was mich sehr freuen würde. Sie schläft auf jeden Fall deutlich mehr und wirkt irgendwie ruhiger.

Auch der kleine Hengst ist zurück nach Hause gefahren und wird dort in Ruhe direkt am Hof kastriert, wo er hoffentlich nicht so ängstlich sein wird. Bei dem zweiten Jungspund ist alles gut gegangen, er geht schon wieder auf die Koppel und wird aufgefüttert, damit wir ihn bald einmal anreiten können.

Und was mich besonders stolz macht: Ippon hat seinen neuen Film-Job wie ein Profi gemeistert, sich keine Sekunde vor all den Kameras und vielen Menschen gefürchtet und die Herzen des Teams im Sturm erobert.  Auch wenn nicht geplant war, dass er bei seinem Auftritt an der Hand eines Schauspielers in die Scheibtruhe beißt und ihm gehörig Respekt einflößt, weil er sich noch ein bisschen größer gemacht hat als sonst, hat er einen guten Eindruck hinterlassen und ist in die Liste der Filmpferde aufgenommen worden. Nur ruhig stehen müssen wir noch üben!  Mit mir im Sattel ist er aber für eine Hintergrundszene brav über den Hof getrabt und hat das irgendwie lustig gefunden.  Und ich habe gesehen, wie so ein Filmdreh abläuft und wie oft man Szenen filmen muss, bis sie „im Kasten" sind. Das war einmal eine neue Erfahrung und hat richtig Spaß gemacht! Also wenn es mit der Dressurkarriere nichts wird (was ich nicht hoffe), hat der Herr schon einen neuen Job ...

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