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Luises Blog: Herzrhythmusstörungen
27.02.2017 / Blogs

Wenn Senator – ein vierjähriger Sport-Noriker wie aus dem Bilderbuch – losgaloppiert, kann man schon Herzflattern bekommen ...
Wenn Senator – ein vierjähriger Sport-Noriker wie aus dem Bilderbuch – losgaloppiert, kann man schon Herzflattern bekommen ... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp

Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet ...

 

Bei Pferdebesitzern sind Herzrhythmusstörungen sicher ein weitverbreitetes Problem. Und auch, wenn das von keinem Mediziner (an)erkannt wird, wissen wir genau, dass es uns alle betrifft. Also ich bin eindeutig ein Risikopatient. Auch wenn ich sportlich bin, mich gesund ernähre  und nicht rauche. Das ist nämlich in meinem Fall nicht so wichtig, da geht es nur um meine größte Sorge: die Pferde! Egal ob sie mir gehören oder nur bei mir wohnen.

Die  Vierbeiner bereiten uns unendlich viel Freude, aber wenn irgendetwas nicht rund läuft, gnade Gott den Ehepartnern, der Familie und den Freunden von Pferdemenschen. Denn dann geht gar nichts mehr. Ein Anruf aus dem Stall genügt und (fast) jeder von uns würde sogar den Opernball sausen lassen, um seinem geliebten Freund den Huf zu halten. Ruft der Stallbetreiber an, herrscht oftmals erschrockenes Schweigen am anderen Ende der Leitung und ich habe mir schon lange abgewöhnt "Hallo" zu sagen. "Es ist alles ok" kommt einfach viel besser an.  Aber das erspart natürlich mir selbst keine Schrecksekunden und wer mit Pferden auf einem Hof zusammen lebt, der sollte sich mit der Zeit an so etwas gewöhnen. Bei mir funktioniert das aber leider nicht.

Heute habe ich am Viereck unterrichtet, als ich ein ungewöhnliches Geräusch gehört habe. Sparky war gerade mit Sophie ausreiten, weil ich keine Zeit hatte und das eigentlich mit den beiden immer  gut funktioniert. Sie waren in Begleitung von Julia und dem unerschrockenen  „Senator", einem 4-jährigen  Sportnoriker wie aus dem Bilderbuch. Eigentlich habe ich mir keine Sorgen gemacht. Aber bei schnellerem Hufgetrappel schaltet mein System automatisch auf Alarm und ich bin aufgesprungen, habe Richtung Einfahrt geschaut und mein Herz hat begonnen Tango zu tanzen. Schlechten Tango mit groben Aussetzern. Bababoom-Bababoom-Bababoom-Biiiiep-Bababoom-Bababoom-Biep. Ich habe nämlich einen – für seine Verhältnisse rasenden – Noriker die Einfahrt herein galoppieren sehen, mit hoch erhobenem Kopf und einer Reiterin im leichten Sitz. Mein Hirn hat unglaublich schnell die wildesten Theorien aufgestellt und mir Bilder geliefert, die ich nicht sehen wollte. „Wo ist der zweite?" habe ich gebrüllt und bin losgelaufen. Bababiiiiiiiiep!! Als ob ich etwas ändern könnte. Sparky im Wald mit gebrochenem Fuß und kein Handy dabei, hat mir meine Phantasie angeboten. Oder Sophie heruntergefallen und Sparky verschwunden im dichten Dickicht unserer Wälder.  Atmen hat mein Verstand gesagt. Bababoom-Biiiiiiiiiiiiiiep! Und dann hab ich den Koloss im Hof aufgehalten und  gesehen, das Julia über das ganze Gesicht grinst. Bababoooooooom. Trotzdem bin ich die Einfahrt hinausgelaufen und habe dann ganz hinten Sparky und Sophie entdeckt, seelenruhig im Schritt am langen Zügel. Ein Stein ist mir vom Herzen gefallen und er hat gleich ein paar Kekse gekriegt. Der dicke Noriker hat nämlich einfach beschlossen, dass er jetzt ein bisschen schneller nach Hause läuft, egal was Julia auf seinem Rücken sagt und meinem  Dressurpony war das dann doch zu gefährlich. Es könnte ja rutschig sein und überhaupt laufen wir auf diesem Stück nie schnell. Außerdem sind wir ja schon bei den anderen Pferden und da ist nichts mehr gefährlich. Puh, war ich erleichtert und dankbar, dass ich so ein vernünftiges, erwachsenes Pferd habe. Bababoom.

Wenn man Pferde hat,  gibt es Adrenalin nicht nur im Wettbewerb, sondern auch im täglichen Leben. Sei es, dass einer krank oder verletzt ist oder ein Pferd mitten in der Nacht frei über den Hof spaziert. Und auch wenn man glaubt, alles so zu machen und eingerichtet zu haben, dass kaum mehr etwas passieren kann, erfinden diese Gauner irgendwelche neuen Sachen. Es bleibt einfach immer was zu tun und oft  erfordert es eine schnelle Reaktion.  Ich habe schon ganze Nächte lang im Stall verbracht, habe im Pyjama Pferde eingefangen, bin mitten in der Nacht durch den Fluss gelaufen und habe bei Krankheiten um ihr Leben gezittert. Aber das gehört einfach dazu und ich bemühe mich, nicht irgendwann mit einem Herzkasperl irgendwo liegen zu bleiben....auch wenn das manchmal ziemlich verlockend ist!

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