Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...
Du hast mich 20 Jahre begleitet und warst immer an meiner Seite. Jetzt wird es langsam Zeit, Abschied zu nehmen und ich habe beschlossen, dass der richtige Zeitpunkt leider gekommen ist.
Du warst ein treuer Begleiter und wir haben so vieles gemeinsam erlebt: die ersten Versuche unter dem Reiter, unsere ersten Dressurturniere, viele schöne Runden im Viereck, aber auch einige wirklich spannende Buckel-Aktionen. Wir sind viel herumgekommen, waren zusammen auf der Auktion beim Trakehner Hengstmarkt in Neumünster, auf der Weltmeisterschaft der jungen Pferde in Deutschland und auf unzähligen Turnieren, wir haben im Bach gebadet, sind über Baumstämme gesprungen und haben Ausritte in Sonne, Schnee und Regen genossen. Du hast mir geholfen, wenn ich den Halt verloren habe, Du hast mich getragen und mich nie im Stich gelassen. Ganz selten wurde ich unsanft in den Sand gesetzt, aber das war nie Deine Schuld, ich war in manchen Situationen einfach zu langsam und mein Knieschluss nicht optimal!
Ich habe Dich gut gepflegt und geschaut, dass Du immer alles hattest was Du brauchst, Dich poliert und auf Hochglanz gebracht, bis Du geglänzt hast wie eine Speckschwarte.
Einen so treuen Freund zurücklassen zu müssen, ist traurig und hinterlässt eine riesengroße Lücke. Aber so soll es wohl sein, und auch ich sehe keinen anderen Ausweg. Mit der Zeit bist Du einfach steifer und dünner geworden, wo Du immer rund und gut gepolstert warst, bist Du jetzt eingefallen und auch nicht mehr so elastisch wie früher. Das ist alles normal und gehört zum Leben, keiner kann Dir mehr helfen und alle meine Versuche, Dich zu retten und zumindest ab und zu noch ausreiten zu gehen, waren erfolglos. „Der taugt nichts mehr, da kann man nichts machen" oder „Er ist einfach zu alt und nichts mehr wert" habe ich mir sagen lassen müssen. Am meisten getroffen hat mich die Aussage: „Mit DEM Dressur reiten, haha, der ist unmodern, so einen sieht man in keinem Viereck mehr!"
Aber ich habe Dich immer geliebt und sehr geschätzt – Du hast mir die Möglichkeit gegeben, wirklich an meinem Sitz zu arbeiten! Du hast mich geschmeidig aussitzen lassen und mich dabei unterstützt, mein optimales Gleichgewicht zu finden, mit Dir als Begleiter war das ein Vergnügen. Ich werde Dich für alle Zeiten in Ehren halten und Dich nie vergessen – mein geliebter alter Sattel!