Luises Blog: Mein geliebtes Krustentier 29.04.2016 / Blogs
Pferde lieben es, sich im Gatsch förmlich zu panieren – das anschließende Putzen ist dann eine besondere Herausforderung... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp
Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...
Dabei war ich doch schon ganz auf Frühling eingestellt. Es war schön warm, die Vögel haben beim Aufwachen so laut gezwitschert, dass man einfach nicht verschlafen konnte und das Licht am Abend kann man gar nicht genug genießen. Und jetzt ist der Winter wieder da. Schnee oder Schneeregen in den letzten Tagen und unfassbar kalt. Alle Pferde wollen ihre schon zum Waschen vorbereiteten Decken wieder freiwillig anziehen (das heißt was) und die, die keine anhaben, haben sich zur Sicherheit eine dicke, nasse Gatschschicht übergezogen und in Krustentiere verwandelt.
In solchen Zeiten ist das Putzen immer ein besonderes Ereignis. Zuerst einmal ist man nicht ganz sicher, ob dieses Schnitzel auf vier Beinen das eigene ist, weil die Blesse kaum noch zu erkennen und von den weißen Stiefeln nur der obere Rand zu sehen ist. Aber "es" steht in der richtigen Box und freut sich, also nehmen wir "es" mal mit auf den Putzplatz. Noch ist man guter Dinge und beginnt mit dem Abkratzen der ersten Schicht. Haare, viele Haare und eine Menge Staub werden da aufgewirbelt.
Nach der ersten Behandlung hat man ein graues Pferd ohne Schlammplatten, das ist ja schon mal was! Mit einer großen Borstenbürste müsste das doch gut gehen, und ab und zu kommt schon ein bisschen Sommerfell durch! Also wieder schrubben und – wen immer ich da auch putze, er mag das!! Kratzen ist so toll, also mache ich einfach weiter, auch wenn die Arme schon schmerzen. Ich benutze bewusst beide Hände, um die Symmetrie meiner Hilfen beim Reiten zu verbessern. Nur mit rechts putzen geht für mich gar nicht, meine linke muss alles genauso ausführen können wie die rechte Hand.
Natürlich ist das mein eigenes Ferkel-Pferd, kein anderes würde es wagen, sich so zu verkleiden und ich habe ihn gleich erkannt – wäre doch ein Witz, wenn man seinen besten Freund wegen ein bisschen Gatsch nicht mehr erkennt... Das mit dem Polieren lasse ich heute weg, das kommt mir dann doch ein bisschen seltsam vor. Außerdem kann ich meine Arme nicht mehr heben. Und es kommen immer noch Unmengen von Haaren, man könnte den zusammengekehrten Haufen schon fast für einen Hund halten...
Ich habe die Mähne vergessen. Ein anhaltender Trend unter Koppel- Pferden sind Gatsch-Dreadlocks, und die zu entfernen kostet Nerven. Vor allem, weil es kaum eine andere Möglichkeit gibt, als sich das ganze staubige Zeug ins Gesicht zu frisieren. Luft anhalten oder ausatmen ist der Plan, und dann nichts wie ran! Hals und Sattellage sind dann natürlich wieder voller Staub und wollen noch einmal geputzt werden. Besonders pelzige Hände bekommt man vom Putzen am Kopf und ich habe keine Ahnung, warum mich immer genau dann die Nase juckt und ich eine haarlose Stelle am Handrücken suchen muss.
Jetzt sind die Hufe dran und weil ich nasse Beine beim Putzen nicht mag, kommt der Schlauch nicht in Frage. Außerdem fühlt es sich wie -5 Grad an und das will ich ihm nicht antun. Vielleicht friert der Kerl dann am Waschplatz fest und ich will ja noch reiten. Also abkratzen mit dem Hufauskratzer, mit der kleinen Bürste noch mal drüber und Huffett drauf, dann glänzt das schön und lenkt vielleicht vom Rest ab. Das wieder Aufrichten gehört zu den weniger angenehmen Dingen und steigt mir ganz schön zu Kopf, ich habe wohl einige Zeit in gebückter Haltung da unten verbracht.
Den Schweif lasse ich heute mal weg. Ihn mit einer Haarbürste zu behandeln, wäre sowieso fatal und jedes Haar ist mir heilig. Glanzspray würde sich mit dem Gatsch zu einer glitschigen Masse verbinden und es schaut mir eh keiner beim Reiten zu. Also bleibt das einfach so und der Dreck wird abfallen, wenn das Ferkel ganz trocken ist. Man kann nicht alles haben.
Endlich bin ich fertig und kann reiten gehen. Im Stall sind heute alle so nett zu mir und lächeln mich breit grinsend an. Sie finden wohl auch, dass ich eine unglaubliche Putz-Leistung vollbracht habe! Ich verschwinde noch einmal schnell in Richtung Klo und schaue beim Hände waschen kurz in den Spiegel. Oh mein Gott – hello, Conchita!!!
Deshalb benutzen wir seit Jahren einen Staubsauger. Ich bin wohl doch eitler, als ich zugeben will...
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Luises Blog: In Lack und Leder 18.04.2016 / Blogs
Im Reitsport soll alles glänzen und strahlen – doch für diese Schönheit muss man/frau mitunter ganz schön leiden... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp
Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...
Wenn man jemanden auf dem Turnier helfen soll, ist das eine ganz besondere Aufgabe. Man ist Mädchen für alles, Psychologe (schon Wochen vorher) und manchmal auch so etwas wie die letzte Rettung. Wenn jemand die Handschuhe vergisst, kann ich die natürlich gerne herborgen – und bei der Siegerehrung haben wir sie einfach geteilt, jeder hatte einen. Ist das Sakko kurz vor dem Einreiten noch im weit entfernten Stall, wird ein Familienmitglied darauf angesetzt und gleich noch jemand hinterher geschickt, um sicherzugehen. Das klappt eigentlich fast immer!
Aber dieses Turnier stand unter dem Stern der Stiefel. Die haben nämlich mehr Macht, als man glaubt! Sie müssen glänzen, schön aussehen, gut passen und haben die verblüffende Eigenschaft, sich immer im falschen Moment mit ihrem Zipp zu zerstreiten. Darum trage ich nur Stiefel ohne Zipp, dann ist das Konfliktpotential nicht so groß. Mein einziges Problem ist dann die oft langatmige Trennung von meinen Füßen, aber mit einem guten Stiefelknecht , den ich in den Hintern treten kann, eigentlich unkompliziert. Ich war also nicht betroffen.
So neue Lackstiefelchen sind schon schick! Sie sollen natürlich keine Kratzer bekommen, daher werden sie geschont und beim Training so wenig wie möglich benützt. Außerdem sind sie noch nicht wirklich bequem, und das Eintragen ist eine Qual. Fürs Ausreiten sind sie aber irgendwie zu schade – es besteht ja die Gefahr, dass man einem Ast begegnet. Also verbringen sie die Zeit wohlbehütet zu Hause, bis die anderen Stiefel sich von ihrem Zipp trennen wollen. Dann kommen sie zum Einsatz und müssen gleich mal mit aufs Turnier!
Die herausgeputzte Reiterin und das geschniegelte Pferd sind schon von weitem in der Abreitehalle zu erkennen und ich freue mich auf ihren Auftritt. Die „Hörgeräte" werden mit zitternden Händen angebracht, das erleichtert die Verständigung auf dem vollen Platz um ein Vielfaches und ich muss nicht schreien. Ich bin ein Monk, was das Einflechten betrifft und habe eine ziemlich genaue Vorstellung, wie das ausschauen soll, egal ob geflochten oder genäht. Beim Anblick von 29 Zöpfen, die aus unerfindlichen Gründen alle in eine andere Richtung schauen, stockt mir der Atem. Aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern, auch wenn das gar nicht meines ist. Im Stillen taufe ich das Pferd in Rasta-Man um und gelobe, das zu Hause mit der stolzen Friseurin zu üben.
Dann kann's los gehen, und die beiden traben locker ihre Runden. Aber nicht lange, und es kommt eine Vollbremsung auf der Vorhand, womit ich ein ernsthaftes Problem habe. Auf strenge Nachfrage meinerseits kommt nur ein gepresstes „Die Stiefel..." und ein leidendes Stöhnen. Sie sind zu eng und drücken, eh klar. Nach ein paar Versuchen und haufenweise theatralischem Stöhnen wird das Spiel unterbrochen, die brave Mama läuft um die alten, kaputten Stiefel und sucht auch gleich ein Klebeband. Absteigen und raus aus den Lackstiefelchen war der Plan, aber es kommt anders: Ein zwischen hochrot und blass wechselndes Gesicht schaut mich mit großen Augen an, der Socken hat sich im Zipp verfangen und sie kommt nicht raus: gefangen in Lack und Leder! Nach einigen verzweifelten Versuchen, ich mit dem braven, interessiert und vielleicht auch etwas belustigt dreinschauenden Pferd an der Hand , kommt die Mama keuchend mit den alten Stiefeln um die Ecke und probiert selber nochmal, kann aber auch nichts erreichen.
Keine Ahnung, wie die Befreiung dann funktioniert hat, aber das Projekt Turnierstart war für dieses Wochenende gestorben, und Rasta-Man hat seinen Nachmittag auf der Koppel genossen. Der muss sich was denken...
27.03.2016 - Luises Blog: 12 Dinge, die das Pferdeleben schöner machen...
Luises Blog: 12 Dinge, die das Pferdeleben schöner machen... 27.03.2016 / Blogs
Auch, wenn uns ein Pferd nicht so herzlich begrüsst wie hier, hat es uns etwas zu sagen... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp
Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...
1. Wenn ich in den Stall komme und mir dreht das Pferd den Hintern zu, hat es mir etwas zu sagen. Es gibt kein gut gerittenes und abwechlungsreich gearbeitetes Pferd, das sich nicht auf die Arbeit freut. Ein paar Karotten bei der Begrüßung und ein durchdachtes Arbeitsprogramm und man wird vielleicht sogar wiehernd begrüßt!
2. Satteln. Wenn ein Pferd mit dem Schweif schlägt, die Ohren anlegt und vielleicht sogar schnappt, ist es nicht bösartig. Es versucht nur zu sagen, dass der Gurt zu schnell zu fest angezogen wird oder dass der Sattel nicht passt. Locker anschnallen, ein paar Schritte gehen, leicht nachziehen und wieder gehen. Dann nochmal ein bis zwei Loch und nach der Schrittphase erst festgurten. Einen Sattler holen und den Sattel überprüfen lassen.
3. Zäumen. Reckt das Pferd den Kopf in unerreichbare Höhen und macht das Maul nicht auf? Nicht mit Gewalt versuchen – einfach mal eine Zeitlang (oder für immer) ein Stückchen Apfel gleichzeitig mit der Trense geben, dann wird es sich darauf freuen.
4. Aufsteigen: Das Pferd steht nicht, also muss das geübt werden. Aber nicht das Pferd muss stehen üben, sondern: Der Reiter muss aufsteigen üben. Wenn einer einem mit der Zehenspitze in den Bauch bohrt, gleichzeitig im Maul zieht und sich dann voll in den ( unaufgewärmten) Rücken plumpsen lässt, ist es eine Zumutung, dabei stillzustehen. Flüchtet das Pferd dann, wird nochmal heftig angerissen. Eine Aufsteigehilfe benützen und vorsichtig einsitzen, am besten erst nach ein paar Schritten. Belohnen vor und nach dem Aufsitzen. Ein Leckerli wirkt oft Wunder.
5. Aussitzen auf Teufel komm raus. Wenn das Pferd schlecht zu sitzen ist und fest im Rücken, kann man nicht aussitzen. Dafür gibt es leichtreiten und jede Menge lösende Übungen. Im Sattel herumplumpsen und bei jeder Bewegung in den empfindlichen Rücken zu fallen, macht das nicht besser . Weder für das Pferd, noch für den Reiter. Lässt man sich Zeit und arbeitet daran, wird fast jedes Pferd zum Sofa und nimmt einen in der Bewegung schön mit. Geduld zahlt sich aus.
6. Gerte und Sporen nicht ständig und ohne Wirkung verwenden. Bewusst einsetzen, wenn es unbedingt notwendig ist. Aber nur um die Pferde sensibel zu behalten und nicht ständig stechen und drauflos trommeln. Das macht stumpf und den Pferden sicher keine Freude.
7. Pausen sind sehr wichtig und sowohl für das Pferd, als auch für den Reiter dringend notwendig. Zwischendurch öfter mal Schritt am langen Zügel reiten!
8. Auch Pferde haben mal einen schlechten Tag. Wir ja auch. Wenn nichts geht, einfach mal nur spazieren reiten oder grasen gehen. Sie werden Euch dafür lieben!
9. Ein buckelndes, wildes , unaufmerksames oder sehr faules Pferd? Jeden Tag Koppel mit einem (oder mehreren) Kumpels und sie werden in den meisten Fällen wesentlich braver bzw. gängiger, weil es sie glücklich macht. Obwohl das meiner Meinung nach sowieso für jedes Pferd selbstverständlich sein sollte.
10. Abwechslung ist das A und O. Ausreiten, freispringen, mal spazieren führen im Wald oder vom Boden aus spielen, Cavalletti und vieles mehr machen die Pferde aufmerksamer und sie bleiben interessiert. Und motiviert.
11. An der eigenen körperlichen Fitness arbeiten. Wir verlangen viel von unseren Pferden, da sollte es selbstverständlich sein, beweglich und in guter physischer Verfassung zu sein, um unseren Vierbeiner optimal unterstützen zu können.
12. Das Wichtigste zum Schluß: Achtet eure Pferde! Seid höflich, geduldig, freundlich. So wie ihr auch behandelt werden möchtet. Habt Spaß mit Euren Pferden, lächelt: Reiten ist schön!!!
01.03.2016 - Luises Blog: Ein schwerer Abschied
Luises Blog: Ein schwerer Abschied 01.03.2016 / Blogs
Anja-Luise Wessely-Trupp ist Reiterin und Ausbilderin im niederösterreichischen Pernitz. / Foto: Andreas Schnitzlhuber/www.scan-pictures.net
Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...
Du hast mich 20 Jahre begleitet und warst immer an meiner Seite. Jetzt wird es langsam Zeit, Abschied zu nehmen und ich habe beschlossen, dass der richtige Zeitpunkt leider gekommen ist.
Du warst ein treuer Begleiter und wir haben so vieles gemeinsam erlebt: die ersten Versuche unter dem Reiter, unsere ersten Dressurturniere, viele schöne Runden im Viereck, aber auch einige wirklich spannende Buckel-Aktionen. Wir sind viel herumgekommen, waren zusammen auf der Auktion beim Trakehner Hengstmarkt in Neumünster, auf der Weltmeisterschaft der jungen Pferde in Deutschland und auf unzähligen Turnieren, wir haben im Bach gebadet, sind über Baumstämme gesprungen und haben Ausritte in Sonne, Schnee und Regen genossen. Du hast mir geholfen, wenn ich den Halt verloren habe, Du hast mich getragen und mich nie im Stich gelassen. Ganz selten wurde ich unsanft in den Sand gesetzt, aber das war nie Deine Schuld, ich war in manchen Situationen einfach zu langsam und mein Knieschluss nicht optimal!
Ich habe Dich gut gepflegt und geschaut, dass Du immer alles hattest was Du brauchst, Dich poliert und auf Hochglanz gebracht, bis Du geglänzt hast wie eine Speckschwarte.
Einen so treuen Freund zurücklassen zu müssen, ist traurig und hinterlässt eine riesengroße Lücke. Aber so soll es wohl sein, und auch ich sehe keinen anderen Ausweg. Mit der Zeit bist Du einfach steifer und dünner geworden, wo Du immer rund und gut gepolstert warst, bist Du jetzt eingefallen und auch nicht mehr so elastisch wie früher. Das ist alles normal und gehört zum Leben, keiner kann Dir mehr helfen und alle meine Versuche, Dich zu retten und zumindest ab und zu noch ausreiten zu gehen, waren erfolglos. „Der taugt nichts mehr, da kann man nichts machen" oder „Er ist einfach zu alt und nichts mehr wert" habe ich mir sagen lassen müssen. Am meisten getroffen hat mich die Aussage: „Mit DEM Dressur reiten, haha, der ist unmodern, so einen sieht man in keinem Viereck mehr!"
Aber ich habe Dich immer geliebt und sehr geschätzt – Du hast mir die Möglichkeit gegeben, wirklich an meinem Sitz zu arbeiten! Du hast mich geschmeidig aussitzen lassen und mich dabei unterstützt, mein optimales Gleichgewicht zu finden, mit Dir als Begleiter war das ein Vergnügen. Ich werde Dich für alle Zeiten in Ehren halten und Dich nie vergessen – mein geliebter alter Sattel!
25.02.2016 - Luises Blog: Überdosis Pferd?
Luises Blog: Überdosis Pferd? 25.02.2016 / Blogs
Ständig unter Pferden zu sein, kann gewisse unerwünschte Nebenwirkungen haben... / Foto: privat
Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...
Ich glaube, ich verbringe zu viel Zeit mit meinen Pferden. Nicht, dass ich von ihnen die Nase voll hätte, im Gegenteil! Selbst an meinen "Pferde-freien" Tagen verbringe ich meistens den ganzen Tag im Stall, aber einfach nur ein bisschen gemütlicher. Und ich liebe das.
Aber es gibt da gewisse Anzeichen...
Wenn normale (also nicht Pferde-)Menschen im Auto sitzen und irgendwo hin fahren, schauen sie vielleicht auch mal gerne aus dem Fenster und bewundern die Landschaft. Ich dagegen bin auf der ständigen Suche nach guten Galoppstrecken und freue mich über jede längere Wiese wie ein kleines Kind. Ein sanfter Hügel und ich düse schon im Kopf bis hinauf und höre den Wind in meinen Ohren sausen! Und wenn ich ein Pferd sehe, ist das ein richtiger Lichtblick, ich hab ja schon so lange keine gesehen! Egal ob Noriker Tigerschecke oder Esel, Pony oder sogar Kühe: Lebewesen mit vier Beinen erhöhen eindeutig meinen Puls. Das war schon immer so und wird sich wohl auch nicht mehr ändern.
Ich bin auch jedes Mal erstaunt, wie mutig mein Auto ist. Wenn zum Beispiel ein weißes Plastiksackerl angeweht kommt und ich automatisch das Lenkrad fester halte, hüpft es überhaupt nicht auf die Seite oder buckelt über die Autobahn!
Wenn ich einen Raum betrete, rutscht mir schon mal ein "hoho" heraus, nicht weil ich der Weihnachtsmann sein will, sondern weil das bei uns üblich ist, wenn wir die Halle betreten wollen oder um die Ecke auf das Viereck kommen. Die Pferde beruhigt das, bei Menschen im urbanen Bereich löst es irgendwie eigenartige Blicke aus.
Und vor kurzem war ich einkaufen in einem größeren Lebensmittelgeschäft. Ich stand an der Kasse in einer ziemlich langen Schlange und die Dame vor mir hat sich intensiv mit einer anderen unterhalten und nicht gemerkt, dass es schon wieder weitergeht. Da habe ich energisch mit der Zunge geschnalzt, ich schwöre es war ein Reflex!! Wäre die folgende Reaktion von einem Pferd gekommen, hätte es sicher keinen Zucker verdient.
Wundert Euch also bitte nicht, wenn Ihr mir mal auf den Rücken klopft und ich zufrieden abschnaube...;-)
04.02.2016 - Luises Blog: Immer diese Foto-Crasher...Luises Blog: Immer diese Foto-Crasher... 04.02.2016 / Blogs
Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...
Jeder, der sich schon näher mit Pferden und Fotografie beschäftigt hat, der weiß, dass es kaum jemals so kommt, wie man es gerne hätte. Für mich ist ein gutes Foto ein reiner Glücksfall – und ich freue mich jedes Mal über einen gelungenen Moment. Wenn man dann am Computer sitzt und in Ruhe die Bilder durchschaut, sieht man oft Dinge, die man vorher gar nicht so richtig bemerkt hat...
Foto-Shooting mit dem zweieinhalb-jährigen Cartier: Gekonntes Verstecken hinter dem Pferd – wenn nur nicht dieser verräterische Schatten wäre... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp Ein kleiner Tipp: Männer und Hunde wegsperren, wenn man Fotos machen will! / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp Es schneit, und die Mädels gehen ausreiten. Ich habe schon viele Fotos von Nathalie und ihrem 4-jährigen Dundee gemacht, und diese wären nahezu perfekt geworden – hätte nicht Sophie dreingepfuscht... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp ... und dann macht sogar noch ihr Pferd mit. / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp Ich habe versucht, gute Fotos von Ippon zu machen, da er für die Körung in Neumünster angenommen worden ist. Eine mühsame Sache: An manchen Tagen war er einfach nicht motiviert, dann war das Licht schlecht oder ich zu langsam. An diesem einen Tag kam alles zusammen – und Lunes noch dazu, der einfach nicht von seinem Ippon weggehen wollte. / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp Endlich eine Reaktion auf unser lautes Schimpfen – Lunes sucht das Weite... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp ... und findet es erstaunlich nah, gleich hinterm Baum. / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp Aber wir gaben nicht auf: neuer Hintergrund, neues Glück! Doch Lunes war schon wieder zur Stelle... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp ... und war einfach nicht bereit, Ippon die ganze Aufmerksamkeit zu überlassen. Irgendwann haben wir's dann aufgegeben... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp Zum Abschluss noch eines meiner Lieblingsfotos von Marion Berg aus dem Jänner 2015! Ein Fotocrasher wie aus dem Bilderbuch, finde ich! / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp
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17.01.2016 - Luises Blog: Das schreckliche Halfter
Luises Blog: Das schreckliche Halfter 17.01.2016 / News
Ein Blick sagt mehr als tausend Worte: Carla und das Halfter des Schreckens... / Foto: privat
Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...
Zu Weihnachten bekommen ja alle Geschenke, die meisten vom Christkind, andere von Eltern, Partnern oder Freunden. Meine Pferde freuen sich über Äpfel und Karotten, und manche kriegen was ganz Besonderes (zusätzlich natürlich!), weil sie es gerade dringend brauchen. Carla hat so ein zerfleddertes Koppelhalfter, und weil unsere Burschen gerne Mal die Halfter durcheinander bringen, habe ich mir gedacht, ich schenke ihr ein außergewöhnliches Exemplar zu Weihnachten. Carla kann sich optisch fast alles leisten, sie ist der Typ, der sogar in Leggings gut ausschauen würde: eine lackschwarze Diva mit Ausstrahlung und Trakehner-Schmelz, bei der beinahe jeder stehen bleibt und sie anschauen muss. Zusätzlich hat sie gelegentlich auch noch eine Tendenz zu Extravaganz und Hysterie, sie ist also ein Star durch und durch.
Ich muss auch noch klarstellen, dass ich sehr konservativ bin (man könnte auch sagen: langweilig) , was die Ausrüstung meiner Pferde betrifft. Ich habe alles nur in blau oder weiß, was anderes kommt nicht in Frage. Die Pferde sollen glänzen und nichts darf von ihrer Schönheit ablenken, schon gar nicht orange, rosa oder giftgrün! Trotzdem habe ich also dieses Halfter gesehen und sofort ist mir Carla eingefallen, weil sie einfach alles tragen kann: also auch schwarz-gelb gestreiften Plüsch! Noch nie hab ich so etwas Verwegenes getan, aber diesmal konnte ich mich nicht beherrschen und hab es tatsächlich gekauft!
Am 24. war dann die große Anprobe – und ich fand das wirklich cool! Sie hat zwar mit den Augen gerollt und war wohl etwas skeptisch, hat sich aber gleich für ein Foto in Pose geworfen und wirkte angesichts der zusätzlichen Aufmerksamkeit sogar recht zufrieden. Ich habe also den schwarzen Strick am neuen Halfter befestigt und gedacht, es würde sofort Anklang finden. Nix da, die Stallburschen haben umgebaut und wieder ihr altes Zeug verwendet, ich hatte keine Ahnung warum.
Ein paar Tage später wollte ich sie holen und ging mit Keksen bewaffnet in ihre Box. Sie hat sich wie immer gefreut, bis ich das Halfter in die Hand genommen habe: Plötzlich stand Carla wild schnaubend in der Ecke und hat mir deutlich gezeigt, dass sie damit gar nicht einverstanden ist! Mit Bestechung und gutem Zureden hab ich es schließlich doch geschafft. "Meine" Mädels haben mir dann berichtet, dass sie seit neuestem immer so ein Theater macht und Steffi, mein Lehrling, konnte sie die letzten Tage nur noch mit Hilfe unseres Stallburschen "einfangen"! Das fand ich doch ziemlich interessant.
Ich hab sie danach öfter selber geholt, absichtlich mit dem chicen Teil in der Hand – und mein erster Gedanke war, dass Pferde wohl doch nicht immun gegen schlechten Geschmack sind. Das hat mich irgendwie gefreut, es muss ja nicht jeder alles mögen – und ich liebe Pferde mit Charakter. Altes Halfter – kein Problem, neues Halfter – abgelehnt. Ich wollte trotzdem weiter üben, kann ja eigentlich nicht angehen, dass die Madame so wählerisch ist! Bis mir die Erkenntnis kam: Es ist der Urinstinkt. Gelb-schwarz gestreift ist wohl eine Warnfarbe. Und Carla hat sich aufgeführt, als würde es um ihr Überleben gehen: schnauben, Hintern zudrehen und das Weiße in den Augen theatralisch blitzen lassen! Viel deutlicher konnte sie nicht werden, um mir unglaublich begriffstutzigem , instinktarmen Zweibeiner ihre wahren Gefühle zu verdeutlichen.
Und dann hab ich´s endlich gecheckt! Ist ja eigentlich vollkommen klar und mit logischem Denken einfach zu erklären. Es hat einen Pelz in wilden Farben, hängt vor der Box mucksmäuschen still auf der Lauer, bewegt sich, wenn es der Zweibeiner in den Händen hält und wartet nur auf den richtigen Augenblick: Dann schlingt es sich um den Kopf seines Opfers und alles ist vorbei. Wie konnte ich nur so dumm sein: Das Halfter lebt!!!
Ich hab es jetzt mal sicherheitshalber in den Kasten gesperrt. Dort wartet es auf besondere Anlässe. Fasching vielleicht?
11.01.2016 - Luises Blog: Ein Ausritt im Winter
Luises Blog: Ein Ausritt im Winter 11.01.2016 / Blogs
Anja Luise Wessely-Trupp mit Ippon, der gar keine Lust hat, wie ein Model dreinzuschauen... / Foto: privat
Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...
Wenn ich in der Früh aus dem Fenster schaue und alles von einer frischen, himmlisch weißen Schneedecke verhüllt ist, schießt mir unwillkürlich der Gedanke in den Kopf: Jetzt ausreiten! Die Vorfreude ist groß, und weil ich weiß, dass ich eine ewig Frierende bin, wird alles angezogen, das halbwegs verspricht, mich warmzuhalten: doppelte Skiunterwäsche, gefütterte Reithosen, mindestens ein Rollkragenpullover, eine ganz dicke Daunenjacke, selbstverständlich auch noch Schal, Mütze und Handschuhe. Fertig angezogen komm ich mir vor wie ein Michelin-Mädchen und bin dezent unbeweglich, aber irgendwie wird es schon gehen.
Also die Stiegen runter und...f...! Die Stiefel! Ich wusste, daß ich irgendwas vergessen hatte! Wie soll ich in diesem Aufzug in meine Stiefel kommen? Beim Hinunterbeugen erwürgt mich fast der Schal, und während ich verzweifelt versuche, den Zipp zu schließen, wird mir immerhin ein wenig wärmer. Irgendwas ist mir immer noch im Weg, vielleicht waren drei Pullover doch zu viel...? Schnaufend und ächzend schaffe ich es schließlich, meine in zwei Paar Skisocken eingepackten Füße in die warmen Stiefel zu quetschen und stapfe durch den Schnee Richtung Stall.
Warmes Schnauben und ein brummeliges Gewieher begrüßen mich, das sofort mit Keksen aus meiner Tasche belohnt wird. Wobei.... sofort ist übertrieben, denn die Kekse stecken in der Jacke unter dem Mantel. Das habe ich nicht bedacht. Pferd aus der Box, Hufe auskratzen, hm, eigentlich ist es gar nicht so kalt, denke ich mir.... Decke runter, Staubsauger anwerfen, erste Seite mit dem Striegel bearbeiten – nein, es ist es sogar angenehm warm hier! Mantel ausziehen. Ich poliere mit der weichen Bürste (immer noch die erste Seite). Gamaschen rechts drauf, Pferd wenden und Karotte geben. Zweite Seite striegeln, es ist sogar ziemlich warm hier drinnen! Sicherheitshalber hauche ich in die Luft und sehe, dass eine Wolke aufsteigt – aber warum ist mir so warm? Der Schal wird entfernt. Viel besser!
Polieren der linken Körperhälfte, jetzt reiße mir die Haube vom Kopf: Viel zu heiß hier drinnen! Sattel und Zaumzeug drauf – wir geben immer ein Stück Apfel beim Zäumen (dass heißt ich muss aufpassen, dass der Saft vom Apfel meine Handschuhe nicht nass macht) und nehme ihn mit spitzen Fingern an der Schale. Hurra, geschafft – Pferd ist fertig! Während ich mich wieder anziehe, hat Pferd den Karottenkübel erwischt und auf mein „Nein“-Kommando fix reagiert, den Kopf aus dem Kübel gezogen und dabei Richtung Stallmitte geschwenkt – Karotten all überall! Ich, ausgestopft wie ein übergewichtiger Teddybär, sammle sie mühsam ein und werde dabei von meinem vierbeinigen Freund unterstützt: eins ins Maul, keins in den Kübel, große Hilfe! Mir ist inzwischen wieder richtig warm.
Gut, dass wir immer von unserem Stockerl aufsteigen. Bequem und leicht zu bewerkstelligen, auch in gepolstertem Zustand. Und endlich ist es soweit: Ich sitze oben, und es kann losgehen: Schnee, wir kommen!!! Ein wunderbares Gefühl, still und leise durch den Wald zu galoppieren, eins mit diesem Wesen vom anderen Stern! Bis mein Sicherheitssystem auf vier Beinen eine Vollbremsung hinlegt, weil ein Hund um die Ecke schießt. Gerade noch kann ich mich oben halten, der wilde Kerl hat Gott sei Dank seinen Besitzer an der Leine und ist daher nicht der Kategorie "Säbelzahntiger" zuzuordnen, beruhigend für mein Pferd und ein Glück für die unförmige Reiterin. Lächelnd setze ich meinen Ritt fort und stelle mir vor, ich wäre über den Lenker gegangen: Wie eine Schildkröte wäre ich wohl am Rücken gelegen und hätte gezappelt, bis mir jemand aufgeholfen hätte... Schön ist es trotzdem gewesen!
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