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Luises Blog: Mein geliebtes Krustentier
29.04.2016 / Blogs

Pferde lieben es, sich im Gatsch förmlich zu panieren – das anschließende Putzen ist dann eine besondere Herausforderung...
Pferde lieben es, sich im Gatsch förmlich zu panieren – das anschließende Putzen ist dann eine besondere Herausforderung... / Foto: Anja Luise Wessely-Trupp

Anja Luise Wessely-Trupp ist als Reiterin und Ausbilderin österreichweit ein Begriff und vor allem für ihre einfühlsame Arbeit mit jungen Pferden bekannt. Auf ihrem Hof im niederösterreichischen Pernitz lebt sie mit ihren Pferden und für ihre Pferde, die ihr über alles gehen und mit denen sie viele spannende, denkwürdige und auch lustige Erlebnisse teilt, über die Sie in Ihrem Blog ,Mein Leben auf vier Beinen’ auf ProPferd berichtet...

 

Dabei war ich doch schon ganz auf Frühling eingestellt. Es war schön warm, die Vögel haben beim Aufwachen so laut gezwitschert, dass man einfach nicht verschlafen konnte und das Licht am Abend kann man gar nicht genug genießen. Und jetzt ist der Winter wieder da. Schnee oder Schneeregen in den letzten Tagen und unfassbar kalt. Alle Pferde wollen ihre schon zum Waschen vorbereiteten  Decken wieder freiwillig anziehen (das heißt was) und die, die keine anhaben, haben sich zur Sicherheit eine dicke, nasse Gatschschicht übergezogen und in Krustentiere verwandelt.

In solchen Zeiten ist das Putzen immer ein besonderes Ereignis. Zuerst einmal ist man nicht ganz sicher, ob dieses Schnitzel auf vier Beinen das eigene ist, weil die Blesse kaum noch zu erkennen und von den weißen Stiefeln nur der obere Rand zu sehen ist. Aber "es" steht in der richtigen Box und freut sich, also nehmen wir "es" mal mit auf den Putzplatz. Noch ist man guter Dinge und beginnt mit dem Abkratzen der ersten Schicht. Haare, viele Haare und eine Menge Staub werden da aufgewirbelt.

Nach der ersten Behandlung hat man ein graues Pferd ohne Schlammplatten, das ist ja schon mal was! Mit einer großen Borstenbürste müsste das doch gut gehen, und ab und zu kommt schon ein bisschen Sommerfell durch! Also wieder schrubben und  – wen immer ich da auch putze, er mag das!! Kratzen ist so toll, also mache ich einfach weiter, auch wenn die Arme schon schmerzen. Ich benutze bewusst beide Hände, um die Symmetrie meiner Hilfen beim Reiten zu verbessern. Nur mit rechts putzen geht für mich gar nicht, meine linke muss alles genauso ausführen können wie die rechte Hand.

Natürlich ist das mein eigenes Ferkel-Pferd, kein anderes würde es wagen, sich so zu verkleiden und ich habe ihn gleich erkannt – wäre doch ein Witz, wenn man seinen besten Freund wegen ein bisschen Gatsch nicht mehr erkennt... Das mit dem Polieren lasse ich heute weg, das kommt mir dann doch ein bisschen seltsam vor. Außerdem kann ich meine Arme nicht mehr heben. Und es kommen immer noch Unmengen von Haaren, man könnte den zusammengekehrten Haufen schon fast für einen Hund halten...

Ich habe die Mähne vergessen. Ein anhaltender Trend unter Koppel- Pferden sind Gatsch-Dreadlocks, und die zu entfernen kostet Nerven. Vor allem, weil es kaum eine andere Möglichkeit gibt, als sich das ganze staubige Zeug ins Gesicht zu frisieren. Luft anhalten oder ausatmen ist der Plan, und dann nichts wie ran! Hals und Sattellage sind dann natürlich wieder voller Staub und wollen noch einmal geputzt werden. Besonders pelzige Hände bekommt man vom Putzen am Kopf und ich habe keine Ahnung, warum mich immer genau dann die Nase juckt und ich eine haarlose Stelle am Handrücken suchen muss.

Jetzt sind die Hufe dran und weil ich nasse Beine beim Putzen nicht mag, kommt der Schlauch nicht in Frage. Außerdem fühlt es sich wie -5 Grad an und das will ich ihm nicht antun. Vielleicht friert der Kerl dann am Waschplatz fest und ich will ja noch reiten.  Also abkratzen mit dem Hufauskratzer, mit der kleinen Bürste noch mal drüber und Huffett drauf, dann glänzt das schön und lenkt vielleicht vom Rest ab. Das wieder Aufrichten gehört zu den weniger angenehmen Dingen und steigt mir ganz schön zu Kopf, ich habe wohl einige Zeit in gebückter Haltung da unten verbracht.

Den Schweif lasse ich heute mal weg. Ihn mit einer Haarbürste zu behandeln, wäre sowieso fatal und jedes Haar ist mir heilig. Glanzspray würde sich mit dem Gatsch zu einer glitschigen Masse verbinden und es schaut mir eh keiner beim Reiten zu. Also bleibt das einfach so und der Dreck wird abfallen, wenn das Ferkel  ganz trocken ist. Man kann nicht alles haben.

Endlich bin ich fertig und kann reiten gehen. Im Stall sind heute alle so nett zu mir und lächeln mich breit grinsend an. Sie finden wohl auch, dass ich eine unglaubliche Putz-Leistung vollbracht habe! Ich verschwinde noch einmal schnell in Richtung Klo und schaue beim Hände waschen kurz in den Spiegel. Oh mein Gott – hello, Conchita!!!

Deshalb benutzen wir seit Jahren einen Staubsauger. Ich bin wohl doch eitler, als ich zugeben will...

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